Die
Könige von Thailand im Porträt - Von Rama I. bis Rama
IX.
mit freundlicher Genehmigung von www.FARANG.de
übernommen.
Autor:
Dr. Volker Wangemann
Die
Chakri Dynastie
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Rama
I.
Boromma Thammikarat |
Rama
II.
Prinz Isarasundhorn von Siam |
Rama
III.
Phra Nangklao Chaoyahua |
Rama
IV.
Phra
Chomklao Chaoyuhua
KÖNIG
MONGKUT
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Rama
V.
Krom Meun Pikanesuarn Surasangkat |
Rama
VI.
Phra Mongkut Klao Chaoyahua
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Rama
VII.
Somdej Chao Fah Prajadhipok Sakdidej |
Rama
VIII.
Mom Chao Ananda Mahidol Mahidol |
Rama
IX.
MAHA BHUMIBOL ADULYADEJ
MAHITALADHIBET RAMADHIBODI CHAKRINARUBODRINDARA
SAYAMINDARARADHIRAJ BOROMANATBOPHIT,
KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ ODER RAMA IX., DER GROSSE
Die
9 Könige der Chakri-Dynastie.
RAMA
I.
Der
spätere König Rama I. wurde am 20. März 1737 in
Ayutthaya während der Regierungszeit des damaligen Königs
Borammakot oder auch Borommarachathirat III. als Thong Duang in
eine sehr wohlhabende Familie hineingeboren. Der sehr schwermütige
Name Borammakot bedeutet übrigens "Der König in
der goldenen Urne / in der Erwartung seiner Einäscherung",
während er unter dem Namen Boromma Thammikarat (wörtlich:
Der gerechte König, auch "Song Tham") gekrönt
wurde.
Sein Vater war Thong Dee, später Somdet Phra Prathorn Borom
Maha Rajchanok genannt, ein mittlerer Beamter im Mahatthai, dem
Ministerium für die Nordprovinzen. Er erhielt später
den Titel "Phra Aksorn Sundornsat" (Königlicher
Sekretär des nördlichen Siam, Bewahrer des königlichen
Siegels), während seine Mutter Daoreung die Tochter aus einer
sehr reichen chinesischen Familie war und noch weitere sechs Kinder
hatte. Laut Originalzitat von König Mongkut - Rama IV. zu
John Bowring, einem englischen Staatsmann, Reisenden und Schriftsteller:
"a beautiful daughter of a Chinese richest family" (eine
schöne Tochter von einer der reichsten Chinesenfamilien).
Als Thong Duang 21 Jahre alt war, begab er sich, der buddhistischen
Tradition entsprechend, für drei Monate in einen Tempel.
Schon kurze Zeit später heiratete er Khoon Nark, auch Nang
Sao Nak genannt, die spätere Königin Amarinda, aus der
sehr wohlhabenden und sehr einflußreichen Familie Bunnag,
die ursprünglich aus dem persischen Qum stammte. Noch heute
hat die Bunnag-Familie einen erheblichen Einfluß in Thailand
(Tej Bunnag war Außenminister in der im Jahr 2008 per Gerichtsentscheid
des Amtes enthobenen Regierung des Ministerpräsidenten Samak
Sundaravej!).
Die Hochzeit fand in Rachaburi statt. In seiner Karriere erhielt
er zuerst eine Anstellung beim Gouverneur der Provinz Rachaburi,
und schon im Alter von nur 25 Jahren wurde er mit dem Ehrentitel
"Luang Yokrabat" ausgezeichnet. Im Jahr 1761 wurde er
unter dem damaligen König Ekathat, auch Suriyamarin oder
Boromaraja V. genannt, der der letzte König des Königreiches
von Ayutthaya war, zum Gouverneur der Provinz Rachaburi.
Am 07. April 1767 fiel Ayutthaya, die alte Hauptstadt Siams, nach
mehr als einjähriger Belagerung, den Burmesen in die Hände
und wurde von diesen geplündert und weitgehend zerstört!
Mit seinem sechs Jahre jüngeren Bruder Surasi (Bunma), später
Somdet Phra Bawornrajchao Maha Sura Singhanat oder auch Maha Sura
Singhanat genannt, schloß er sich General Taksin an, der
der Zerstörung Ayutthayas entkommen war. Taksin organisierte
den Widerstand gegen die Burmesen von Chantaburi aus und bildete
zuerst strategische Allianzen aus mehreren kleinen Fürstentümern,
die noch auf dem Boden Siams existierten.
Aufgrund seiner aussergewöhnlichen strategischen Begabung
gelang es Taksin zuerst Ayutthaya oder besser die Reste dessen,
was noch von Ayutthaya nach der burmesischen Besetzung übrig
geblieben war, zurückzuerobern. Da jedoch Ayutthaya nicht
mehr als Hauptstadt zu gebrauchen war, wählte Taksin die
kleine Stadt Thon Buri am Ufer des Menam Chao Phraya zur neuen
Hauptstadt. Der nächste Kampf war gegen die Priesterfürsten
von Fang, die einen buddhistisch-fundamentalistischen Staat errichten
wollten, und Taksin gewann diesen Kampf. Bis auf die Nordprovinzen
war nach dem Ende der Kämpfe und dem Einmarsch in Khorat
damit Siam wieder fast in seiner Hand. Im Jahr 1774 fiel Lan Na
von Burma ab, und auch Chiang Mai und Nan wurden den Burmesen
entrissen. Taksin war vom 28.12.1768 bis zum 06.04.1782 König
von Siam, als erster und einziger König des Königreiches
von Thon Buri, also der Vorgänger der Chakri Dynastie. Er
hatte den Titel Somdet Prachao Taksin Maharaj oder Somdet Taksin
Krung Thonburi.
Bereits
seit dem Jahr 1770 dienten ihm Thong Duang und Bunma als brillante
Militärführer in seiner Armee. Thong Duang wurde im
Jahr 1775, nach Niederschlagung eines Aufstandes in Khorat, der
Adelstitel Chao Phraya "Chakri" verliehen. Der Name
Chakri, das Symbol des späteren Königshauses Chakri,
bezeichnet den Diskus (Chakra) und einen Dreizack (Trishula).
Letzteres ist die mythologische Waffe des Hindugottes Narayana,
einem Avatar (Gott oder Aspekt eines Gottes ) von Vishnu, der
durch die Könige Siams personifiziert wird!
1777 eroberte Taksin das Königreich Champasak in Laos, 1778
folgte Luang Prabang und Vientiane, ebenfalls in Laos. Noch bis
zum Jahr 1893, dem Jahr der Abtretung an Frankreich, war Laos
ein Vasallenstaat Siams. Aus dieser Zeit stammt auch das größte
heutige Heiligtums Thailands, der Smaragdbuddha im Wat Phra Kaeo
in Bangkok, ursprünglich ein Beutestück aus den Kriegen
Taksins!
1781 kam es zu Unruhen in Kambodscha und Chao Phraya Chakri sowie
Surasi wurden erneut mit der Niederschlagung der Aufstände
beauftragt. Taksin machte, wahrscheinlich durch inneren und äußeren
Druck, nunmehr eine starke Persönlichkeitsveränderung
durch. Er sah sich als der kommende Buddha und wollte als Gott
verehrt werden. Unter der Führung von Phraya Sankhaburi (Phaya
San) kam es zu einer Rebellion gegen Taksin. Er wurde gezwungen
abzudanken und mußte Mönch im Wat Chaeng (der heutige
Wat Arun) werden. Wegen dieser Rebellion mußte Chao Phraya
Chakri sehr schnell aus Kambodscha zurückkehren, er ließ
die Rebellen verhaften und hinrichten. Da jedoch Taksin unter
dem Vorwurf stand, den Obersten Mönchspatriarchen misshandelt
zu haben, wurde er aus dem Tempel geholt, vor Gericht gestellt
und zum Tode verurteilt. Da jedoch kein königliches Blut
vergossen werden durfte, wurde Taksin in einen Samtsack gesteckt
und zu Tode geprügelt. Am Tage der Hinrichtung Taksins, dem
06. April 1782 (noch heute gesetzlicher Feiertag in Thailand!)
bestieg Chao Phraya Chakri den Thron und wurde damit als Phra
Puttha Yotfa Chulalok dessen Nachfolger und Begründer der
Chakri-Dynastie.
Sicherlich kam es Rama I. zugute, daß er mit allen wichtigen
Familien Siams verwandt war. Seine Frau kam aus der mächtigen
Bunnag-Familie, durch den Ehemann seiner älteren Schwester
Sri Sudaraksa war er mit den Brahmanen verwandt, und seine Mutter
Daoreung und wenigstens eine seiner Nebenfrauen waren gebürtige
Chinesinnen.
Rama
I. verlegte die Hauptstadt von Thon Buri auf die andere Seite
des Menam Chao Phraya, da der alte Königspalast durch die
benachbarte Lage der Tempel Wat Tai Tald und Wat Arun nicht mehr
erweiterungsfähig war und zudem der Palast, bedingt durch
die flußnahe Lage, stark der Erosion ausgesetzt war und
in den Chao Phraya abzurutschen drohte. Am Ostufer des mächtigen
Flusses war jedoch genug Platz für eine vollkommen neue Hauptstadt
vorhanden, denn dort gab es nur das kleine Dorf Ban Makok (Dorf
im Pflaumenhain), ein Ort, der sich später zu einer der wichtigsten
Städte Asiens, dem heutigen Bangkok entwickeln würde.
Rama I. errichtete am 21. April 1782 den Lak Mueang, den Stadtpfeiler,
den symbolischen Gründungsort der neuen Stadt, an der südwestlichen
Ecke des Sanam Luang. Als nächstes Projekt wurde der Bau
eines neuen Königspalastes, dem Phra Borom Maharadscha Wong
mit großzügigen Nebengebäuden und einem neuen
repräsentativen Tempel, dem Wat Phra Kaeo, in Angriff genommen.
Offiziell wurde Rama I. am 10. Juni 1782 zum König gekrönt,
die Krönungszeremonie dauerte drei Tage, und bei dieser Gelegenheit
erhielt die neue Hauptstadt den Namen Krung Rattanakosin In-Ayothaya
nach Phra Phutta Maha Mani Rattana Patimongkon, die dann über
mehrere Abwandlungen wie z.B. Krung Rattanakosin zu ihrem heutigen
Namen kam.
Rama I. gründete zahlreiche weitere neue Tempel, viele Tempel
wurden restauriert, und andere Tempel wurden in einen königlichen
Rang (Wat Luang) erhoben, so der weltberühmte Wat Pho.
Das alte Fort Vichayen (erbaut unter König Narai, später
umbenannt in Fort Vichai Prasit und heute Hauptquartier der Royal
Thai Navy) am Westufer des Chao Phraya wurde teilweise geschleift,
und die östliche Stadtmauer von Thon Buri wurde abgerissen,
um die Stadtentwicklung von Thon Buri zu fördern. Unter seiner
Regentschaft wurde zur Entwässerung des Landes am Ostufer
des Chao Phraya der Khlong Mahanak angelegt, weitere Kanäle
zur Entwässerung, aber auch zur Landesverteidigung folgten.
Im Bereich der Regierung setzte Rama I. eine neue Beraterversammlung
ein, die aus Vertrauten des Königs bestand. Da nach der burmesischen
Besetzung und der Zerstörung Ayutthayas neun von zehn wichtigen
Gesetzbüchern verschwunden bzw. vernichtet waren, erließ
Rama I. neue Gesetze, ließ die alten Gesetze, soweit noch
bekannt, wieder rekonstruieren und wieder in Kraft treten, erließ
neu die "Gesetze der drei Siegel", die nunmehr viele
neue zivilrechtliche und militärische Gesetze aufwiesen und
im Jahr 1804 in Kraft traten.
Auch im religiösen Bereich war Rama I. tätig, denn er
wollte den Buddhismus in seiner Bedeutung festigen. Zu diesem
Zweck rief er im Jahr 1788 ein großes buddhistisches Konzil
ein, um die Tripitaka neu bearbeiten zu lassen. Die aus dem Jahr
1788 stammende Version der Tripitaka, die in Pali und in Thai
verfasst ist und die zahlreiche Fehler in vorherigen Versionen
ausmerzte, befindet sich heute in der Bibliothek Phra Mont Wop.
Erstmals
seit der Zerstörung Ayutthayas konnte unter Rama I. das Ramakien
vervollständigt werden, das in der Literatur Thailands eine
herausragende Rolle spielt. Weitere bekannte Werke sind E-Now,
Dalunk, Anurat sowie eine Abhandlung über den Krieg mit den
Burmesen in Ta Din Daeng. Rama I. unterstützte auch die Architektur,
das Drama und die bildenden Künste. Er sammelte persönlich
Buddha-Statuen aus allen Teilen Thailands, denen er neue, angemessene
Plätze in Bangkok gab.
Rama I., der als Begründer des modernen Thailand gilt, starb
am 07. September 1809 in Bangkok nach einer Regierungszeit von
27 Jahren. Sein Sohn Isarasundorn wurde als Rama II. sein Nachfolger.
Die Erinnerung an Rama I. wird in Thailand u.a. durch eine Statue
wachgehalten, die auf Anordnung des Königs Rama VII. errichtet
wurde und am östlichen Ufer des Menam Chao Phraya an der
Memorial Bridge steht. Die Statue, entworfen von Prinz Narit und
angefertigt von Professor Silpa Bhirasri wurde am 06. April 1932
(150 Jahre nach der Inthronisierung von König Rama I.) der
Öffentlichkeit übergeben. Der 06. April ist als Chakri-Tag
ein offizieller Staatsfeiertag in Thailand. Rama I hinterließ
42 Kinder und erhielt posthum den Titel Poraminthara Boromanat,
Phra Puttha Yodfa Chunalok der Große.
RAMA
II.
Rama
II. wurde am 24. Februar 1767 als Nai Chim, Sohn des späteren
Rama I., dem Begründer der Chakri-Dynastie (siehe hierzu
das Porträt von Rama I. in unserer Serie, Folge 1) in Amphawa,
in der Provinz Samut Songkhram, geboren, als sein Vater während
der Belagerung von Ayutthaya in Rachaburi als Offizier stationiert
war. Chim war der Ältere von zwei Brüdern, die der spätere
König Rama I. mit der Königin Amarinda hatte. Als Rama
I. sich selbst zum König von Siam gekrönt hatte erhielt
Chim den Titel Prinz Isarasundhorn von Siam.
Isarasundhorn hatte eine Affäre mit seiner Konkubine Chao
Chorn Manda Riam, deren Vater Phraya Nonthaburi Srimahauthayan
(Boonchan) und deren Mutter Pheng waren. Die aus einer muslimischen
Familie stammende Chao Chorn heiratete Prinz Isarasundhorn als
zweite Konkubine und gebar ihm im Jahr 1787 Prinz Tub, den späteren
Prinzen Jessadabodindra und späteren König Rama III.!
Als ihr Sohn dann zu Rama III. gekrönt wurde, erhielt Chao
Charn Manda Riam den Titel Krom Somdet Phra Sri Sulalai (Ihre
Königliche Hoheit Prinzessin Sri Sulalai) und wurde damit
offiziell auch Mitglied der königlichen Familie.
Prinz Isarasundhorn hatte danach eine geheime Affäre mit
seiner Cousine Prinzessin Bunrod, die eine Tochter von Prinzessin
Sri Sudarak (Schwester von König Rama I.) und deren chinesischem
Ehemann Chao Krua Ngern war. Als König Rama I. nach einer
Schwangerschaft von 4 Monaten im Jahr 1801 den Zustand von Prinzessin
Bunrod sah, war er sehr erzürnt. Er verbannte die Prinzessin
vom Hofe. Sie sollte zusammem mit ihrem Bruder Prinz Thepharirak
leben. Prinz Isarasundhorn flehte jedoch seinen Vater an, seine
geliebte Prinzessin zu ihm zurückkehren zu lassen. Der Vater
entsprach der Bitte, und so konnte Prinz Isarasundhorn zusammen
mit Prinzessin Bunrod im alten Palast (Thon Buri Palast) Quartier
beziehen. Prinzessin Bunrod Mongkut wurde nunmehr die offizielle
Begleiterin des Prinzen. Zusammen mit dem Prinzen und späteren
König Rama II. hatte sie drei Söhne. Der erste Sohn
starb kurz nach der Geburt im Jahr 1801, der zweite Sohn wurde
im Jahr 1804 als Prinz Mongkut geboren, später wurde dieser
Sohn der König Mongkut oder Rama IV.! Ein weiterer Sohn wurde
im Jahr 1808 geboren. Er erhielt den Titel Prinz Chutamani, (Chaofa
Krommakhun Izaret oder König Pinklao) und wurde Vizekönig
unter seinem älteren Bruder König Mongkut.
Prinz
Isarasundhorn wurde im Jahr 1807 zum "Krom Phrarajawang Baworn
Sathan Mongkol" oder "Frontpalast" ernannt. Das
entsprach dem Titel eines Vizekönigs oder "Uparaja"
- ein Titel der noch aus der Zeit der alten Ayutthaya-Königreiche
stammte und der immerhin noch bis zum Jahr 1885 überdauerte.
Erst dann wurde dieser Titel von König Rama V., dem berühmten
König Chulalongkorn, durch den Titel eines Kronprinzen ersetzt,
wenn auch der vorherige Titel eindeutig den Erben auf den Thron
bezeichnete! Prinz Isarasundhorn folgte damit seinem Onkel Sura
Singhanat, der im Jahr 1803 verstorben war.
Als sein Vater Rama I. im Jahr 1809 verstarb, folgte ihm Prinz
Isarasundhorn auf den Königsthron und wurde damit zu König
Rama II., wenn auch die Bezeichnung der Könige in jener Zeit
noch nicht mit Rama I. und Rama II. erfolgte. Dies geschah erst
später unter König Rama III. (wird in der nächsten
Serie eingehend erläutert!). Seine ständige Begleiterin
Prinzessin Bunrod wurde nunmehr auch ganz offiziell Königin
Sri Suriyendra (Somdet Phra Sri Suriyendra Boroma Rachini). Später
nach der Krönung ihres Sohnes Mongkut zu König Mongkut,
Rama IV., erhielt sie den Titel Krom Somdet Phra Sri Suriyendramataya.
Königin
Sri Suriyendra war der damaligen Tradition entsprechend, nicht
die einzige Gemahlin des Königs, denn gemäß thailändischer
königlicher Tradition durften siamesische Monarchen mehrere
Frauen haben. Und deswegen mußte die Königin ihren
Gemahl mit der königlichen Begleiterin Kunthon und Prinzessin
Riam (Chao Chorm), der Mutter des späteren Königs Rama
III. und weiteren Konkubinen teilen.
Bereits kurz nach der Thronbesteigung von Rama II. rebellierte
Prinz Kshatranichit, der überlebende Sohn von General Taksin
gegen den König, und zweifelte dessen Legitimation an. Die
Rebellion wurde durch den Sohn von Rama II, den späteren
Prinzen Jessadabodindra, damals noch Prinz Tub genannt, niedergeschlagen.
Dieser erwarb mit der Niederschlagung der Rebellion die unbedingte
Gunst des Königs, der ihm in der Zukunft wichtige Staatsämter
anvertraute. Prinz Tub wurde sehr schnell Superintendent im Außen-
und Wirtschaftsministerium.
Nach dem Tode von Rama I. versuchte das Nachbarland Burma unter
König Bodawpaya die vermeintliche Schwäche von Siam
sofort auszunutzen und marschierte im Süden des Landes in
die Provinz Chumporn ein und eroberte Thalang (Phuket). Rama II.
sandte sofort seinen Bruder Maha Senanurak, der nunmehr den Titel
des "Frontpalastes" hatte, nach Thalang. Der Ort war
in der sogenannten "Thalang Kampagne" total zerstört
worden, dennoch gelang es Maha Senanurak die Burmesen aus Siam
zu vertreiben. Diese Besetzung siamesischen Gebietes im Jahr 1785,
bei der sich übrigens die Schwestern Lady Chan und Lady Muk
heldenhaft im Kampf hervortaten und noch heute als Heldinnen in
Phuket verehrt werden, war die letzte Besetzung thailändischen
Staatsgebietes!
Im Jahr 1786 verlor Siam Penang an die Briten, als der Sultan
von Kedah, der ein siamesischer Vasall war, eigenmächtig
und ohne Konsultation Siams dieses Gebiet einfach weggab!
König Rama II. besaß drei weiße Elefanten, was
in der damaligen Zeit wirklich außergewöhnlich war.
Vom gewöhnlichen Volk wurde er daher auch als der "Weiße
Elefantenkönig" bezeichnet! Durch König Rama II.
kam der weiße Elefant dann folgerichtig auch in die damalige
Staatsflagge von Siam.
Rama II. war ein praktizierender und überzeugter Buddhist.
Er verlangte diese Ergebenheit Buddha gegenüber auch von
seiner Familie, seinen Palastbediensteten, aber auch vom gemeinen
Volke. So verbot er persönlich durch ein Dekret das Glücksspiel,
insbesondere die damals weit verbreiteten Hahnenkämpfe und
auch Fischkämpfe. Auch der Visakha Bucha, der Tag, der zu
Ehren der Geburt Buddhas, dessen Erleuchtung und dessen Tod gefeiert
wird, wurde durch Rama II. neu und würdevoller gestaltet.
Auch das Tripitaka, die Sammlung der Reden und Gebete, wurde von
ihm bearbeitet, als er die nur in der Pali-Sprache vorliegenden
Gebete zum ersten Mal ins Thai übersetzte.
Während
seiner Regentschaft ließ Rama II. viele neue Tempel erbauen,
so z.B. Wat Paichayont Polsape, Wat Molikok Gayaram, Wat Prudgasachet
Staram und Wat Arunraja Vararam, die sämtlich in Thon Buri
liegen. Er entwarf persönlich das wichtige Buddha-Abbild
im Wat Arun. König Rama II. galt auch als ein versierter
Meister der Holzschnitzerei, so wurden beispielsweise die geschnitzten
Holzportale des Wat Rakang Kositaram und des Wat Suthasanathep
Vararam von ihm persönlich gestaltet.
Auch als Schriftsteller ist Rama II. in Siam bekannt geworden.
So schrieb er die Geschichte "Manee Pichai und Sangthong,
der Prinz in einer Seemuschel" (eine Geschichte, die noch
heute an thailändischen Schulen gelesen wird!). Der König
überarbeitete noch einmal die von seinem Vater neu für
das Thai geschaffene Form des Ramakien, der thailändischen
Variante des indischen Ramayana-Epos. Er schuf eine Form, die
auch von Tänzern dargestellt werden konnte. Diese spezielle
Form der höfischen Tanzkunst, im Thailändischen "Khon"
genannt, wurde nunmehr auch durch Masken symbolisiert, die er
selbst schuf und die heute im National Museum ausgestellt werden.
Auch die Herstellung des sogenannten "Bencharong"-Geschirrs
wurde von ihm durch die Neuzulassung von neuen Farben wesentlich
gefördert.
Die
Literatur förderte Rama II. ganz gezielt, hier seien nur
die berühmten Schriftsteller Sunthorn Phu mit seinem Werk
"Phra Abhay Mani" und Nann Dhibet mit "Nirat Narin"
genannt. Ebenfalls förderte er seine Söhne Prinz Jessadabodindra
und Prinz Poramanuchit, die auch schriftstellerisch tätig
waren. Sein Lieblingsinstrument bei seinen musikalischen Neigungen
war die "Sor Sai Fah Fad"-Gitarre. Er komponierte u.a.
das Lied "Bulan Loi Fah", das zeitweise als Königshymne
benutzt wurde.
Rama II. war durch die Zerstörung Ayutthayas tief betroffen,
daher wollte er Siam soviel wie möglich an Kunst, Kunstwerken
und Literatur nach dieser traumatischen Niederlage zurückgeben.
Deshalb engagierte er sich so sehr auf den genannten Gebieten.
Er war kein Freund der Gewalt, obgleich er in einer Zeit der Gewalt
und der Anarchie in Thailand aufgewachsen war, deshalb vermied
er Gewalt während seiner Regentschaft, wann immer es möglich
war.
Auch auf dem Gebiet der Verwaltung war Rama II. schöpferisch
tätig, indem er die Verwaltungsstrukturen neu gestaltete
und versuchte, die Verwaltung effizienter zu machen. In der Wirtschaft
wurde von ihm die erste Landvermessung von Siam angeregt, die
das gesamte Land komplett erfasste. Grund dafür war der Befehl
des Königs an die Landbesitzer, daß es kein unkultiviertes
Land mehr geben sollte. Jeder Landbesitzer, der sein Land nicht
kultivieren wollte, wurde mit Enteignung bedroht.
Als König war Rama II. sehr fruchtbar. Er hatte 73 Kinder,
davon 38 Jungen und 35 Mädchen, die von 38 verschiedenen
Müttern stammten. 51 der Kinder wurden schon vor seiner Thronbesteigung
geboren, interessanterweise heiratete keine seiner 35 Töchter!
Die Nachfahren seines 61. Kindes, des Prinzen Pramoj wurden als
Seni Pramoj (von 1945-1946 und von 1976-1977 Premierminister)
und als Kukrit Pramoj (von 1975-1976 Premierminister) beide Premierminister
von Thailand. Die gegenwärtige Königin Sirikit ist eine
Nachkommin des 49. Kindes von Rama II., des Prinzen Nuam, der
die Snidwongse-Familie begründete.
Nur wenige Tage nach der Ordination seines Sohnes Prinz Mongkut
im Wat Bowonniwet Vihara am 07.Juli 1824 wurde Rama II. plötzlich
sehr krank. Er ließ sich zuerst in der traditionellen thailändischen
Medizin behandeln. Dies führte jedoch zu keinem Erfolg und
so wurde die Behandlung durch die Hofärzte fortgesetzt. Am
21. Juli 1824 verstarb Rama II., der 16 Jahre lang König
von Siam gewesen war und seinem Land eine Blüte verliehen
hatte.
Eine im Jahr 1996 neu errichtete Statue im Kong Pavillon hinter
dem Phra Chedi Klang Nam, der im Tambun Pak Khlong Bang Pla Kod
im Amphoe Phra Samut im Changwat Samut Prakan steht, zeigt König
Rama II. in voller Größe.
RAMA
III.
Der
spätere König Rama III. wurde am 31. März 1787
als Sohn des Prinzen Isarasundhorn (der spätere König
Rama II.) und dessen Konkubine Chao Charn Manda Riam, der späteren
Prinzessin Sri Sulalai als Prinz Tub geboren. Nach der Krönung
seines Vaters zum König von Siam als Rama II. im Jahr 1809
versuchte der überlebende Sohn des Generals Taksin, Prinz
Kshatriyanuchit eine Rebellion gegen den regierenden König,
da er dessen legitime Ansprüche auf den Königsthron
nicht anerkannte. Diese Rebellion wurde von Prinz Tub niedergeschlagen,
womit sich Prinz Tub das unbedingte Vertrauen seines Vaters verdiente.
Er wurde zum Prinzen Poraminthara Maha Jessadabodindra ernannt
und erhielt danach eine hohe Stelle im "Khom Tra", dem
Ministerium für Handel und Auswärtige Angelegenheiten.
Er erwarb sich bei dieser Arbeit profunde Kenntnisse in Handelsangelegenheiten
und lernte dabei auch die chinesische Kultur schätzen und
lieben, was sich bei den von Jessadabodindra konstruierten späteren
Tempeln darin manifestierte, daß diese stark chinesisch
beeinflusst waren.
Während sich Prinz Jessadabodindra den Verwaltungsaufgaben
im Handel widmete, ging sein Halbbruder Prinz Mongkut (der spätere
König Mongkut oder Rama IV.) in einen buddhistischen Tempel.
Von seinem Vater wurde Jessadabodindra "Chao Sua" genannt
(bedeutet etwa Handelsvorstand). Er ließ im Hafen von Bangkok,
das damals schon 40 Jahre bestand, immer wertvolle Handelswaren
und solche mit hohem Gewicht lagern, was dazu führte, daß
immer eine große Schiffstonnage im Hafen ankerte. Er war
auch in seiner Funktion im Handelsministerium gleichzeitig der
Leiter des Hafens von Bangkok.
Zur weiteren Ankurbelung der Wirtschaft ließ er die Flüsse
des Landes mit künstlichen Wasserstraßen verbinden,
auch viele Khlongs von Bangkok verdanken ihm ihre Existenz.
Als im Jahr 1824 sein Vater König Rama II. plötzlich
und unerwartet verstarb, hätte eigentlich, gemäß
der thailändischen Thronfolge, sein Halbbruder Prinz Mongkut
der nächste König werden müssen, doch der Kronrat
("Accession Council") bestimmte statt dessen Prinz Jessadabodindra
zum Nachfolger seines Vaters. Dies geschah zum einen, da sein
Halbbruder Mongkut zu dieser Zeit im Kloster weilte, zum anderen
aber auch, weil man annahm, daß Jessadabodindra mehr praktische
Erfahrungen in der Regentschaft haben würde als sein Halbbruder.
Dieser Konflikt um die Thronfolge lief nicht ganz harmonisch ab,
denn nach der Inthronisierung beschwerte sich der jüngere
Bruder Prinz Chudhamani darüber, daß seine Seite der
Familie um die ererbten Thronfolgerechte betrogen worden sei.
Sicherlich war Prinz Mongkut der Thronfolgeordnung gemäß
der voll-blaublütige Sohn des vormaligen Königs Rama
II. und dessen Frau Königin Suriyendra, währenddessen
Prinz Jessadabodindra nur zum Teil königlichen Geblütes
war, dennoch entschied sich der Kronrat für eine Kontinuität
in der Thronfolge und ließ den weitaus unerfahrenen Prinz
Mongkut vorerst in seinem Kloster. König Rama III. wurde
am 21. Juli 1824 zum König gekrönt und erhielt den Titel
"Maha Chestabodin", der spätere Titel "Phra
Nangklao Chaoyahua" wurde ihm erst später von König
Rama IV. verliehen!
Hier
ist nun die versprochene Erklärung über den thailändischen
Königstitel "Rama" nötig, denn ohne eine Erklärung
der Herkunft des Namens bzw. der Nummerierung der Könige
Thailands bliebe die Geschichte nicht nur unvollständig sondern
auch unverständlich:
Der
Name Rama wurde vom hinduistischen Gott Rama übernommen,
der nach den Lehren des Hinduismus die siebente Inkarnation von
Vishnu, dem Gott der Erhaltung, ist. Die Könige Thailands
nach der Ayutthaya-Periode, also die Könige der Chakri-Dynastie,
werden im Ausland durchnummeriert, also Rama I. bis Rama IX.,
währendessen sie mit einer einzigen Ausnahme, in Thailand
selbst nie als Rama bezeichnet wurden! Die erwähnte Ausnahme
ist König Phra Mongkutklao (Vajiravudh), der sich selbst
als Rama VI. bezeichnen ließ! Vajirawudh, der als Phra Mongkutklao
Chaoyahua gekrönt worden war, erließ am 11.11.1916
ein vereinfachtes System zur Neubenennung und Durchnummerierung
der Könige Siams der Chakri-Dynastie. Alle bisherigen Könige
bekamen postum (lat. nach dem Tode eintretend) den Titel "Ramathibodi"
plus fortlaufender Nummer verliehen, wobei die Abkürzung
Rama erlaubt war. König Vajiravudh ließ sich selbst
"Phra Ram thi hok" nennen.
Der Name eines siamesischen oder thailändischen Königs
gilt traditionell als heilig und niemand aus dem Volk würde
ihn unter normalen Umständen aussprechen, so wird z.B. der
heute regierende König Rama IX. als "Nai Luang"
oder auch als "Phra Chao Yu Hua" bezeichnet. Als Rama
I. die Chakri-Dynastie begründete wurde er als "Phaen
Din Ton" (Das Erste Königreich) bezeichnet, ihm folgte
Rama II. als "Phaen Din Klang" (Das Mittlere Königreich)
und schließlich kam Rama III. auf den Thron, der nun folgerichtig
als "Phaen Din Plai" (Das letzte Königreich) hätte
bezeichnet werden müssen. Diese mögliche Namensgebung
wäre doch sehr unglücklich gewesen, hätte sie doch
suggeriert, daß damit die Periode der Chakri-Könige
vorbei gewesen wäre! Stattdessen wählte man den Titel
"Ratschakan Ti Saam" (Die Dritte Regierungszeit) und
folgerichtig gilt für die weitere inoffizielle Verwendung
seither die Bezeichnung "Ratschakan Ti...", so daß
der jetzige König Rama IX. den Titel "Ratschakan Ti
Gao" (Die Neunte Regierungszeit) trägt!
Kehren
wir nun, nach diesem historisch notwendigen Exkurs, wieder zum
Leben von Rama III. zurück: Noch zu seiner Zeit als Prinz
Jessadabodindra brach der 1. Anglo-Burmesische Krieg aus, bei
dem die Briten im Jahr 1824 um siamesischen Beistand baten. Da
die Burmesen von jeher in Siam verhasst waren (Zerstörung
Ayutthayas!) übergab der Prinz den Briten Elefanten, um durch
den burmesischen Dschungel in das Kernland Burmas zu gelangen,
außerdem nahmen siamesische Armeen an dem Eroberungskrieg
teil, da die Briten den Siamesen erobertes Land zum dauernden
Besitz versprochen hatten. Nach der Eroberung von Mergui durch
Phraya Chumporn kam es zu Auseinandersetzungen mit den Briten,
die die Aktionen von Phraya Chumporn mit dessen massiven Zwangsumsiedlungen
der ortsansässigen Bevölkerung nicht billigten, so daß
Prinz Jessadabodindra den Rückzug aus Burma befahl. Im Jahr
1826 unterzeichnete Henry Burney (ein Diplomat der British East
India Company) den sogenannten "Burney Treaty", den
ersten Friedensvertrag zwischen Siam und dem Westen, bei dem allerdings
auch die Grenze zwischen Burma und Siam, mit Ausnahme eines umstrittenen
Stückes am Drei Pagoden Pass, definitiv festgelegt wurde.
Siam erhielt in diesem Friedensvertrag die vier nördlichen
Malaienstaaten des heutigen Malaysia, die Staaten Kedah, Kelantan,
Perlis und Terengganu, die bis zum Anglo-Siamesischen Friedensvertrag
von 1909, auch als Bangkok Friedensvertrag von 1909 bekannt, bei
Siam verblieben, um dann an die Briten zu fallen. Penang verblieb
schon 1825 bei den Briten, gleichfalls wurde ihnen freier Handel
in Kelantan und Terengganu unter Nichtbeachtung siamesischer Rechte
gewährt.
Mit diesem Vertrag wurde auch der Freihandel in Siam eingeführt
und die Zölle auf ausländische Waren mussten drastisch
reduziert werden.
Die
drei laotischen Königreiche Vientiane, Luang Prabang und
Champasak waren bereits im Jahr 1778 an Siam gefallen, als Maha
Kshatriyaseuk (oder Rama I.) sie erobert hatte. Anouvong, auch
Chao Anou oder Saya-Sethathirath III., der Sohn des Königs
von Vientiane war als Gefangener nach Bangkok gebracht worden,
wo er für dreißig Jahre verblieb. Im Jahr 1805 kehrte
Anouvong nach Vientiane zurück und wurde dort zum König
gekrönt. Nachdem Rama II. im Jahr 1824 gestorben war und
Siam in Burma engagiert war, sah Anouvong nach der Rückkehr
von den Beerdigungsfeierlichkeiten für König Rama II.
im Jahr 1825 die Möglichkeit, sich von Siam zu lösen.
Er marschierte in Khorat ein und zwang die Bewohner der Stadt
zum Verlassen der Stadt. Jedoch rebellierten die Bewohner Khorats
unter der Führung von Mo, der Gattin des Herrschers von Khorat,
gegen Anouvong und er musste fliehen. Rama III. sandte seinen
Bruder Prinz Maha Sakdi Ponsep, den "Frontpalast" und
Phraya Rajsupawadi in den Isaan, wo die Armee von Anouvong vernichtend
geschlagen wurde. Anouvong floh nach Vietnam und Vientiane wurde
von den Siamesen besetzt und die Bewohner aus der Stadt vertrieben.
Im Jahr 1827 ordnete Rama III. die Zerstörung von Vientiane
an, jedoch kehrte Anouvong mit Hilfe vietnamesischer Truppen nach
Laos zurück. Er wurde von siamesischen Truppen in der Nähe
von Nong Khai erneut vernichtend geschlagen, gefangen genommen
und in einem Eisenkäfig vor der Suthaisawan Halle ausgestellt,
wo er 1828 verstarb. Vientiane wurde von den Siamesen bis auf
die Grundmauern niedergebrannt. Eine 200-jährige Geschichte
und das Königreich Vientiane war damit beendet.
Das
Jahr 1831 brachte den Beginn des Siamesisch-Vietnamesischen Krieges,
der auch als Siamesisch-Kambodschanischer Krieg von 1831-1834
bezeichnet wird, als Siam versuchte Kambodscha zu erobern, jedoch
von Vietnam zurückgedrängt wurde. Nachdem Ang Chan in
Kambodscha den Thron im Jahr 1812 bestiegen hatte, marschierten
siamesische Truppen im Jahr 1831 in Nord-Kambodscha ein und marschierten
dann südwärts. Sie schlugen die Kambodschaner in der
Schlacht von Kompong Chang, so daß Ang Chan im Jahr 1832
nach Vietnam floh. Die Siamesen bedrängten nunmehr auch Vietnam
und eroberten Chau Boc und Vinh Long im südlichen Vietnam,
ehe sie von vietnamesischen Truppen attackiert und zurückgetrieben
wurden. In Kambodscha und Ost-Laos kam es zum Aufstand, so daß
im Jahr 1835 eine vietnamesische Armee mit 15.000 Mann gegen die
Siamesen marschierte und sie schließlich gänzlich aus
Kambodscha vertrieb und damit selbst die Kontrolle über Kambodscha
erlangte.
Der
Krieg zwischen Siam und Vietnam war noch nicht beendet, denn es
kam in den Jahren 1842-1845 erneut zum Siamesisch-Vietnamesischen
Krieg. Vietnam hatte seit dem letzten Krieg permanent seinen Einfluß
in Kambodscha vergrößert, den schwindenden Einfluß
der Khmer ausnutzend, und ausserdem hatte man mit Königin
Ang Mey eine Vietnam-hörige Königin auf dem Khmer-Thron
installiert. Im Jahr 1841 kam es in Kambodscha zu einem Aufstand
gegen die vietnamesische Herrschaft, bei dem die Kambodschaner
um siamesische Hilfe ersuchten. Diese Hilfe wurde ihnen durch
Rama III. auch gewährt, und er sandte siamesische Truppen
nach Kambodscha. Gleichzeitig wurde der im Exil in Bangkok lebende
kambodschanische Prinz Ang Duong im Jahr 1841 wieder auf dem kambodschanischen
Königsthron eingesetzt. In einem vierjährigen Krieg
erlitt Vietnam zwar schwerste Verluste in Kambodscha, konnte jedoch
nie gänzlich aus Kambodscha vertrieben werden. Im Jahr 1845
schlossen Siam und Vietnam einen Kompromissfrieden, in dem Kambodscha
unter gemeinsame Verwaltung von Siam und Vietnam kam, jedoch Siam
die Oberhoheit erhielt. Im Jahr 1848 wurde Ang Duong formell König
von Kambodscha. Schon im Jahr 1847 waren französische Truppen
in Vietnam, nach vietnamesischen Massakern an christlichen Missionaren,
einmarschiert, so daß sich in der Folgezeit Vietnam aus
Kambodscha zurückziehen musste!
König
Rama III. war berühmt für seinen buddhistischen Glauben,
so spendete er bereits einen Tag nach seiner Krönung und
dann täglich 50 armen und bedürftigen Menschen das Essen.
Mehr als 50 Tempel wurden unter seiner Regentschaft gebaut oder
rekonstruiert, u.a. der erste Tempel im chinesischen Stil (Wat
Ratchaorasaram, vormals Wat Chom Thong) und Wat Nagnong Worawihan,
der unter ihm rekonstruiert wurde. Ebenfalls erneuert wurde die
hohe Stupa von Wat Arun, der Goldene Berg am Wat Sraket, der Metalltempel
am Wat Ratchanaddaram und den Wat Phra Chetuphon, besser bekannt
als Wat Pho oder Tempel des Liegenden Buddha.
König Rama III. war auch durch seine aussergewöhnliche
Freigiebigkeit und Höflichkeit bekannt, was ihm sehr viel
Bewunderung bei allen Menschen einbrachte. Er beschützte
alle Religionen, nicht nur den von ihm so geschätzten Buddhismus,
sondern auch das Christentum, das Brahmanentum, den Hinduismus
und die Sikhs. In den Tempeln Wat Suthat und Wat Parinayok entwarf
er die wichtigsten Buddha-Abbilder. Er hielt Mönche und Novizen
dazu an, buddhistische Schulen in Bangkok und auf dem Land zu
besuchen. Rama III. gab auch eine Neufassung der buddhistischen
Tripitaka heraus, die dann auch eine sehr große Verbreitung
im ganzen Land fand. Die Erstellung der Wandmalereien mit Szenen
aus dem Ramajana-Zyklus im Wat Phra Kaeo geht ebenfalls auf Rama
III. zurück.
Im
Erziehungswesen unterstützte Rama III. jeden, der Talent
hatte. Als der König feststellte, daß das aus der Ayutthaya-Zeit
stammende Erziehungssystem für die damalige Zeit zu kompliziert
war, liess er das Lehrbuch "Chindamanee" neu erstellen,
das bis in die Regierungszeit von König Rama V. im Gebrauch
war! Er machte Wat Phra Chetuphon zum Zentrum der Wissenschaft
für die Bereiche Buddhismus, Geschichte, Literatur und Medizin,
so daß der Wat Pho zur ersten Universität in Thailand
wurde und noch heute befindet sich die berühmteste Massageschule
für traditionelle Thaimassage im Wat Pho!
Besonders verabscheute König Rama III. den Gebrauch von Opium,
so daß der Handel mit Opium von ihm rigoros verfolgt wurde
und Bedienstete in königlichen Diensten, die in irgendeinem
Kontakt mit Opium standen, wurden sofort aus königlichen
Diensten entfernt.
In einer Zeit, da viele der heutigen Nachbarländer Thailands
von den Briten und den Franzosen kolonialisiert wurden, hatte
Rama III. immer die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit
von den Kolonialmächten im Sinn und von seinem Sterbebett
sind die folgenden Worte überliefert: "Kriege mit Burma
oder Vietnam sind Vergangenheit. Es sind die Farang, vor welchen
Vorsicht angesagt ist und vor deren Tricks wir uns hüten
müssen. Was immer auch an Gutem wir für unser Land von
ihnen lernen können, man sollte sich vor der unbedachten
Übernahme ihres Lebensstils hüten."
Rama III. war offiziell nie verheiratet, obwohl er viele Gefährtinnen
während seines Lebens hatte. Jedoch schaffte es keine seiner
Lebensbegleiterinnen je auf den königlichen Thron.
Rama III. hinterließ 51 Söhne und Töchter. Kurz
vor seinem Tod am 2. April 1851 hielt Rama III., dem immer der
Titel "Chaofa" (Gott des Himmels) verweigert worden
war und der so als Phrabat Somdej Chaoyahua in die Geschichte
einging, eine bemerkenswerte Rede über seinen möglichen
Nachfolger: "Wenn irgend jemand in der königlichen Familie
über die nötigen Fähigkeiten verfügt, der
nächste König zu werden - in der täglichen Verwaltung,
den religiösen Angelegenheiten und im Schutz der Bevölkerung
als auch der Unabhängigkeit des Königreiches - dann
soll er mein Nachfolger werden. Aber scheuen Sie sich nicht, Ihre
eigene Entscheidung zu treffen - unabhängig von meinen Gefühlen.
Alles, was ich verlange, ist, daß Sie nicht ihre Konflikte
mit Gewalt austragen, was unvermeidlich dem ganzen Volk schaden
wird."
RAMA
IV.
RAMA
IV. wurde am 18. Oktober 1804 als zweiter Sohn (der erste Sohn
war während der Geburt gestorben) von König RAMA II.
und dessen Ehefrau Königin Sri Suriyendra geboren. Als Prinz
erhielt er den Namen Chao Fah Mongkut, wobei das Wort "Chao"
dem englischen "Lord" oder dem lateinischen "Dominus"
entspricht. "Fah" bedeutet an sich "Himmel",
im Zusammenhang mit einer Person jedoch "so hoch wie der
Himmel". "Mongkut" heißt übersetzt "Krone".
So kann man den Namen Chao Fah Mongkut mit "Der hohe Prinz
der Krone" oder auch "Seine königliche Hoheit,
der Kronprinz" wohl am besten übersetzen.
Bis zum Alter von neun Jahren lebte er in einem alten Palast in
Thon Buri. Er erhielt hier eine ganz traditionelle Erziehung,
die ihn als siamesischen Kronprinzen einmal befähigen sollte,
später selbst König von Siam zu werden. Zu seinen Studienfächern
gehörten Literatur, Thailyrik, die Pali-Sprache aber auch
Englisch, das er fliessend sprach! Auch die Kunst der Kriegsführung,
einschließlich diverser Waffen und deren Benutzung sowie
das Reiten von Elefanten und Pferden wurde ihm selbstverständlich
als siamesischer Kronprinz beigebracht. Die Lehren des Buddhismus
standen natürlich auch in seinem Lehrplan.
Mit vierzehn Jahren ging er als buddhistischer Novize in das Wat
Mahathat, wo er sieben Monate verblieb. Im Alter von 20 Jahren,
nunmehr als voll ordinierter Mönch, ging er zuerst in den
Wat Phra Kaeo, dann aber in den Wat Samorai (heute: Wat Ratchathiwat),
übersetzt "Das Kloster mit den Ankersteinen", wo
er sich besser auf die buddhistischen Studien konzentrieren konnte.
Das Wat Samorai lag damals noch mitten in einem Waldgebiet, denn
Bangkok war damals flächenmäßig noch wesentlich
kleiner als heute. Hier lebte er bei den Waldmönchen, und
hier lernte er die Kunst der Meditation. Jedoch konnte ihm, trotz
vieler Aufenthalte in verschiedenen Klöstern, niemand erklären,
warum die Meditation nur in der bisherigen Art und Weise gelehrt
wurde. Er wollte deshalb seine schon in der Jugend begonnenen
Studien in der Pali-Sprache, der Sprache in der die buddhistischen
Tripitaka verfasst sind, weiter vervollständigen und kehrt
deshalb noch einmal in den Wat Mahathat (Tempel der heiligen Reliquie),
der am Sanam Luang zwischen dem Königspalast und dem Wat
Na, dem Palast des Uparaja lag, zurück. Hier konnte er nach
drei Jahren Studium sein Pali-Abschlussexamen öffentlich
auf Bitten seines Halbbruders König RAMA III. mit Auszeichnung
ablegen.
Das Studium des Pali-Kanons zeigte Mongkut die Diskrepanz zwischen
den alten Pali-Schriften und der täglichen Praxis. Er sah,
daß die Regeln nur noch mechanisch befolgt wurden, die Disziplin
unter den Mönchen war sehr schwach, und es gab sogar korrupte
Mönche! Mongkut war von dieser jetzt ausgeübten Lehre
Buddhas sehr enttäuscht und wollte eigentlich schon dem Leben
als Mönch entsagen, als er den Abt des Klosters Wat Bowan
Mongkhon (unweit der heutigen Soi Charansanitwong 44) kennenlernte,
der ein Mon war. Die Mon, die ursprünglich in Burma lebten,
konnten ihre Ordinationslinie ununterbrochen zurückverfolgen,
im Gegensatz zu den Siamesen, deren Ordinations-Linie mit dem
Untergang Ayutthayas unterbrochen worden war! Von der Begegnung
mit diesem Mönch war Mongkut so sehr beeindruckt, daß
er sich wieder im Wat Samorai ordinieren ließ. Er befolgte
die Regeln des "Vinaya Pitaka" (einer der drei Körbe
des Tripitaka) strikt und konnte in kurzer Zeit eine Schar Gleichgesinnter
um sich scharen, die einheitlich Mönchsroben im Mon-Stil
trugen.
Während
seiner Zeit als Mönch unternahm Mongkut ausgedehnte Wanderungen
per Fuß oder im Ruderboot durch das damalige Siam, dabei
unterschied sich Prinz Mongkut in keiner Weise von den übrigen
Mönchen. Er diskutierte mit den örtlichen buddhistischen
Mönchen und auch mit den Dorfbewohnern, um ihnen in einfachen
Worten die buddhistischen Lehren zu erklären. Durch diese
Wanderungen als Mönch, bei denen er den Geboten der Armut
und der Selbstverleugnung unterlag, lernte er alle Bevölkerungsschichten
von arm bis reich kennen. Er bekam also die Probleme Siams unmittelbar
vor Ort mit, aber auch ein gutes Verständnis für die
Staatskunst wurde ihm zueigen.
Bei seinen Wanderungen besuchte er oft die alte Hauptstadt Ayutthaya,
in der Nähe des heutigen Nakhon Pathom entdeckte Mongkut
im tiefsten Dschungel den Phra Pathom Chedi, den größten
seiner Art in Thailand, den er später als König restaurieren
ließ. Er gelangte auch nach Sukhothai, wo er auf einer alten
Steinstele in den Ruinen des Wat Mahathat die Bekanntmachung von
König Ramkamheng entdeckte, in dem dieser die Erfindung der
Thaischrift bekanntgab.
RAMA III. war von seinem Halbbruder Mongkut und dessen Leben als
Mönch dermaßen angetan, daß er ihm den leerstehenden
Wat Bowornives (Tempel der ausgezeichneten Wohnstatt) an der heutigen
Thanon Phra Sumeru gelegen, als eigenes Kloster übergab.
Am 11.01.1837 wurde Mongkut in einer von König RAMA III.
durchgeführten Zeremonie zum Abt dieses Klosters ernannt.
Mongkut bezog mit seiner kleinen Gruppe von Mitstreitern das Kloster
und gründeten nun die neue "Thammayut Nikaya"-Gemeinschaft
(Die Gruppe derer, die sich strikt an das Dhamma halten), die
im strikten Gegensatz zur herkömmlichen "Mahanikai"
(Große Glaubensgemeinschaft) stand. Von den Mönchen
der neuen Gemeinschaft wurden alle Regeln verworfen, die nicht
im Einklang mit dem alten Pali-Kanon standen. Von ihnen wurden
die "Uposatha-Tage" (religiöse Festtage, die sich
nach dem Mondkalender richten) neu festgelegt. Die "Jataka",
d.h. die Geburtsgeschichten über die letzten 550 Leben des
Buddha wurden von ihnen abgelehnt, ebenso, wie sie auch das Buch
"Traiphum Phra Ruang" als reine Folklore mit der Darstellung
von Himmel und Hölle nicht billigten.
Die Thammayut-Mönche essen nur einmal am Tag vor 12 Uhr mittags,
und dies besteht aus dem, was sie in ihrer morgendlichen Tour
von der Bevölkerung in ihre Schalen gelegt bekommen.
Die
alten Pali-Texte, mit denen die Mönche arbeiteten, waren
leider in grossen Teilen unvollständig, da nach der Zerstörung
Ayutthayas große Teile der alten Schriften verbrannt waren.
Um diesen unbefriedigen Zustand zu beenden sandte Mongkut im Jahr
1843 eine Mission nach Ceylon (heute Sri Lanka), die nach ihrer
Rückkehr nach einem Jahr neben 40 buddhistischen Schriften
auch eine Gruppe singhalesischer Mönche mitbrachte. Durch
diese 40 Bände und die fruchtbaren Diskussionen mit den Ceylonesen
konnte dann endlich mit der Revision der thailändischen Tripitaka
begonnen werden, die dann später nach zehnjähriger Arbeit
beendet werden konnte. Auf Wunsch von König RAMA III. wurde
der gesamte Pali-Kanon in die thailändische Sprache übersetzt,
was allerdings eine sehr lange Zeit erforderte.
Der Thammayut-Orden wurde immer bekannter, zum einen, weil der
führende Abt königlicher Herkunft war, zum anderen aber
auch, weil er von König RAMA III. nicht nur geduldet sondern
auch gefördert wurde. Immer mehr Klöster schlossen sich
der neuen Ordensgemeinschaft an. Zwar beträgt heute das Verhältnis
von Mahanikal zu Thammayut 35:1, dennoch waren viele prominente
und hochverehrte Mönche Thailands Thammayut-Anhänger,
z.B. Phra Ajarn Sao Kantasilo Mahathera (1861-1941) und Phra Ajarn
Mun Bhuridatta (1870-1949), und auch der derzeitige "Supreme
Patriarch of Thailand" Somdet Phra Nyanasamvara Suvaddhan
gehört dem Thammayut-Orden an!
Sofort nach dem Tode seines Halbbruders, des Königs RAMA
III., am 02.04.1851, wurde Mongkut von seinem Amt als Abt abberufen
und in einer grandiosen Zeremonie am 15.05.1851 zu "Phrabaht
Somdet Phra Chom Klao Chaoyuhua" gekrönt, im Westen
wurde er allgemein als RAMA IV. oder König Mongkut bekannt.
Da König RAMA IV. nicht nur Siam gut kannte, sondern auch
durch seine Kenntnis der englischen Sprache, der lateinischen
Sprache und der französischen Sprache, die er auch noch im
Kloster gelernt hatte, auch die europäischen Gebräuche
und Kultur sehr wohl verstehend (er hatte eine große Vorliebe
für Astronomie und Medizin) kam mit RAMA IV. ein König
auf den Thron, der umfangreich in allen Belangen gebildet war.
Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung begann RAMA IV. mit umfangreichen
Reformen, um Siam zu modernisieren und an die westlichen Länder
anzugleichen. Da er selbst die englische Sprache sehr gut beherrschte
wollte er auch, daß die Mitglieder seiner Regierung diese
Sprache lernen sollten. Gleiches verlangte er von seinen Kindern
und seinem Hofstaat. Am 13.08.1851 startete die erste Mädchenklasse
im Alter von 16-21 Jahren mit diesem Projekt. Zu diesem Zweck
ließ er die Ehefrauen von christlichen Missionaren, Mrs.
Bradley, Mrs. Jones und Mrs. Bratton verpflichten, die jedoch
den Schulunterricht anhand von christlichen Texten vornahmen,
was einer unzulässigen Missionierung gleichkam. Der Unterricht
wurde daraufhin abgebrochen, und der König ließ über
seinen Konsul in Singapur eine neue, neutrale Englischlehrerin,
eine Mrs. Anna Leonowens besorgen, die nunmehr diese Arbeit für
mehrere Jahre fortführte.
Kurz nach seiner Krönung ernannte er seinen Halbbruder Prinz
Chutamani zum "Maha Uparaja" (Vizekönig). Jener
wurde als König Pinklao bekannt und war hauptsächlich
für die Verteidigung und das Militär verantwortlich.
Während
seiner Regierungszeit engagierte er westliche Ausbilder für
die Armee, um siamesische Soldaten mit westlicher Taktik vertraut
zu machen. Sir John Browning, ein Engländer, der im Jahr
1855 zur Unterzeichnung des ersten Handelsabkommens nach Siam
gekommen war, wurde später von RAMA IV. zum Außerordentlichen
Botschafter und Bevollmächtigten Thailands in Europa ernannt
und erhielt den nicht-vererbbaren Titel "Phraya Siamanukulkij
Siamitr Maha Yos". Die schon unter RAMA II. genutzte Flagge
wurde nunmehr endgültig von ihm eingeführt, das scheibenähnliche
Symbol wurde entfernt. Nur noch der weiße Elefant auf rotem
Grund verblieb in der neuen Nationalflagge Siams. Ausserdem wurden
zwei weitere Flaggen neu eingeführt, eine für den König
und eine für die Regierung. RAMA IV. entwickelte auch ein
Auszeichnungssystem für höhergestellte Persönlichkeiten.
Die Auszeichnungen konnten auch an Ausländer vergeben werden.
Die neuen Orden hießen "Kodchasri" (Löwe
und Elefant), "Rajachari" (Löwe) und "Chang
Peurk" (weisser Elefant). Ebenfalls von ihm stammte die Durchsetzung
des Gebrauches des Händeschüttelns.
Im Jahr 1855 gründete RAMA IV. die erste Druckerei auf dem
Gelände des Großen Palastes und führte als Zeitung
die "Government Gazette" ein. Auf dem Gebiet der Wirtschaft
schaffte RAMA IV. monopolistische Praktiken ab, er verbot gefährliche
Güter und erhob Zölle auf Importe. Er stabilisierte
die Handelsbeziehungen mit westlichen Staaten, u.a. durch Handelsabkommen
mit den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Dänemark.
RAMA IV. führte die staatliche Münzprägung in Siam
ein, er nannte sie "Rong Kasup Sittikarn" (autorisierte
Münzprägung). Zuerst wurden nur 12 und 25 Satang, später
dann auch 1 Baht-Münzen herausgegeben, und noch später
sogar eine 2,5 Baht-Goldmünze.
In Bangkok schaffte RAMA IV. ein Netzwerk von Straßen und
Kanälen nach europäischem Vorbild. So ließ er
1861 den südlichen Bereich der Thanon Charoen Krung (New
Road) und später die Thanon Bangrung Muang, Thanon Fueng
Nakorn, Thanon Silom und die spätere Thanon Rama IV. bauen.
Er ließ fünf weitere Kanäle anlegen, nämlich
den Padueng Krungkasem, den Hua Lamphong, den Mahasawaddi, den
Chadibhucha und den Damnern Saduak.
In der Literatur schrieb RAMA IV. mehrere Bücher über
den Smaragdbuddha. Er stellte frühe Briefe aus der Chakri-Dynastie
zusammen sowie seine eigenen Briefe, die er an andere Führer
geschrieben hatte. Er untersuchte auch die vierte Inschrift von
Phraya Li Thai und schuf bemerkenswerte Bücher über
die Astronomie, da er auch ein begnadeter Mathematiker war! Mit
seiner "Schaukelpolitik" konnte RAMA IV. die Unabhängigkeit
Siams in jener Zeit bewahren, als alle Nachbarländer unter
die koloniale Herrschaft der Briten oder der Franzosen gerieten.
Er versuchte dem Westen das Beste abzugewinnen, ohne jedoch die
siamesischen Traditionen und Tugenden aufzugeben. Durch eine sehr
geschickte Diplomatie blieb Siam dank des erfahrenen Königs
frei.
RAMA IV. hatte während seiner Regentschaft 39 Frauen, von
denen nur die königlichen Frauen und Konkubinen sowie Prinzessinnen
von königlichem Blut, die "Nang Harm" (verbotene
Frauen, d.h. also Frauen, die nur der König sehen durfte
und die nur mit spezieller Genehmigung des Königs heiraten
durften) genannt wurden, während die Frauen, die im Königspalast
lebten, immer als "Nang Nai" (Frauen des inneren Palastes)
bezeichnet wurden. Mit diesen 39 Frauen hatte König Mongkut
insgesamt 82 Kinder. Die erste Königin war Königin Somanas
Wattanavadi, die nur neun Monate vor ihrem frühen Tod im
Alter von nur 17 Jahren im Jahr 1851 Königin wurde. Ihr folgte
im gleichen Jahr Königin Debsirindra.
Seine Liebe zur Astronomie brachte ihm höchstwahrscheinlich
auch den Tod. Dank seiner fundierten mathematischen Kenntnisse
konnte er für den 18.08.1868 exakt eine sechs Minuten dauernde
Sonnenfinsternis für den Ort Prachuap Khiri Khan voraussagen.
Mit seinem ältesten Sohn, Prinz Chulalongkorn, und dem britischen
Gouverneur von Singapur, Sir Henry Orde, begab er sich in einen
eigens für die Beobachtung der Sonnenfinsternis errichtenten
Pavillon in der Nähe der Stadt. Leider lag der Beobachtungsposten
jedoch in einem durch Mücken total verseuchten Gebiet. So
fand zwar die Sonnenfinsternis genau so statt, wie sie König
Mongkut vorausgesagt hatte, was ihm große Bewunderung in
der Wissenschaft und im Volke einbrachte, jedoch hat er sich vermutlich
bei dem Ereignis die Malaria zugezogen, gegen die es damals kein
Gegenmittel gab, und so verstarb König RAMA IV. am 18.10.1868
(an seinem 64. Geburtstag!) nach seiner Rückkehr in Bangkok.
Sein ältester Sohn, Prinz Chulalongkorn, geboren von der
Königin Debsirindra (Tochter von Prinz Sirivongse, ein Sohn
von König RAMA III. Sie wurde als Prinzessin Rampeuy im Jahr
1851 im Alter von 18 Jahren Königin, verstirbt jedoch schon
sehr jung mit 24 Jahren), wird als RAMA V., der später "Der
Große" genannt wird, den Thron übernehmen.
RAMA
V.
Prinz
Chulalongkorn wurde am 20.09. 1853 in Bangkok als Sohn des Königs
RAMA IV. (Mongkut) und dessen Ehefrau Königin Debsirindra
(Dhepsirintaramat) geboren. Er erhielt eine sehr gute Ausbildung.
Auch Ausbilder aus Europa, z.B. die Engländerin Anna Leonowens,
waren unter den Ausbildern des jungen Prinzen. Im Jahr 1861 erhielt
er den Titel "Krom Meun Pikanesuarn Surasangkat". Im
Jahr 1866 wurde er Mönch im Wat Bawonniwet Vihara (Phra Nakhon
Distrikt von Bangkok), was durchaus der königlichen Tradition
entsprach. Als er im Jahr 1867 in die Weltlichkeit zurückkehrte
erhielt er den Titel "Krom Khun Pinit Prachanat".
Als sein Vater König Mongkut im Jahr 1868 im Oktober auf
dem Sterbebett in Bangkok lag, nachdem er sich bei der Beobachtung
einer Sonnenfinsternis in der Nähe von Prachuap Khiri Khan
mit Malaria infiziert hatte, sprach er folgende Worte: "Mein
Bruder, mein Sohn, mein Enkel, wen auch immer alle ihr älteren
Offiziellen für befähigt haltet, daß er fähig
sei unser Land zu erhalten und auf meinem Thron folgen sollte,
den wählt nach eurem Willen". Nach dem Tode von RAMA
IV. wurde Prinz Chulalongkorn als Nachfolger auserwählt.
Er war jedoch beim Tode seines Vaters erst 15 Jahre alt, so daß
man sich entschloss, zuerst einmal einen Regenten einzusetzen,
der den designierten König bis zu dessen Volljährigkeit
vertreten sollte. Es handelte sich hierbei um Chao Phraya Si Suriyawongse
(Somdet Chao Phraya Borom Maha Si Suriyawongse, sein Geburtsname
war Chuang Bunnag). Zwar wurde Prinz Chulalongkorn am 11.11.1868
offiziell zum König von Siam gekrönt und nahm den Titel
"Phrabat Somdej Phra Chun La Chomklao Chao Yu Hua" an,
dennoch war vorerst Si Suriyawongse der Regent. Dieser übergab
den Titel des "Frontpalastes" (Vizekönig) sofort
an Prinz Yingyot (ein Cousin von Chulalongkorn), nachdem vorher
sein eigener Onkel König Pinklao der "Frontpalast"
gewesen war.
Schon
in jungen Jahren machte Chulalongkorn ausgedehnte Reisen ins Ausland.
So im Jahr 1870 nach Singapur und Java und in den Jahren 1870-1871
nach Britisch-Indien, um dort die Verwaltung der britischen Kolonien
kennenzulernen. Chulalongkorn war begierig Siam zu reformieren
und das Land an die modernen Zeiten anzupassen, sein Land in die
Moderne zu führen - eine Aufgabe, der er sich später
mit großer Hingabe und mit großem Erfolg widmen wird!
Als Regent behielt Si Suriyawongse großen Einfluß.
Er setzte die Arbeit von König RAMA IV. fort. So überwachte
er Ausschachtungen an wichtigen Khlongs in Bangkok, wie z.B. Padung
Krungkasem und Damneun Saduak sowie die Asphaltierungsarbeiten
der Thanon Charoen Krung (New Road) und Thanon Silom. Er war zudem
Beschützer der siamesischen Literatur und der angewandten
Künste. 1873 wurde Chulalongkorn noch einmal Mönch,
um dann endgültig auf den Thron zu kommen, denn nun war er
mit 20 Jahren volljährig und voll regierungsfähig. Sein
Regent Si Suriyawongse trat vom Amt zurück und erhielt vom
neuen König RAMA V. den Titel "Somdet Chao Phraya",
den höchsten Titel, den ein Adliger überhaupt erreichen
konnte.
Da auch die offiziellen Königinnen von RAMA V. für die
weitere Geschichte Siams und auch Thailands interessant werden,
wollen wir uns an dieser Stelle mit den vier offiziellen Königinnen
von RAMA V. beschäftigen, bevor wir wieder zu RAMA V. selbst
zurückkehren:
Insgesamt hatte RAMA V. 33 Söhne und 44 Töchter.
Die erste Königin war Sunandha Kumariratana (Tochter von
RAMA IV. und Prinzessin Piam (Chao Chom Manda Piam), später
Somdej Phra Piyamawadi Sri Patcharin Mata genannt. Sie war damit
eine Halbschwester von König RAMA V., in der damaligen Zeit
durchaus nicht ungewöhnlich. Tragischerweise ertrank Sunandha
am 31.05.1880 im Bang Pa-In-Fluss im Alter von nur 17 Jahren mit
ihrer ungeborenen Tochter Kunnaporn Pet Charat, da es niemand
wagte sie zu retten. In Siam war es bei Todesstrafe verboten,
Mitglieder der königlichen Familie zu berühren!
Heute erinnert die Suan Sunandha Rajabhat Universität an
der Thanon 1 U-Thongnok im Dusit Distrikt in Bangkok an die erste
Königin von König RAMA V. Er selbst ließ für
seine verstorbene Ehefrau und die ungeborene Tochter ein Denkmal
im Bang Pa-In Palast in der Nähe von Ayutthaya errichten.
Die königliche Familie (v.l.n.r.): Prinz Asdang, König
Chulalongkorn, Kronprinz Vajiravudh (später Rama VI.),
Königin Sri Bajarindra (vormals Prinzessin Saovabha Phongsri),
Prinz Prajadhipok (später Rama VII.),
Prinz Chakrabongse und Prinz Chudadhuj.
Die
zweite Königin von RAMA V. war Königin Sukulmarsri (Tochter
von König RAMA IV. und Prinzessin Chao Chom Manda Samli.
Sie war das 52. Kind von RAMA IV. und Halbschwester von Chulalongkorn.
Im Alter von 17 Jahren heiratete sie RAMA V. und gebar ihm 2 Kinder:
1. Prinzessin Sutathipyaratana, Prinzessin von Ratanakosin, die
zwar die zweitgeborene Tochter des Königs war, dennoch aber
die erste Überlebende "Chao fah" (Tochter des Monarchen
von einer königlichen Mutter) war, da ja die erste Tochter
Kunnaporn Pet Charat ungeboren verstorben war! Sutathipyaratana
sollte nach dem Willen von RAMA V. den Kronprinzen Maha Vajirunhis
heiraten, jedoch verstarb dieser bereits im Alter von 17 Jahren
an Typhus! An sich wäre Vajihunhis der nächste König
geworden, so wurde jedoch Kronprinz Vajiravudh, sein Halbbruder,
dann König RAMA VI.
2. Prinz Paripatra Sukhumbhand, Prinz von Nakhon Sawan.
Königin Sukulmarsri verstarb im Alter von 66 Jahren in Bangkok.
Die dritte Königin war Savang Vadhana (Königin Sri Savarindira
oder Phra Somdech Phra Sri Savarindira Boromma, Raja Devi), der
im Jahr 1935 der Titel "Somdech Phra Phan Vasa Ayyika Chao"
(Königingroßmutter) verliehen wurde, denn sie war die
Großmutter von König Ananda Mahidol (RAMA VIII.) und
von König Bhumibol Adulyadej (RAMA IX.). Sie war die 27.
Tochter von RAMA IV. (und Prinzessin Piam) und damit auch Halbschwester
von Chulalongkorn.
Königin Vadhana hatte 7 Kinder:
-
Kronprinz Maha Vajihunhis
-
Prinz Isariyalongkorn
-
Prinzessin Vitchitra Chiraprabha
-
Prinz Sommatiwongse Vorodaya, Prinz von Nakhon Si Thammarat
-
Prinzessin Valaya Alongkorn, Prinzessin von Phetchaburi
-
Prinzessin Sirabhorn Sobhon
-
Prinz Mahidol Adulyadej, Prinz von Songkhla
Immerhin wurden zwei ihrer Enkel später Könige von Thailand.
Sie verstarb im hohen Alter von 93 Jahren in Bangkok und ist auf
dem königlichen Friedhof im Wat Ratchabophit beerdigt. Im
Jahr 2005 gründete Maha Chakri Sirindhorn, eine Tochter des
jetzt regierenden Königs zu ihrem Gedenken die Queen Savong
Vadhana Foundation.
Die
letzte Ehefrau war Königin Saovabha, deren Vater ebenfalls
RAMA IV. und deren Mutter Prinzessin Piam war, was sie gleichfalls
zu einer Halbschwester von Chulalongkorn machte. Sie war die jüngste
Schwester der Königin Sunandha Kumariratana und von Königin
Savang Vadhana. Sie wurde im Jahr 1878 Königin und hatte
9 Kinder, von denen nur 5 das Erwachsenenalter erreichten:
- Prinzessin Bahurat Manimaya
- Kronprinz Maha Vajiravudh, später König Vajiravudh
(RAMA VI.)
- Prinz Tribeth Rutdhamrong
- Prinz Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok
- Prinz Siriraj Kakudhabhandu
- eine unbenannte Prinzessin, die bei der Geburt verstarb
- Prinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon Ratchasima
- Prinz Chadadhut Dharadilok, Prinz von Phetchaburi
- Prinz Prajadiphok Sakdidej, Prinz von Sukhothai, später
König Prajadiphok (RAMA VII.)
Königin Saovabha etablierte 1904 die erste Schule für
Mädchen in Siam, die "Rajini School" oder Königinschule.
Sie starb im Alter von 57 Jahren in Bangkok. Nach ihr wurde das
"Queen Saovabha Memorial Institute" benannt, das weltberühmte
Schlangenforschungsinstitut an der Ecke von Thanon Henri Dunant
und Thanon Rama IV. in Bangkok.
Nach dieser Abschweifung in die siamesische bzw. thailändische
Königsgeschichte, ohne die man die sicherlich komplizierten
Familienverhältnisse nicht verstehen wird, kehren wir nun
zum weiteren Leben von König RAMA V. zurück.
Im Jahr 1873 begann König RAMA V. mit den ersten durchgreifenden
Reformen, als er das "Auditory Office" (Rechnungsprüfungsbüro)
gründete. Bisher war es üblich, daß zumeist korrupte
Steuereintreiber die fälligen Steuern eintrieben. Da die
Steuereintreiber unter dem Schutz verschiedener Adliger standen
und ein Großteil der eingetriebenen Steuern in die Taschen
der Adligen floss, verursachte die Gründung des neuen Rechnungsprüfungsbüros
einen erheblichen Aufruhr bei den Adligen, insbesondere beim "Frontpalast".
Seit der Zeit von König Mongkut (RAMA IV.) war der "Frontpalast"
in der Praxis der "zweite König", d.h. ihm standen
ein Drittel der Steuereinkünfte zu. Der "Frontpalast"
Prinz Yingyot war ausserdem bekannt dafür, sehr viele Briten
zu kennen, die damals als Feinde Siams galten.
König Chulalongkorn mit seiner ersten Ehefrau, Königin
Sunandha Kumariratana,
die im Alter von nur 17 Jahren auf tragische Weise ertrunken ist.
Im
Jahr 1874 gab es einen Bombenanschlag und ein Feuer, das den Großen
Palast bedrohte. Der "Frontpalast" gab keinerlei Hilfe
bei der Bekämpfung des Feuers. Dies nährte Spekulationen,
daß sich Prinz Yingyot im britischen Konsulat verstecken
würde, wo ihn König RAMA V. nicht belangen könnte.
Doch König Chulalongkorn wartete nur darauf zuzuschlagen,
und die Spannungen verschärften sich. Nur durch die Rückkehr
des schon im Ruhestand befindlichen Regenten Si Suriyawongse aus
Rachaburi konnte der offene Schlagabtausch vermieden werden. Dieser
als "Front Palace Crisis" bekannt gewordene Zwischenfall
zeigte dem König einmal mehr, wieviel Macht die alten Adelsschichten
in Siam noch besaßen und wie wenig Macht er als König
hatte. Dies wurde dann bei RAMA V. das wichtigste Motiv, um die
Feudalstruktur Siams zu brechen und die bisher von wenigen gehaltene
Macht der Adligen abzuschaffen.
Als Prinz Yingyot im Jahr 1885 verstarb ergriff König Chulalongkorn
die Gelegenheit, das Amt des "Frontpalastes" ersatzlos
abzuschaffen. Stattdessen führte er den offiziellen Titel
des "Kronprinzen" ("Sayam Makut Ratchakuman")
ein, der damit die königliche Nachfolge anzeigte. Chulalongkorns
Sohn Vajihunhis war der erste offizielle Kronprinz von Siam, wenngleich
er dieses Amt, bedingt durch seinen frühen Tod am 04.01.1895,
nie ausübte. Nach diesem unliebsamen Zwischenfall zog sich
der bisherige Regent Sri Suriyawongse sowie die gesamte Bunnag-Familie
aus der Politik zurück.
In
den nördlichen Provinzen von Laos hatten nach der "Taiping
Rebellion" (1850-1864) in China die geschlagenen und geflohenen
Überlebenden eine neue Heimstatt gefunden. Diese Chinesen
wurden "The Heos" genannt und waren nur gewöhnliche
Banditen, die Dörfer überfielen und plünderten.
Im Frühjahr 1875 überquerten auf Befehl von RAMA V.
siamesische Truppen in den sogenannten "Haw Kriegen"
zum ersten Mal den Mekong bei Nong Khai, um die chinesischen Banden
zu bekämpfen und die Hauptbasis der Haw in Chiangkham zu
erobern. Da die Haw in die Berge von Phuan und Huaphan flohen
und sich damit einer Schlacht mit siamesischen Truppen entzogen,
konnte das Kriegsziel nicht erreicht werden, und die siamesischen
Truppen zogen sich am Ende des Jahres wieder zurück.
Im Jahr 1883 bat Chao Ungkham, der regierende Prinz von Vientiane
den siamesischen König erneut um Hilfe, da die Haw wiederum
seine Hauptstadt Luang Prabang bedrohten. König Chulalongkorn
entsandte erneut eine Armee, die sich weitgehend aus Soldaten
aus dem Norden Siams und dem Isaan zusammensetzte. Dieser Feldzug
war nach den Worten des britischen Vermessers James Mc Carthy,
der daran teilnahm "schlecht bedacht, unbedacht geplant und
letztendlich nicht erfolgreich". Mc Carthy beriet sich in
Luang Prabang mit siamesischen Truppenkommandeuren und mit Chao
Ungkham. Hier erfuhr er, daß sich die Haw schon nach Muang
You abgesetzt hatten, das ja von Phraya Sukhothai verteidigt werden
sollte. Da jedoch Sukothai an Malaria erkrankt war, hatte er diesen
wichtigen Aussenposten aufgegeben, und die Haw konnten ihn niederbrennen.
Da in der Regenzeit Juni/Juli Kämpfe wegen der Malaria unmöglich
waren, verblieben die siamesischen Truppen in Luang Prabang bzw.
sie zogen sich über den Mekong nach Nong Khai zurück.
Mc Carthy kehrte nach Bangkok zurück, um König Chulalongkorn
zu unterrichten und um trockenes Wetter abzuwarten.
Am
Ende der Regenzeit kehrte Mc Carthy nach Laos zurück. Er
verließ Bangkok im November 1884 und reiste über Uttaradit
und Nan nach Luang Prabang, wo er am 14. Januar 1885 eintraf.
Die Haw waren mit modernen Repetiergewehren bewaffnet. Sie benutzten
aus Birmingham stammende britische Munition und waren in der Taktik
des Guerillakampfes erfahren. Das gesamte Gelände war mit
hölzernen, spitzen Pfählen durchzogen, was einen Kampf
mit regulären Truppen sehr erschwerte. Da man in der damaligen
Zeit noch sehr an die Magie glaubte und der Macht von Orakeln
vertraute, wurde der Angriff der siamesischen Truppen auf die
Festung der Haw auf den 22. Februar 1885 10:00 festgelegt. Der
gesamte Angriff der schlecht ausgerüsteten und schlecht geführten
siamesischen Armee endete in einem Disaster, so daß am Abend
des genannten Tages der Angriff ergebnislos abgebrochen werden
musste und der Rückzug angeordnet wurde, zumal auch der Oberbefehlshaber
der siamesischen Truppen Phraya Raj beim Angriff schwer verletzt
worden war.
Die Haw konnten erst in der Mitte der 1890-er Jahre in gemeinsamen
Einsätzen von siamesischen und französischen Truppen
besiegt werden, denen es gelang, die Banditen nach China zurückzutreiben.
Heute erinnert ein Denkmal vor der alten Nong Khai City Hall an
die bei den Kämpfen mit den Haw getöteten siamesischen
und laotischen Soldaten. Ein noch neueres Denkmal steht hinter
den Polizeibaracken von Nong Khai.
Nachdem
König RAMA V. endlich von der "Frontpalastkrise"
und den Haw-Kriegen befreit war, konnte er schließlich an
die notwendigen Reformen im Land gehen. Am 05.08.1887 wurde von
ihm die "Royal Military Academy" gegründet, die
sich zuerst auf dem Gelände des Saranrom Palastes in Bangkok
befand, um dann im Jahr 1964 zur Rajadamnoen Nok Avenue in Bangkok
umzusiedeln. Seit dem 10. Juli 1986 befindet sich die berühmte
Akademie in Khao-Cha-ngoke, Amphoe Mueang, Changwat Nakhon Nayok,
etwa 140 km nordöstlich von Bangkok. Zu Ehren des verehrten
Königs trägt die Akademie heute den Namen "Chulachomklao
Royal Military Academy". Seit der Zeit der Gründung
wurden an dieser Akademie die Truppen des Landes in westlicher
Militärtechnik unterrichtet.
Die Regierung von Siam war seit dem 15. Jahrhundert unverändert
geblieben. Die Zentralregierung wurde vom "Samuha Nayak"
(vergleichbar einem Premierminister) geleitet, der die nördlichen
Teile von Siam kontrollierte. Der "Samuha Kalahorn"
(der Große Kommandeur) kontrollierte die südlichen
Teile von Siam. Der Samuha Nayak stand dem "Chatu Samdombh"
(Vier Pfeiler) vor. Die Verantwortlichkeiten der "Vier Pfeiler"
überschnitten sich und waren nicht klar gegeneinander abgegrenzt.
Schon im Mai 1874 setzte der König einen Staatsrat ein. Im
August 1874 folgte die Einrichtung eines Kronrates, der aus 49
Mitgliedern bestand und den König persönlich beraten
sollte. Das Jahr 1882 sah die Ernennung eines neuen Kabinetts,
das aus zwölf Mitgliedern bestand, davon allein neun Brüder
des Königs. Im Jahr 1888 führte Chulalongkorn eine neue
Ministerialregierung ein, bei der alle Minister Mitglieder der
königlichen Familie waren. Die endgültige Etablierung
der Ministerien erfolgte im Jahr 1892, dabei wurden dann alle
Ministerien gleichberechtigt. Eine erneute Kabinettsumbildung
gab es im Jahr 1896, als erneut die Brüder des Königs
die wichtigsten Posten bekamen: Prinz Damrong Rajanubhab (Inneres,
siehe hierzu auch unsere Serie: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen
sind, Teil 2 in FARANG Nr. 10/2008 S.16), Mahit (Finanzen, Landwirtschaft),
Phithayalap (Palast und Öffentlichkeitsarbeit), Thewawong
(Auswärtiges), Narit (Armee) und Naret (lokale Administration).
Hinzu kam im Jahr 1897 noch der junge Prinz Ratburi. Thewawong,
bisweilen auch Dewawongse genannt, sollte sich zum brillianten
Aussenpolitiker entwickeln und wird heute als "Vater der
Auswärtigen Beziehungen" bezeichnet.
In der Bildungspolitik wurden hervorragende Schüler ohne
Ansehen der Person gefördert. Sie erhielten Stipendien und
wurden nach Europa (Dänemark, Deutschland, Großbritannien
und Russland) geschickt. Er ließ auch viele königliche
Schulen für die Bevölkerung bauen, dabei wurde insbesondere
Wert auf das Erlernen der englischen Sprache gelegt. Bei seinen
vielen Reisen durch Siam, die er auch unerkannt unternahm, deckte
der König schonungslos viele Schwachstellen in der Verwaltung
auf. Er regte viele kleine Reformen an, die die Verwaltung und
das Vertrauen der Bevölkerung in die Monarchie stärkten.
In der nationalen Erziehung an den Schulen wurde das Standard-Thai
als allgemein verbindliche Sprache zwingend vorgeschrieben. Vorher
waren viele lokale Dialekte im Gebrauch gewesen.
Abgeschafft von König RAMA V. wurden im Justizsystem die
Verhörmethoden nach den "Nakorn Bala" Foltern,
mit denen man Geständnisse erzwang. Sein Berater, der Belgier
Gustave Henri Ange Hippolyte Rolin-Jaequemyns spielte dabei eine
große Rolle bei der Entwicklung eines modernen siamesischen
Gesetzes- und Rechtssystems. 1896 wurde durch das Provinzialgerichtegesetz
das gesamte Gerichtswesen der Provinzen unter die Oberhoheit der
Zentralregierung gestellt.
Chulalongkorn
sandte als erster König Siams Prinzen zur Erziehung nach
Europa, dabei lernten sie insbesondere in Frankreich die Ideen
einer Republik und in Großbritannien die Ideen der konstitutionellen
Monarchie kennen. Im Jahr 1884 (Jahr 103 der Rattakosin Ära,
deshalb später auch "Der Unfall der 103" genannt)
baten siamesische Offizielle in London und Paris in einer dem
König vorgetragenen Bitte, daß Siam nach europäischem
Muster oder dem System der japanischen Meiji reformiert werden
sollte, damit man besser auf die Bedrohungen, auf den europäischen
Kolonialismus reagieren könne. Dabei sollte Siam auch in
eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt werden. König
Chulalongkorn lehnte dieses Ansinnen mit der Begründung ab,
daß die Zeit für eine konstitutionelle Monarchie noch
nicht reif sei!
In der Zeit von Chulalongkorn konnten zum ersten Mal auch radikale
Schreiber ihre Ideen vortragen. Der bekannteste war Tianwan, der
17 Jahre im Gefängnis gesessen hatte, wo er jedoch viele
Werke schrieb, die die siamesische Gesellschaft kritisierten.
Im Jahr 1863 war König Narodom von Kambodscha von den Franzosen
gezwungen worden, sein Königreich unter französisches
Protektorat zu stellen, dennoch blieb Inner-Kambodscha (wie es
von den Siamesen genannt wurde) mit den Gebieten von Battambang,
Siem Raep und Sisophon vorerst in siamesischem Besitz. Im Jahr
1887 wurde Französisch-Indochina aus Kambodscha und Vietnam
geformt. Im Jahr 1888 marschierten französische Truppen in
das nördliche Laos ein, offiziell um die Haw zu vertreiben,
inoffiziell blieben sie jedoch in Laos.
Im Jahr 1893 forderte Auguste Pavie, der französische Vizekonsul
in Luang Prabang, die Rückgabe allen laotischen Landes östlich
des Mekong, was Siam selbstverständlich ablehnte. Dies führte
zum Französisch-Siamesischen Krieg von 1893. Das französische
Kanonenboot "Le Lutin" fuhr den Menam Chao Phraya hinauf,
ankerte gegenüber dem französischen Konsulat und war
bereit zum Angriff. Kämpfe wurden ebenfalls aus Laos gemeldet.
Die französischen Schiffe "Inconstant" und "Comete"
wurden im Menam Chao Phraya angegriffen, worauf die Franzosen
ein Ultimatum mit einer Wiedergutmachung von drei Millionen Francs
sandten. Gleichzeitig wurden die Einstellung der Kampfhandlungen
und der Rückzug der siamesischen Truppen aus Laos gefordert.
Siam erkannte das Ultimatum nicht an, worauf französische
Truppen den Golf von Siam blockierten und Chantaburi und Trat
eroberten.
Der
König Chulalongkorn sandte Rolin-Jacquemyns zu Verhandlungen.
Als Ergebnis ergab sich, daß Siam im Jahr 1893 Laos räumen
musste, die französischen Truppen sollten im Gegenzug Chantaburi
und Trat verlassen, was sie jedoch nicht taten! Die Aufgabe laotischen
Landes ließ bei Chulalongkorn den Wunsch nach einer Marine
wachsen. Er gründete deshalb im Jahr 1898 die "Royal
Thai Navy Academy", die am 20.11.1906 durch ihn offiziell
eröffnet wurde. Zuerst befand sich die Akademie auf der königlichen
Jacht "Maha Chakri" und einigen anderen Booten, dann
wurde sie in den Wangderm Palast in Thon Buri verlegt (dort, wo
sich heute das Hauptquartier der Marine befindet), später
noch einmal nach Sattahip und schließlich im Jahr 1952 an
ihren gegenwärtigen Platz in Samut Prakan.
Die
französischen Truppen hielten Chantaburi und Trat für
weitere 10 Jahre besetzt. Erst im Jahr 1903 kam es zu einer vorläufigen
Vereinbarung, daß die französischen Truppen Chantaburi
verlassen sollten, aber weiterhin Küstengebiete von Trat
bis Koh Kong besetzt halten konnten. Erst im Jahr 1906 erhielt
Siam die Gegend um Trat zurück, Koh Kong verblieb bei den
Franzosen und Inner-Kambodscha musste an die Franzosen abgetreten
werden.
Da König Chulalongkorn die Wichtigkeit der Beziehungen mit
dem Ausland für die Unabhängigkeit Siams erkannt hatte,
führte er als erster siamesischer Monarch im Jahr 1897 einen
Besuch in Europa durch. Währendessen wurde Königin Saovabha
offiziell als Regentin eingesetzt, die dafür den Titel "Somdet
Phra Nang Chao Saovabha Bongsi Praborommarachininat" (in
etwa: Ihre Majestät die Königs Regentin) erhielt. Bei
seiner Reise von Anfang April bis zum 16.12.1897 besuchte er in
Europa die Städte Venedig, Genf, Turin, Florenz, Rom, Wien,
Budapest, Warschau, St. Petersburg, London, Hamburg, Essen, Den
Haag, Brüssel, Paris und viele kleinerer Städte. Er
versuchte ganz intensiv die Rolle Siams als eigenständiger
Staat und als wichtigen Pufferstaat zwischen dem britischen und
dem französischen Machtblock darzustellen.
Eine weitere Europareise führte den König vom März
bis November 1907 u.a. nach Heidelberg, wo er seinen Sohn Prinz
Rangsit von Chainat besuchte, der dort von 1905 bis 1913 studierte
und im Jahr 1912 die Heidelbergerin Elisabeth Scharnberger heiratete.
Weitere Reiseziele waren noch Bad Homburg vor der Höhe und
Genua.
Der
erste siamesische Film zeigt König Chulalongkorn bei seiner
Ankunft in Bern am 25.05.1897. Im Jahr 1900 wurde der erste Film
in Siam gedreht, interessanterweise von Prinz Sanbhassatra, dem
jüngeren Bruder des Königs.
König RAMA V. war dem Buddhismus tief verbunden, dennoch
sorgte er mit diversen Landschenkungen dafür, daß auch
christliche Kirchen und islamische Moscheen gebaut werden konnten
- es herrschte Religionsfreiheit im Land.
Auch das gesamte Land wurde konsequent modernisiert. Insbesondere
im Bereich der Infrastruktur waren sehr viele ausländische
Berater tätig, insbesondere Briten, Dänen und Deutsche.
Auch die siamesische Verwaltung wurde von ausländischen Spezialisten
von Grund auf modernisiert. Die erste Eisenbahn Siams wurde am
26.03.1897 vom König zwischen Bangkok und Ayutthaya festlich
eröffnet, zwei Tage später wurde die Strecke für
den allgemeinen Verkehr freigegeben. Auch das Polizeiwesen, der
Post- und Telegraphendienst (1883 erster Telegraph) wurde in der
Regentschaft von RAMA V. durchgreifend modernisiert. Das Jahr
1896 brachte im Gesundheitswesen die Eröffnung des ersten
modernen Krankenhauses in Siriraj.
Schon im Jahr 1882, anläßlich des einhundertjährigen
Bestehens der Chakri-Dynastie, wurden folgende fünf wichtigen
Errungenschaften König Chulalongkorns erwähnt:
1. Die allmähliche Gleichberechtigung der Sklaven, im Jahr
1905 wurde die Sklaverei endgültig abgeschafft.
2. Die Abschaffung des Niederwerfens vor dem König, stattdessen
durften die Anwesenden stehen bleiben oder sich auf Stühle
setzen.
3. Die Garantie
für Regierungsoffiziere, dem König schriftlich ihre
Meinung mitteilen zu dürfen.
4. Die Verbesserung der Beziehungen zum Ausland
5. Die Erweiterung des Wat Phra Kaeo
Weiterhin reformierte er folgende Sachverhalte:
- Erlaubnis für Regierungsangestellte, ihr Haar so zu tragen,
wie sie es wollen, der bisher vorgeschriebene "Mahadthai-Stil",
der aus einem Bürstenhaarschnitt mit Mittelscheitel bestand,
wurde abgeschafft. Frauen durften ihr Haar kurz oder lang tragen.
- Regierungsbeamte mußten weiße Uniformen tragen,
ein "Pa Chongkraben" wurde als Gürtel getragen.
- Abschaffung der alten Sitte, sich den Schädel zu rasieren,
wenn ein König starb.
- Regierungsbeamte, die Betel kauten, mussten sich ihre Zähne
reinigen.
- Einführung des Gregorianischen Kalenders und der westlichen
Monatsnamen anstelle des Mondkalenders.
- Einführung von Messer und Löffel beim Essen anstatt
der Finger zur Erhöhung der hygienischen Standards.
- Einführung öffentlicher Audienzen, mit der Möglichkeit
selbst zum König zu sprechen.
RAMA
V. starb am 23.10.1910, sein Todestag (Won Piya Maharaj = der
Tag des geliebten Großen Königs) ist heute ein gesetzlicher
Feiertag. Sein Reiterstandbild vor der National Assembly Hall
in der Nähe des Dusit Zoos wird an diesem Tag mit Tausenden
von Blumen geschmückt. RAMA V. wird auch als "Phra Piya
Maharaj" (Der große geliebte König) bezeichnet.
König RAMA V. ist mit Sicherheit noch heute einer der meist
verehrten Könige Thailands. Sein Bild steht oder hängt
in vielen Häusern, Geschäften und Gesellschaften. Unzählige
Menschen tragen sein Bild als Amulett immer bei sich, er wird
noch heute von seinem Volk geliebt und verehrt!
Die Reiterstatue des Königs wurde im Jahr 1908 vollendet,
um das 40. Jahr seiner Regierungszeit zu feiern. 1917 wurde als
erste Universität herkömmlichen Stils die Chulalongkorn
Universität gegründet, eine Universität, die einen
ausgezeichneten Ruf in der Welt besitzt. Im Jahr 2005 erschien
die neue 100 Baht-Note, die König Chulalongkorn in Marineuniform
zeigt, während der Hintergrund seine berühmte Rede anläßlich
der Abschaffung der Sklaverei zeigt.
Chulalongkorn war schon zu seiner Zeit bei den Siamesen als "Phra
Buddhachao Luang" (Der königliche Buddha) bekannt. Auch
dieser Titel unterstreicht noch einmal die enorme Bedeutung von
König RAMA V. für sein Land! Er hat eine Brücke
von der Vergangenheit in die Zukunft gebaut. Zwar konnte er natürlich
nicht das moderne Thailand kennen, so wie wir es heute kennen,
aber ohne ihn wäre das moderne Thailand nicht Wirklichkeit
geworden!
RAMA
VI.
Der
Prinz Maha Vajiravudh wurde am 01.01.1881 als Sohn von König
Chulalongkorn (RAMA V., DER GROßE) und der Königin
Saovabha in Bangkok geboren. Er erlernte Thailändisch bei
Chaophraya Phra Sadet Surentrathibodi. Im Alter von nur acht Jahren
erhielt er den Titel Prinz Kromkhun Dhepdavaravadi. Mit elf Jahren
schrieb er sich an einer der renommiertesten Militärakademien
der Welt ein, der britischen Militärakademie in Sandhurst
(in der südenglischen Grafschaft Berkshire), wo er dann Offizier
als Platoonkommandeur in der Durham Light Brigade wurde. Ab dem
Jahr 1899 studierte er Kunstgeschichte und Jura am Christ Church
College in Oxford, wo er ein Buch über den polnischen Erbfolgekrieg
(1733-1735) schrieb.
Während seiner Zeit in England starb der designierte Kronprinz
Vajirunhas im Jahr 1895 überraschend, so daß Prinz
Vajiravudh nun selbst Kronprinz am 17. Januar 1897 wurde. Nach
einem neunjährigen Studium in England (er war der erste siamesische
Monarch, der ein komplettes Studium im Ausland absolvierte) kehrte
Kronprinz Vajiravudh über die U.S.A., Kanada und Japan nach
Thailand zurück, wo er im Januar 1903 wieder heimatlichen
Boden erreichte. Seit seiner Rückkehr residierte er im Saranrom
Palast. Seine Liebe zu England manifestierte sich in einer Transkription
des Thai in das Englische und in der Übersetzung sämtlicher
Werke des berühmten englischen Schriftstellers William Shakespeare
aus dem Englischen in das Thailändische, ausserdem war er
tief in der britischen Kultur verwurzelt.
Während
der Lebenszeit seines Vaters wurde er Generalinspekteur der Armee
und Kommandeur der Leibgarde von König RAMA V. sowie General.
Nach dem Tode seines Vaters König RAMA V. (König Chulalongkorn)
wurde Kronprinz Vajiravudh am 23.10.1910 zum neuen König
gekrönt, im Westen bekannt als König Vajiravudh, bei
den Siamesen unter dem Titel Phra Mongkut Klao Chaoyahua oder
RAMA VI.
Er führte die Modernisierungsmaßnahmen seines Vaters
König Chulalongkorn weiter. Im Jahr 1913 führte RAMA
VI. zum ersten Mal per Gesetz Familiennamen ein, bisher waren
die Menschen nur unter ihrem Vornamen bekannt. Ebenfalls in dieser
Zeit entwickelte er den ersten Standard zu einer Transkription
der Thaischrift in das lateinische Alphabet, da er selbst ein
Großteil der neuen siamesischen Familiennamen erfand.
Da die wachsende Komplexität des Arbeitslebens und der Gesellschaft
nach zunehmend besser ausgebildeten Leuten verlangte, sah König
RAMA VI. sehr schnell und auch sehr bewusst die Diskrepanzen zwischen
den Anforderungen und dem vorhandenen Schulsystem. Er führte
deshalb die staatliche Schulpflicht ein, die mindestens vier Jahre
umfasste, gleichfalls wurde die, schon unter RAMA V. begonnene,
Stipendiatenförderung für hochbegabte Studenten durch
die weitere finanzielle Aufstockung von Mitteln und der darauf
erfolgenden verstärkten Ausbildung in Europa und den U.S.A.
stark ausgebaut.
Am
26.03.1917 gründete RAMA VI. die nach seinem Vater benannte
Chulalongkorn-Universität, die aus einer im Jahr 1899 gegründeten
Verwaltungsfachhochschule hervorgegengen war. König Vajiravudh
selbst war ein begabter Wissenschaftler und ein versierter Fachmann
auf militärischem Gebiet. Er entwickelte höchst ungewöhnliche
Methoden zur Mobilisierung der Massen zu Bildung, denn er sah
durchaus, daß die meisten Menschen in seinem Land Bildung
nur in den Händen der Elite sahen und selber wenig für
die eigene Bildung übrig hatten. Hier beschäftigte er
sich mit Texten, Bühnenstücken und Wortübersetzungen.
In der bekannten Komposition "Klon Tid Law" (Schlamm
auf den Rädern) arbeitete er z.B. heraus, daß das Hauptproblem
des Landes der absolute Mangel an kompetenten Menschen für
die vielen Probleme des Landes sei. Immer wieder ermunterte er
die Menschen, zum Teil auch mit versteckten Anspielungen in seinen
Geschichten, sich mehr für das Wohl des Landes einzusetzen.
In seinen Tagebüchern, die vom Jahr 1908 bis zu seinem Tod
im Jahr 1925 reichen und die bis zum Jahr 1974 nicht veröffentlicht
worden waren, schrieb er selbst über sehr viele Themen. Er
selbst hatte diese Tagebücher Phraya Ramrakob zur sicheren
Verwahrung übergeben und erst im Jahr 1974, anlässlich
der Beerdigung von Chatchawarit Kasemson, wurde ein Teil von ihnen
freigegeben. Er beschäftigte sich in diesen Tagebüchern
mit sehr vielen Themen:
Erziehung,
Trinkwasserversorgung in Bangkok, Zivilverwaltung, Übernahme
von Fremdwörtern in die thailändische Sprache, dem Tempel
Phra Pathom in Nakhon Pathom, den Wild Tiger Corps, Gespräche
mit Phraya Kallaynamitri über die Unmöglichkeit dem
europäischen Weg zu folgen, die Entwicklung Siams, Nachnamensgebung,
Utopie und Sozialismus, Heirat und Scheidung, Pressefreiheit,
die Verfassung, die Übernahme des Gregorianischen Kalenders,
die Luftstreitkräfte, das Radio, den Ersten Weltkrieg, Süderweiterung
Thailands, die neue Staatsflagge, die neue Zeitzählung, die
Rechte der Bürger im Ausland und noch sehr viel mehr.
König RAMA VI. kann man mit Recht als einen umfangreich gebildeten
Monarchen bezeichnen. König RAMA VI. regierte in Siam an
der Schwelle vom Übergang von einem altmodischen zu einem
modernisierten Staat. Siam gab sehr viel Geld für die Modernisierung
des Landes aus, nahm jedoch sehr wenig Geld durch seinen Export
ein, da es hauptsächlich Agrarprodukte waren, die Land ausführen
konnte.
Als
Vajiravudh auf den Thron kam, war er die einzige Hoffnung für
einen großen Teil der Bevölkerung, die viele Jahre
von Hungersnöten, Trockenheit, Seuchen und Verknappung des
Reises heimgesucht wurden. Es gab ganz erhebliche Gegensätze
zwischen dem König und den offiziellen Regierungsbeamten,
wie man die ökonomischen und politischen Probleme des Landes
lösen könne. König Vajiravudh, ein "Liberaler",
war stets gegen plötzliche Interventionen der Regierung bei
ökonomischen Problemen, wie z.B. dem durch im Ausland ausgebildete
Offizielle vorgeschlagenen Anheben des Reispreises. Der König
wurde zu einem sehr scharfen Kritiker der zumeist chinesischstämmigen
Reishändler und Reismühleneigentümer, die er als
habgierige Händler ansah, die arme Leute ausbeuten würden.
Als dann die Katastrophen und Unannehmlichkeiten zunahmen, sahen
selbst seine getreuesten Gefolgsleute ein, daß der König
wohl kein Mittel hatte, um die sehr schwierigen Probleme Siams
zu lösen.
König Vajiravudh hatte noch an seinem Krönungstag, dem
02.12.1911, ein neues Militärkorps gegründet. Dieses
als Wild Tiger Corps (Thai: Sua Pa) bezeichnete paramilitärische
Korps unterstand als Elitekorps nur und direkt dem Monarchen.
Im ersten Jahr hatte dieses Korps 4.000 Leute und obwohl es zum
großen Teil nur aus gewöhnlichen Leuten bestand, solidarisierte
der König sich mit ihnen und war oft in ihren Messen zu finden.
Dieses neue Korps rivalisierte mit der Armee in der Stärke
und dem Zivilservice an Einfluss. Der König stattete sogar
einige Personen aus dem Korps mit hohen Rängen in der Armee
und im Adel aus! Dieses führte natürlich bei der Armee
und der Nobilität, die sich ihrer eigenen Macht und ihres
eigenen Einflusses nunmehr beraubt sahen, zu schweren Zerwürfnissen
mit dem König.
Am
13. Januar 1912 beschloss eine Gruppe von sieben Armee-Offizieren,
unzufrieden mit der offensichtlichen Bevorzugung des Wild Tiger
Corps durch den König, den König abzusetzen (der erste
von vielen noch folgenden Militärputschen in der Geschichte
Siams bzw. Thailands, bekannt unter dem Namen Die Palastrevolte
von 1912. Sehr schnell vergrößerte sich die Gruppe
auf 91 Offiziere. Sie wurde angeführt vom Armee-Captain Khun
Thuayhanpitak (Dr. Leang Srichanr) sowie einigen Mitgliedern der
königlichen Leibgarde. Andere Mitglieder waren zumeist niedere
Dienstränge sowie höhere Ränge aus dem Norden Thailands.
Vielleicht wurden sie durch die erfolgreichen Revolutionen in
China (Qing Dynastie) und in Japan (Manchu) im gleichen Jahr angeregt,
dies erfolgreiche Vorgehen auch in Siam zu versuchen, dennoch
blieben ihre Ziele unklar. Einige wollten Vajiravudh durch einen
seiner Brüder ersetzen, andere wollten die Umwandlung der
absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie, und ein
extremer Flügel wollte sogar die Abschaffung der Monarchie
und Schaffung einer Republik.
Am 01.04.1912, dem siamesischen Neujahrstag (Piphatsataya Tag),
hielt der König, anläßlich einer buddhistischen
Danksagungszeremonie, eine öffentliche Ansprache. Von den
Verschwörern war Captain Yut Khongyu per Losverfahren ausgewählt
worden, den König zu töten! Jedoch bereits am 27.02.
hatte Yut Khongyu, von eigener Schuld erfüllt, dem Kommandeur
der königlichen Leibgarde sowohl die Namen der Verschwörer
als auch die Pläne mitgeteilt. Der Kommandeur erzählte
diese Pläne dem Bruder des Königs Prinz Chakrabongse
Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok. Daraufhin wurden die Verschwörer
festgenommen und inhaftiert. Von einem Militärgericht wurden
drei der Verschwörer zum Tode verurteilt, 20 Personen wurden
zu lebenslanger Haft verurteilt, 32 Personen erhielten 20 Jahre
Haft, sechs erhielten 15 Jahre und weitere 30 immerhin 12 Jahre
Gefängnis. Die Anklage lautete auf versuchten Königsmord,
Hochverrat und versuchten Sturz der Regierung.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Chakri-Dynastie kam es zu
einer Revolte gegen das Königshaus und zwar nicht vom Adel
sondern vom Militär. Der König erwies sich jedoch als
gnädig. Er reduzierte die Haftstrafen im Jahr 1924, und die
Todesurteile wurden nicht vollstreckt, da er der Meinung war,
daß niemand verletzt worden sei. Dennoch beobachtete der
König in der Zukunft das Militär sehr sorgfältig
mit einer hohen Wachsamkeit, um ähnliche Vorfälle auszuschließen.
Dennoch kann man wohl diesen Coup als Vorläufer der Revolte
des Jahres 1932 ansehen, der die Geschichte Siams (Thailands)
für immer ändern sollte!
Interessanterweise
hatte der König einen Monat vor dem Staatsstreich eine demokratische
Umwandlung der Monarchie in einem Brief selbst mit folgenden Worten
beschrieben: "Wenn das Volk wirklich eine Verfassung will
und guter Absicht ist, sollte man dies befürworten. Ich hege
keinen Groll gegen irgendjemanden, der dies unterstützt.
Ich werde die Pros und Kontras der Petition prüfen. Ich selbst
denke, es ist besser eine Verfassung einzuführen und daß
es nicht klug sei, die absolute Macht bei einem Mann zu belassen.
Wenn der König ein weiser und fähiger Mann ist und ihm
das Wohl des Landes am Herzen liegt, ist dies die beste Lösung.
Auf der anderen Seite, falls der König inkompetent und nur
auf sein eigenes Werk bedacht, er ungerecht und brutal ist oder
nur seine Getreuen bevorzugt, wird es einen Aufruhr geben und
die Menschen werden unglücklich sein." Er schrieb auch
über die Volksrepräsentation und deren Konsequenzen,
was er auf 15 Seiten sehr klar niederlegte - wahrlich ein sehr
weitsichtiger Monarch, dem schon damals offenbar klar war, daß
sich die Zeit der absoluten Monarchie in Siam dem Ende zuneigte.
Im
Jahr 1921 erliess der König ein Gesetz über die Gleichstellung
von Mann und Frau in der Gesellschaft. In der Außenpolitik
stand Siam im Ersten Weltkrieg auf der Seite der Entente und unterstützte
die Kämpfe auf deren Seite mit 2.000 Elitesoldaten, dafür
erhielt das Land einen Sitz im Völkerbund. Für die 19
Soldaten, die in diesem Krieg auf siamesischer Seite gefallen
waren, wurde nördlich des Sanam Luang, östlich des Nationalmuseums
das "Expeditionary Force Monument" in Bangkok errichtet.
König RAMA VI. war sehr eifrig um die Einführung eines
demokratischen Systems in Siam bemüht. Er gründete die
Zeitung "Dusi Thani", um die Bevölkerung in politischen
Fragen zu unterrichten. Er selbst schrieb viele Artikel, und auch
unter den Pseudonymen Assawapahu und Ramachitti vertrat er durchaus
Ansichten, die denen eines Monarchen absolut konträr waren.
Er gründete auch das Pfadfinderkorps und die Government Savings
Bank.
König Vajiravudh war seit dem Jahr 1924 mit Kruakaew Abhaiwongse
(Vater: Phraya Abhayabhupesa [Luam Abhaiwongse], Mutter: Lek Bunnag)
verheiratet, einer Angehörigen des niederen Adels. Als sie
schwanger wurde bekam sie vom König den Titel Phra Nang Chao
Suvadhana (Ihre königliche Hoheit Suvadhana, Prinzgemahlin
von Siam) verliehen. Am 24.11.1925, nur einen Tag vor dem Tod
von RAMA VI., wurde das einzige Kind des Ehepaares, die Tochter
Prinzessin Bejaratana Sirisobhabannavadi geboren.
Am 25.11.1925 starb König RAMA VI. an einer Blutvergiftung
im Alter von nur 44 Jahren. RAMA VI. bleibt als der Philosoph
auf dem Thron in der Erinnerung der Siamesen (Thai). Er hat viel
für sein Land geleistet und das Reformwerk seines Vaters
fortgesetzt. Da König RAMA VI. keinen männlichen Erben
hatte, folgte ihm sein Bruder Prinz Prajadhipok als RAMA VII.
auf den Thron.
RAMA
VII.
Somdej
Chao Fah Prajadhipok Sakdidej (Prinz Prajadhipok Sakdidej) wurde
am 08.11.1893 in Bangkok als der jüngste Sohn von König
RAMA V. (CHULALONGKORN) und dessen Frau, Königin Saovabha,
geboren. Er erhielt den Titel eines Prinzen von Sukhothai. Da
es unwahrscheinlich war, daß er jemals den Thron besteigen
würde (er war das 70. Kind von RAMA V.) beschränkte
er sich zuerst auf eine normale Karriere im Militär. Er wurde
im Eton College (in der Nähe des Schlosses Windsor in der
Nachbarschaft von London) und an der Woolwich Military Academy
(südöstlich von London) in England erzogen. Später
wechselte er noch zur Ecole Superieure de Guerre (Camp Coetquidain
in Guer im Department Morbihan in der Bretagne) in Frankreich.
Volkstümlich ist diese Kriegsschule auch als "Ecole
speciale militaire de Saint-Cyr" bekannt.
Während des 1. Weltkrieges wurde seine Einheit, in der er
mit Briten zusammen an der westlichen Front kämpfte, offensichlich
geschont, denn diese Einheit wurde aus den Kämpfen in Flandern
herausgenommen. Weil er das zweitjüngste Kind des Königs
und der jüngste Sohn war erwartete man eigentlich nicht sehr
viel von ihm. Der Prinz kehrte im Jahr 1924 nach Siam zurück.
In Siam angekommen verlief die Entwicklung für Prinz Prajadhipok
plötzlich und gänzlich unerwartet anders als er es sich
für sein weiteres Leben vorgestellt hatte. Seine Mutter Königin
Saovabha war die jüngste Schwester von Königin Savang
Vathana, die wiederum die Mutter des Kronprinzen Maha Vajirunhis
war. Der unerwartete Tod von Kronprinz Maha Vajirunhis am 04.01.1895
führte dazu, daß der älteste Bruder von Prajadhipok,
Prinz Varijavudh, durch König RAMA V. zum Kronprinzen ernannt
wurde und auch später zum König RAMA VI. wurde. Durch
ihn wurde das Thronfolgegesetz dahingehend geändert, daß
die Prinzen, die von der Königin Saovabha (später bekannt
als Königinmutter Sri Patcharindra nach der Thronbesteigung
von König VAJIRAVUDH) höhere Ansprüche für
das Thronerbe geltend machen konnten, als die anderen Ehefrauen
seines verstorbenen Vaters. Es war trotzdem nicht ganz so klar,
wer im Falle des Todes von König RAMA VI. den Thron erben
würde, denn es gab mindestens zwei gleichrangige Rivalen.
Zum einen war es Phra Worawong Ther Phra Ong Chao Chula Chakrabongse
(der Sohn von Feldmarschall Chao Fa Chakrabongse Bhuvanath, Prinz
von Phitsanulok), zum anderen aber auch Mom Chao Waranonthawach
(Sohn von Chao Fa Juthatutch, Prinz von Petchabun). Beide, der
Prinz von Phitsanulok und der Prinz von Phetchabun, waren ältere
Brüder von Prinz Prajadhipok, doch beide waren vor ihm gestorben.
Chakrabongse Bhuvanath war am 13.06.1920 gestorben und Juthatutch
oder Chudadhut Dharadilok, wie er auch genannt wurde, im Jahr
1923.
Der
Prinz Waranothawach war jedoch bereits von König VAJIRAVUDH
von der legalen Thronfolge ausgeschlossen worden, da seine Mutter
nicht die legale Ehefrau des Prinzen von Petchabun war. Prinz
Chula Charabongse hatte jedoch die russische Adlige Ekaterina
Desnitskaya geheiratet und war damit nur noch ein Halb-Thai und
von der Thronfolge ausgeschlossen. Es blieb noch der von König
RAMA VI. designierte Kronprinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon
Ratchasima übrig, der jedoch auch überraschend im Februar
1925 verstarb, nur neun Monate vor dem Tod von König VAJIRAVUDH.
Da es König RAMA VI. nicht mehr geschafft hatte, einen neuen
Thronfolger zu bestimmen, mussten sich alle älteren Mitglieder
der königlichen Familie, der siamesischen Tradition gemäß,
versammeln, um einen neuen König zu wählen. Wahrscheinlich
hat bei den Beratungen über den neuen König der Feldmarschall
Prinz Paripatra Sukhumbhand von Nakhon Sawan einen gewissen Druck
auf die Teilnehmer ausgeübt, den Prinzen Prajadhipok von
Sukhothai zum neuen König zu wählen.
Am
26.11.1925 wurde Prinz Prajadhipok zum neuen König gewählt.
Er nahm den Titel Phrabat Somdet Phra Pokklao Chao Yuhua an, in
den offiziellen Dokumenten wurde er auch als Phrabat Somdet Phra
Poraminthramaha Prajadiphok Phra Pokklao Chao Yuhua bezeichnet.
Inoffiziell nannten ihn die Siamesen "Ratchakan thi Chet"
(die siebente Regierung) und in der englischen Übersetzung
RAMA VII. Er hingegen benutzte nie den Titel Rama im Thailändischen.
RAMA VII. war eigentlich nicht vorbereitet für die Übernahme
des Thrones. Dennoch hatte er einige Dinge, die ihm zugute kamen,
nämlich Intelligenz, Diplomatie im Umgang mit anderen, Bescheidenheit
und einen unbeugsamen Willen, sich das fehlende Wissen anzueignen.
Hinzu kam, daß er von dem immer noch bestehenden Vertrauen
des Volkes in die Monarchie zehren konnte. Leider hatte König
PRAJADHIPOK sehr viele Probleme von seinem Vorgänger übernommen.
Das dringenste Problem war die Wirtschaft. Die Finanzen des Staates
waren ein einziges Chaos, das Staatsbudget hatte ein massives
Defizit, der Palast war stark verschuldet und die Konten der königlichen
Familie waren ein Albtraum an Schulden und undurchschaubaren Transaktionen.
Der Rest der Welt war nach dem Ende des 1. Weltkrieges ebenfalls
in tiefer Depression, was die Lage in Siam weiter verschlimmerte.
Innerhalb
eines halben Jahres nach der Thronbesteigung blieben nur drei
von den alten zwölf Ministern der Regierung erhalten, die
anderen Minister wurden durch Mitglieder der königlichen
Familie ersetzt. So hatte man zwar einerseits jetzt wieder Männer
mit Erfahrung und Talent in die Regierung zurück gebracht,
andererseits wurde aber die absolute Herrschaft des Königs
und seiner Familie wieder größer und spürbarer.
Der König wollte offenbar mit dem Regierungsstil seines Vorgängers
brechen und zum Regierungsstil seines Vaters RAMA V. zurückkehren.
Als tatsächlich erste Amtshandlung schuf RAMA VII. ein neues
"Supreme Council of the State of Siam", eine Institution,
die das Vertrauen in die Monarchie und die Regierung wiederherstellen
bzw. festigen sollte. Dieses Gremium war aus sehr kompetenten
und sehr fähigen Männern der königlichen Familie
zusammengesetzt, unter ihnen z.B. der langjährige Minister
des Inneren und die rechte Hand von König CHULALONGKORN,
Prinz Damrong Rajanubhab. Die in das Gremium gewählten Männer
brachten nach und nach immer mehr wichtige Posten in der Verwaltung
und im Militär unter ihre Kontrolle, indem sie alle wichtigen
Posten mit ihren eigenen Vertrauten besetzten. König PRAJADHIPOK
galt als ein sehr gewissenhafter Arbeiter, der alle ihm vorgelegten
Dokumente, seien es Staatssachen oder Petitionen, sehr sorgfältig
prüfte und oft den Rat seines Gremiums einholte.
1932 befand sich Siam in einer schweren Depression und das "Supreme
Council" empfahl drastische Ausgabenkürzungen bei den
öffentlichen Ausgaben, beim Zivildienst und beim Militär.
Der König sah sehr wohl voraus, daß diese tiefen sozialen
Einschnitte insbesondere beim Militär zu Verärgerung
führen würden. Er verkündete die neue finanzielle
Politik mit folgenden Worten: "Ich selbst verstehe sehr wenig
von Finanzen und alles was ich tun kann, ist auf die Optionen
von anderen zu hören und das Beste auszuwählen... Wenn
ich einen Fehler gemacht haben sollte, sollte dies wirklich vom
Volk von Siam entschuldigt werden."
König
RAMA VII. wandte dann seine Aufmerksamkeit der zukünftigen
Politik in Siam zu. Beeindruckt vom britischen Beispiel wollte
er, daß das gewöhnliche Volk bei den Angelegenheiten
des Staates durch die Schaffung eines Parlamentes mitbestimmen
sollte. Ein Verfassungsentwurf wurde ausgearbeitet, doch die Wünsche
des Königs wurden von seinen Beratern zurückgewiesen.
Insbesondere Prinz Damrong und Francis B. Sayre, der aussenpolitische
Berater des Königs, waren der Meinung, daß das Volk
von Siam noch nicht reif für eine Demokratie sei!
Dennoch hatte schon im Jahr 1925 der König auf lokaler Ebene
begonnen, den Weg zu mehr Demokratie zu ebnen. Er führte
das Prinzip der "Prachaphiban" an, also das Konzept
der kommunalen Selbstverwaltung. Hier erhielten jetzt die Gemeinden
das Recht lokale Steuern zu erheben und eigene Budgets aufzustellen.
Jedoch scheiterte das gut gemeinte Konzept an der Tatsache, daß
es auf lokaler Ebene zu wenig Leute gab, die das Konzept auch
richtig umsetzen konnten. Das von ihm iniziierte Konzept der Demokratisierung
des Staates von unten her war an sich richtig und eine sehr gute
Idee, dennoch wurde nun König PRAJADIPHOK die weitere Entwicklung
aus der Hand genommen.
Eine relativ kleine Gruppe von Soldaten und Zivilbediensteten
glaubte nun, daß die Zeit für einen radikalen Wandel
gekommen sei! Es kam zu einer weitgehend unblutig verlaufenden
"Revolution" am Morgen des 24.06.1932 durch die sogenannte
"Volkspartei" (Thai: Khana Ratsadon), die die Kontrolle
über die Ananda Samakhorn Thronhalle in Bangkok (innerhalb
des Dusit Palastes gelegen) übernahm, dort Schlüsselpersonen
festnahm (hauptsächlich die Prinzen), während der König
in Hua Hin in seiner Residenz "Palast der weitentfernten
Sorgen" weilte (siehe: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen
sind, FARANG 10/2008, S. 16).
Die Volkspartei forderte den König auf, einer neuen Verfassung
zuzustimmen, die Siam von einer absoluten Monarchie in eine konstitutionelle
Monarchie umwandeln sollte. Der König stimmte dieser Änderung
zu, und so wurde am 10.12.1932 die erste permanente Verfassung
verabschiedet. Siam war nunmehr eine konstitutionelle Monarchie,
der König war also in Zukunft von einem Parlament abhängig.
RAMA VII. erkannte die geänderten Verhältnisse sehr
wohl, denn nach seiner Rückkehr nach Bangkok am 26.06.1933
empfing er die Vertreter der Volkspartei mit den Worten: "Ich
erhebe mich zu Ehren von Khana Ratsadon", ein unerhöhrter
Vorgang, denn normalerweise pflegten sich siamesische Könige
nicht zu erheben, wenn Besucher vor ihnen standen. Im Gegenteil
war von Besuchern gefordert, sich zu erheben, sobald der König
anwesend war!
Interessanterweise
hatte König PRAJADHIPOK offenbar schon vor der Revolution
selbst an eine Umwandlung von einer absoluten Monarchie in eine
konstitutionelle Monarchie gedacht. So ist ein Brief vom 24.01.1932
(also 6 Monate vor der Revolution!) von ihm an die Volkspartei
bekannt, in dem er schrieb: "Um des Friedens willen und weil
ich kein Blutvergießen sehen möchte, sollten die Probleme
in gütlicher Weise geregelt, Aufstände und jegliches
Durcheinander, welches dem Land schadet, vermieden werden. Ich
selbst habe im Sinn, einen ähnlichen Wandel vorzunehmen,
namentlich ein monarchisches Institut innerhalb der Konstitution
einzurichten. Ich willige darin ein, eine Marionette zu werden,
so daß die Einführung der konstitutionellen Monarchie
sanft durchgeführt werden kann".
Die Beziehungen des Monarchen zur Vokspartei verschlechterten
sich sehr schnell, besonders nach der Verdrängung des Premierministers
Phraya Manopakorn Nititada (siehe dazu: Bekannte Thai, die aus
Thailand geflohen sind, Teil 3, FARANG 11/2008, Seite 17) durch
den Leiter der Volkspartei Phraya Phahol Phonphayuhasena, der
dann auch folgerichtig der zweite Premierminister wurde, nachdem
er Nitida mit einem Staatsstreich gestürzt hatte.
Am 11.10.1933 zettelte der Einzelgänger Prinz Bowaradet die
sogenannte "Bowaradet Rebellion" an, als er königliche
Truppen aus Khorat, Phetchaburi und Udon Thani mobilisierte und
in Bangkok einmarschierte. Die erste Schlacht zwischen den Rebellen
und loyalen Truppen gab es schon am 11.10.1933 in Amphoe Pak Chong,
Changwat Nakhon Ratchasima. Dort wurden Anhänger des Königs
festgesetzt, dann wurde in Bangkok Khet Don Muang besetzt. Bowaradet
bildete den sogenannten "National Rescue Council" (Thai:
Khana Kun Ban Mueang) und wollte den so bezeichneten "Deer
Rodeo Plan" (Thai: Phaen Lom Kwang) durchführen, indem
er insbesondere die königliche Marine auf seine Seite ziehen
wollte. Die Royal Navy blieb jedoch neutral und verweigerte sich
jedweden Kämpfen. Die Regierung reagierte schnell auf die
Pläne des Rebellen und ernannte Lieutenant Colonel Luang
Phibulsonggram (zur Person siehe auch: Bekannte Thai, die aus
Thailand geflohen sind, FARANG 09/2008, S. 16) zum Kommandeur
der Bangkoker Streitkräfte und Luang Amnuai Songkhram (Mr.
Thom Kesakomon) zum Kommandeur der Panzerstreitkräfte. Dieser
wurde jedoch bei den Kämpfen von den Rebellen getötet.
Am
12.10.1933 konnten die Rebellen nach heftigen Kämpfen den
damals noch sehr kleinen Flughafen Don Muang einnehmen. Major
Luang Seri Samroeng Rit wurde zum Verhandlungsführer mit
den Rebellen bestimmt, er wurde jedoch von den Rebellen gefangen
genommen. Die Rebellen trugen insgesamt sieben Forderungen vor,
die sämtlich im wesentlichen die Wiederherstellung der absoluten
Monarchie verlangten. Diese Forderungen waren für die Regierung
natürlich vollkommen unannehmbar, und so ging der Kampf weiter.
Die Rebellen marschierten auf Bang Khen und verschanzten sich
in einer Festung in der Nähe der Eisenbahnstation Lak Si.
Doch die Zeiten wendeten sich für die Rebellen, als auf der
Regierungsseite die Regimenter von Nakhon Sawan und von Prachinburi
in die Kämpfe eingriffen und die Rebellen nunmehr kompromisslos
bekämpften. Am 14.10. mussten die Aufständischen nach
heftigem Beschuss aus Bangkok abziehen, kurz danach wurde die
letzte Festung der Rebellen in Khorat erobert. Dabei fand der
zweite Kommandant der Rebellen Phraya Si Sitthi den Tod, die Moral
der Aufrührer war nun vollständig gebrochen, und am
24.10.1933 waren die Kämpfe beendet.
Durch die Kämpfe war die Infrastruktur Bangkoks schwer beschädigt
worden, insbesondere Brücken, Eisenbahnlinien und der Flughafen
hatten große Schäden durch Artilleriebeschuss. Die
meisten Rebellen wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, die jedoch
später reduziert wurde. Niemand wurde zum Tode verurteilt,
und Prinz Borawadet floh mit seiner Familie nach Vietnam. Da jedoch
RAMA VII. mit seiner Familie nach Songkhla geflohen war, wurde
ihm von Seiten der Regierung der Vorwurf gemacht, er hätte
das Ansehen der Regierung durch sein Verhalten untergraben.
Im Jahr 1934 stimmte die neugeschaffene Versammlung über
eine Änderung der zivilen und militärischen Gesetzgebung
ab, nach der in Zukunft Todesstrafen ohne vorherige Genehmigung
durch den König vollstreckt werden konnten. Der König
protestierte heftig gegen die neuen Pläne und meinte, daß
das Volk mit den Änderungen nicht einverstanden sei. Als
Kompromiss bot der König die Abhaltung eines Referendums
über die Veränderung der Gesetze an, was nunmehr der
Versammlung nicht gefiel. Die meinte, daß damit der Volkswille,
ausgedrückt durch die Versammlung, missachtet werden würde
und daß der König nur alte, ihm durch die neue Verfassung
weggenommene Rechte, heimlich wieder haben wolle.
König PRAJADHIPOK, der auf einer Auslandsreise im westlichen
Europa war, insbesondere zu einer medizinischen Behandlung in
England, bestand in mehreren Briefwechseln mit der neuen Regierung
auf einer Änderung der neuen Gesetze. Insbesondere verlangte
er die Wiedereinführung des königlichen Gnadenerlasses
bei schweren Strafen, insbesondere bei der Todesstrafe. Dies wurde
von der Regierung abgeleht, so daß der Monarch der Regierung
ein undemokratisches Verhalten vorwarf. Für eine Rückkehr
in die Heimat verlangte er Sicherheitsgarantien, und er deutete
auch schon seine Abdankung an, falls seine Forderungen nicht erfüllt
würden.
Die Volkspartei wies das Ultimatum des Königs zurück,
und deshalb dankte König PRAJADIPHOK am 02.03.1935 ab. In
einem an das Volk gerichteten Brief schrieb er: "Ich bin
willens, mich selbst aller meiner Autorität zu berauben,
ich werde jedoch diese Autorität nicht einer Person oder
Gruppe übergeben, insbesondere nicht, wenn die Gefahr besteht,
daß diese Macht absolut wird und ohne die Anhörung
der öffentlichen Meinung gebraucht wird. Es ist nun klar,
daß meine Anstrengung zur Weitergabe der Bürgerrechte
an das Volk in Angelegenheiten der nationalen Politik nicht weiter
möglich ist und daß ich diese nicht schützen kann.
Daher danke ich hiermit vom Thron ab..."
König
PRAJADHIPOK hatte das Pech, einerseits in einer Zeit in Siam regieren
zu müssen, die durch eine starke wirtschaftliche Rezession
in der ganzen Welt geprägt wurde, andererseits aber auch
in der Zeit gesellschaftlicher Umbrüche regieren zu sollen.
Obwohl er versuchte, die Staatsausgaben durch diverse Maßnahmen
stark zu kürzen, gelang es ihm letztendlich nicht, das einflußreiche
Militär und den Adel von den notwendigen Sparmaßnahmen
zu überzeugen, was dann auch mit ein Grund für die Revolution
von 1932 war.
Eine wichtige Errungenschaft in der Regentschaft von König
RAMA VII. war die Einweihung der Phra Buddha Yodfa-Brücke
über den Menam Chao Phraya, welche zum ersten Mal Bangkok
und Thon Buri mitenander verband. Weitere wichtige Errungenschaften
während seiner Regierungszeit waren die Gründung des
Meeresdepartments im Ministerium für Agrarwesen (heute Fischereidepartment),
die Entwicklung des Bewässerungssystems in Chiang Rak Noi
und in Bang Bor. Insbesondere das zuletzt genannte Projekt war
so erfolgreich, daß sehr viele Personen versuchten Landbesitz
in Bang Bor und im Bang Pree Distrikt in der Provinz Samut Prakan
sowie im Bang Prakong Distrikt in der Provinz Chachoengsao zu
bekommen.
In der Landwirtschaft förderte König PRAJADHIPOK die
Gründung von Kooperativen, ein schon beinahe sozialistisch
anmutendes Ziel! Unter ihm wurden viele fortschrittliche Gesetze
erlassen, wie z.B. der Land Expropriation Act (Landenteignungsgesetz!),
die Neuanlage von Schnellstraßen und Eisenbahnen, die Kontrolle
der Handelsaktivitäten im Jahr 1928 und die Verbesserung
der Ehegesetzgebung im Jahr 1930.
Im Kulturbereich wurde das Königliche Institut zur Verwaltung
der Königlichen Bibliotheken und der Förderung literarischer
Werke, zur Verwaltung der Museen, Sicherstellung und Konservierung
historischer Denkmäler sowie der Förderung des Kunsthandwerkes
gegründet. Im Jahr 1928 gründete er mit eigenem Geld
eine Stiftung zur Förderung buddhistischer Werke, die noch
heute besteht. Auf dem Gebiet der thailändischen klassischen
Musik verfasste er auch bekannte Werke, wie Luang Pradits Pairau
(Sorn Silapabarnleang), Rati Pradop Down (Sterne dekorieren die
Nacht), Khmer La-or Ong (Schöne Khmer) und Klen Kratop Fang
(Wellen berühren den Strand), die für für immer
mit seinem Namen verbunden sein werden.
Verheiratet war RAMA VII. mit Somdet Phra Nang Chao Ramphaiphanni
Phra Borommarachini oder Königin Ramphaiphanni (Tochter von
Prinz Sawatdi Sobhana und dessen Ehefrau Mom Apaphanni) seit dem
Jahr 1917. Das Paar hatte keine Kinder, es adoptierte jedoch einen
Sohn von Prajadhipoks verstorbenen Brüdern, den Prinzen Jirasakdi.
Nach der Abdankung verließ das königliche Paar Siam
sofort und zog nach England. Zuerst wohnten sie im Knowle House
in der südostenglischen Grafschaft Surrey in der Nähe
von London. Da dieses Haus der Gesundheit von König RAMA
VII. jedoch nicht zuträglich war, zogen sie beide nach Glen
Pemmant, ebenfalls in Surrey um. Dieses Haus war zwar kleiner,
es gab aber mehr Auslauf im Garten, und hier blieben sie für
zwei Jahre. Danach zogen sie nach Vane Court, dem ältesten
Haus des Dorfes Biddenden in der südostenglischen Grafschaft
von Kent, ebenfalls in der Nähe von London. Hier verbrachte
König PRAJADHIPOK ein friedvolles Leben mit seiner geliebten
Gärtnereiarbeit am Vormittag und dem Schreiben seiner Autobiographie
am Nachmittag. Im Jahr 1938 zog das königliche Paar erneut
um, diesmal in das Compton House im Dorf Wentworth in Virginia
Water, erneut in Surrey gelegen.
Bedingt durch die schweren Luftangriffe der Deutschen Luftwaffe
auf London im Jahr 1940 musste das Paar erneut umziehen, zuerst
in ein kleines Haus in Devon im südwestlichen England und
dann in das Lake Vyrnwy Hotel in dem Ort Powys in Wales, wo sich
der König von einem Herzanfall erholte. Noch einmal zog das
Paar um, da der König den Wunsch äußerte lieber
in Compton House zu sterben, wo er am 30.05.1941 an den Folgen
eines Herzinfarktes verstarb. Seine Einäscherung wurde im
Golders Green Krematorium in London vorgenommen. Die Asche wurde
im Jahr 1949 von Königin Ramphaiphanni nach Thailand, wie
Siam nun hieß, zurückgebracht. Die Autobiographie des
Königs hörte im Alter von 25 Jahren auf, dann hatte
ihm der Tod die Feder aus der Hand genommen. Nichts charakterisiert
ihn besser als seine eigenen Worte: "Aber wenn wir etwas
mit bester Absicht und unter Einsatz all unser Fähigkeiten
tun, sollte man uns Achtung zollen, weil wir unser Bestes gegeben
haben".
RAMA
VIII.
Prinz
Ananda Mahidol Mahidol (Mom Chao Ananda Mahidol Mahidol) wurde
am 20.09.1925 in Heidelberg in Deutschland geboren. Er war der
erste Sohn von Prinz Mahidol Adulyadej, Prinz von Songkhla (Thai:
Somdej Pramahitathibej Adulyadejvikrom Pramarommarajajanok Chao
Fa Mahidol Adulyadej Kromma Luang Songkla Nakarin [das 69. Kind
von König CHULALONGKORN und dessen Ehefrau Königin Savang
Vathana, deren 7. Kind er war) und dessen Ehefrau Mom Sangwan
(ursprünglich in Thai: Srinagarindra oder Somdej Phra Srinagarindra
Boromararajajonani).
Beide Elternteile studierten in jener Zeit an der renommierten
Universität von Heidelberg. Am 13.10.1925 sandte sein Onkel
König RAMA VI. (König VAJIRAVUDH) einen Brief an ihn,
in dem er ihn mit dem Namen "Ananda Mahidol" (Die Freude
von Mahidol) ansprach. Bei seiner Geburt hatte er den Titel "Mom
Chao", den niedrigsten Adelsrang für siamesische Prinzen,
so daß sein vollständiger Name zu jener Zeit Mom Chao
Ananda Mahidol Mahidol war, wobei das zweite Mahidol auf den Familiennamen
seines Vaters hindeutet.
Er folgte seinen Eltern nach Paris, Lausanne und nach Massachusetts,
USA. Im Jahr 1927 erliess ein anderer Onkel, König RAMA VII.
(König PRAJADHIPOK) ein königliches Edikt, mit dem er
in eine höhere prinzliche Klasse aufstieg und den Titel "Phra
Worawong Ther Phra Ong Chao" erhielt. In diesem Erlass, mit
denen Kinder von "Chao Fa", die bisher den Titel "Mom
Chao" trugen, hochgestuft wurden, erhielten auch seine ältere
Schwester Galyani Vadhana und sein jüngerer Bruder Bhumibol
Adulyadej neue Titel, Galyani Vadhana wurde so zu "Phra Vorawongse
Ther Phra Ong Chao" und Bhumibol Adulyadej zu "Phra
Worawong Ther Phra Ong Chao Bhumibol Adulyadej".
Im Jahr 1928 kehrte die Familie nach Siam zurück, nachdem
sein Vater Prinz Mahidol seine medizinischen Studien an der Harvard
University beendet hatte. Prinz Mahidol starb bereits im Jahr
1929 mit nur 39 Jahren, als Prinz Ananda Mahidol Mahidol nur vier
Jahre alt war, so daß die Mutter ihre Kinder allein aufziehen
musste.
Durch
den Staatsstreich im Jahr 1932, der König RAMA VII. von einem
absolutistischen König zum konstitutionellen König machte,
hatte die Großmutter Königin Savang Vathana Angst um
das Leben der Familie, insbesondere Angst um das Leben des möglichen
Thronerben Prinz Ananda Mahidol Mahidol. Sie empfahl der Familie,
Siam zu verlassen und die unruhigen Zeiten lieber im Ausland zu
verbringen. So zog die Familie erneut nach Lausanne in der Schweiz
um. Die offizielle Erklärung für den Umzug war die Gesundheit
und die weitere schulische Ausbildung des Prinzen. Sie verließen
Siam im Jahr 1933 und Ananda Mahidol Mahidol verbrachte einen
großen Teil seiner Jugend in der Schweiz.
Als die Abdankung von König PRAJADHIPOK immer sicherer wurde,
wurde die Mutter des Prinzen von einem Mitglied der Regierung
angesprochen, ob sie sich vorstellen könnte, daß Prinz
Ananda der neue König von Siam werden könnte. Als König
RAMA VII. dann tatsächlich abdankte, war er der letzte übriggebliebene
Sohn von Königin Sri Pacharindra, er hatte jedoch keine leiblichen
Kinder. So ging die Krone in diesem Fall auf die Kinder von Königin
Savang Vathana über. Sie hatte zwei Söhne, die das Erwachsenenalter
erreichten, den Sohn Prinz Sommootiwongwarothai, Prinz von Nakhon
Si Thammarat, der ohne Sohn gestorben war und den Sohn Prinz Mahidol,
der zwei Söhne hatte. So fiel folgerichtig die Krone an den
Sohn des Prinzen Mahidol, den Prinzen Ananda Mahidol Mahidol.
Insbesondere der früher wichtige Politiker Pridi Phanomyang
(siehe zu ihm auch unsere Serie: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen
sind - Teil 2, FARANG Heft 10/2008 S. 17) überzeugte das
Kabinett, daß der erst neunjährige Ananda der neue
König von Siam werden sollte. So wurde am 02.03.1935 der
Prinz vom Parlament zum neuen König gewählt.
Da der neu gewählte König noch ein Kind war und eine
Schulausbildung in der Schweiz machte, bestimmte das Parlament
drei Regenten, die vorerst die Regentschaft übernehmen sollten.
Es handelte sich dabei um Colonel Prinz Anuwatjaturong, Lieutenant
Commander Prinz Artit Thip-apa und Chao Phraya Yommaraj (Pun Sukhum).
Im Jahr 1938 besuchte der neue König im Alter von 13 Jahren
zum ersten Mal seine neue Heimat. Er wurde auf dieser Reise von
seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder begleitet. In dieser
Zeit war der Diktator Feldmarschall Plaek Phibulsongkram (siehe
hierzu auch: Bekannte Thai, die aus Thailand geflohen sind - Teil
1, FARANG Heft 09/2008, Seite 16) Premierminister von Siam, der
am 23.06.1939 die Änderung des Landesnamens von Siam auf
Thailand verfügte! Durch Phibulsongkram wurde Thailand in
den Jahren 1940-41 in den sogenannten "Franco-Thai-Krieg"
mit dem Frankreich der Vichy-Regierung hineingezogen. Der Feldmarschall
wollte verloren gegangene Gebiete Thailands, die damals zum französischen
Indochina gehörten, mit Gewalt wieder zurückholen. Es
kam zu zahlreichen Schlachten und Luftangriffen der Thailänder
auf laotisches und kambodschanisches Gebiet. Letztendlich gab
es jedoch von beiden Seiten keine Sieger, und so wurde am 09.05.1941
ein Friedensabkommen in Tokio unterzeichnet. Eindeutige Gewinner
der ganzen Situation waren jedoch die Japaner, die, bedingt durch
die nunmehrige Schwäche Thailands, am 08.12.1941 in Thailand
einmarschierten und das Land besetzten.
Der
König war nicht im Land und der Premierminister regierte
in dessen Abwesenheit. Am 24.01.1942 wurde das besetzte Thailand
formal ein Alliierter des Imperiums von Japan und ein Mitglied
der sogenannten "Achse", deren wichtigste Mitglieder
Deutschland, Italien und Japan waren. Thailand erklärte nunmehr
auch den Alliierten den Krieg. Als im Jahr 1944 klar war, daß
die Japaner den Krieg verlieren würden, hatten insbesondere
Bangkok und andere Teile des Landes schwere Luftangriffe der Alliierten
hinter sich. Diese Luftangriffe, der Krieg an sich und die zunehmend
schwerer werdende ökonomische Situation machten das Regime
von Plaek Phibulsongkram beim Volk zunehmend unpopulärer
und so musste er schließlich auf Druck des "Seri-Thai
Movements" (Free Thailand Movement) zurücktreten und
am 01.08.1944 wurde Major Luang Khuang Abhaiwong neuer Premierminister.
Am 15.08.1945 kapitulierte Japan schließlich und Thailand
fiel nun unter die Oberhoheit der Briten. Nach dem Ende des 2.
Weltkrieges kehrte KÖNIG ANANDA MAHIDOL am 05.12.1945 nach
Thailand zurück, dies war erst sein zweiter Besuch in seiner
Heimat. Er machte sehr viele Reisen durch das Land, bei denen
er sehr schnell die Herzen der Bevölkerung gewann, denn er
hatte ein einnehmendes und freundliches Wesen. Da er eine Ausbildung
in Jura genossen hatte interessierte ihn besonders das Rechtswesen
in Thailand, das übrigens von Ende 1945 bis zum 11.05.1949
interessanterweise noch einmal in Siam rückbenannt wurde,
sowie die Landwirtschaft. Bei offiziellen Anlässen erschien
der König immer ernsthaft und würdevoll. Er hatte jedoch
auch eine Sanftmut, die das Volk an ihm schätzte und seine
persönlichen Besuche beim gemeinen Volk in Bangkok und Umgebung
brachten ihm viel Sympathie ein.
Am 09.06.1946 kurz nach neun Uhr morgens traf Siam eine furchtbare
Nachricht. Gegen 9 Uhr hörten Pagen einen Schuß aus
seinen Gemächern und fanden den König blutüberströmt
und bereits tot auf seinem Bett. Wie der KÖNIG RAMA VIII.
tatsächlich zu Tode kam ist bis heute nicht klar. Sämtliche
Theorien der möglichen Todesursache haben ihre Befürworter
und ihre Gegner, aber auch Schwächen in der Darstellung dieser
oder jener Theorie werden die genauen Umstände seines Todes
nicht richtig und endgültig verifizieren.
Trotz seiner kurzen Regierungszeit hatte KÖNIG ANANDA MAHIDOL,
der nie offiziell gekrönt worden war und den Titel des Königs
erst nach seinem Tod von seinem Nachfolger, KÖNIG RAMA IX.
erhielt, die ihm übertragenden Aufgaben gut erledigt. Er
wird mit seiner sanften und freundlichen, warmen Art immer in
der Erinnerung der Thailänder bleiben.
KÖNIG RAMA VIII. ist auf der Rückseite der gegenwärtigen
20-Baht-Note abgebildet, sie zeigt die Rama VIII.- Brücke
im Hintergrund sowie ein kleines Bild des Königs, der von
dem königlichen Schirm beschützt wird und seinen jüngeren
Bruder, den jetzigen Monarchen RAMA IX., der leicht erkennbar
an der ihn stets begleitenden Kamera ist.
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