
Der
Anbau, die Verarbeitung und die Ausfuhr von Agrarprodukten, insbesondere
Reis, sind die Hauptstützen der thailändischen Wirtschaft. Obgleich
Thailand über lange Zeit zu den wohlhabendsten asiatischen Ländern
gehörte, war das Land aufgrund der Monokultur Reis äußerst anfällig
und Schwankungen des Weltmarktpreises sowie des Ernteertrags unterworfen.
Die Regierung versuchte, dieser Anfälligkeit durch eine Reihe von
Entwicklungsprogrammen zu begegnen; diese sollten die Wirtschaft
auf eine breitere Basis stellen und wissenschaftliche Anbaumethoden,
insbesondere die kontrollierte Überflutung der Reisfelder, fördern,
um mit einer konstant gleich bleibenden Reisernte, selbst in Jahren
mit spärlichen Regenfällen, rechnen zu können. Die vor allem durch
japanische Investitionen in Gang gesetzte Industrialisierung Thailands
machte während der achtziger Jahre und Anfang der neunziger Jahre
rasche Fortschritte. Der Tourismus wurde im letzten Jahrzehnt zu
einem enorm wichtigen Sektor der thailändischen Wirtschaft. Nach
Schätzungen setzte sich der Staatshaushalt Ende der achtziger Jahre
aus rund 10,4 Milliarden US-Dollar Einnahmen und 11,3 Milliarden
US-Dollar Ausgaben zusammen. Ende
der achtziger Jahre zählte Thailand 27,7 Millionen
Erwerbstätige; davon waren rund 54 Prozent
in der Landwirtschaft beschäftigt. Es gibt über 530 Gewerkschaftsverbände
mit etwa 300 000 Mitgliedern.
Landwirtschaft
Thailand
ist trotz seines geringen Ertrags pro Hektar einer der führenden
Reisproduzenten der Welt. Ende der achtziger Jahre produzierte Thailand
jährlich rund 20,8 Millionen Tonnen
Reis; in den sechziger Jahren waren es nur etwa 11,3 Millionen Tonnen. Das zweitwichtigste Agrarprodukt ist Naturkautschuk,
der größtenteils auf Plantagen der Malaccahalbinsel angebaut wird.
Ende der achtziger Jahre lag die Erntemenge bei 860 000 Tonnen pro Jahr. Weitere bedeutende Anbaufrüchte sind Mais
(5,2 Millionen Tonnen), Sorghum (215 000 Tonnen), Maniok (22,3 Millionen
Tonnen), Zuckerrohr (27,2 Millionen
Tonnen), Baumwolle (35 000 Tonnen), Tabak (54 000 Tonnen), Kaffee (31 000 Tonnen), Kokosnüsse
(1,4 Millionen Tonnen) und Kenaf (201 000 Tonnen), eine Faser, die zur Herstellung von Leinwänden verwendet
wird. Der Viehbestand setzte sich aus rund sechs Millionen Büffeln,
fünf Millionen Rindern, 4,3 Millionen
Schweinen und 85 Millionen Hühnern zusammen.
Forstwirtschaft
und Fischerei
Rund
28 Prozent der Gesamtfläche Thailands sind bewaldet. Die wichtigsten
forstwirtschaftlichen Produkte sind Harthölzer, insbesondere Teak.
Ende der achtziger Jahre lag der jährliche Holzeinschlag bei insgesamt
etwa 37,6 Millionen Kubikmetern.
Der
Fischfang ist ebenfalls ein bedeutender Sektor der Wirtschaft. Ende
der achtziger Jahre lag die jährliche Fangmenge bei rund 2,7 Millionen
Tonnen und bestand vorwiegend aus Garnelen, Fisch und Schalentieren.
Bergbau
Thailand
ist reich an natürlichen Ressourcen. Zu den bekannten Bodenschätzen
zählen Kohle, Gold, Blei, Zinn, Wolfram,
Mangan, Zink und Edelsteine. Bei der Zinnförderung gehört Thailand
weltweit zu den führenden Ländern. Die jährlichen Fördermengen lagen
Ende der achtziger Jahre für Zinnkonzentrat bei (20 500 Tonnen), Braunkohle
(sieben Millionen Tonnen), Gips (4,5 Millionen
Tonnen), Zinkerz (400 000 Tonnen),
Bleikonzentrat (55 300 Tonnen),
Eisenerz (97 000 Tonnen),
Wolframkonzentrat (1 270 Tonnen), Antimonerz (1 000 Tonnen) und Manganerz (9 100 Tonnen).
Industrie
Die
verarbeitende Industrie beschäftigt etwa zwölf Prozent der Arbeitskräfte.
Die bedeutendsten Branchen sind Nahrungsmittelindustrie, insbesondere
Reismühlen, Textil- und Bekleidungsgewerbe sowie Elektronikindustrie.
Weitere wichtige Produkte sind Zement (zwölf Millionen Tonnen), Fahrzeuge (250 000),
Zigaretten (37 Millionen Tonnen),
verschiedene chemische Erzeugnisse und Erdölprodukte.


Die
Währungseinheit Thailands ist der Baht, bestehend aus 100 Stangs.
Die Bank von Thailand, gegründet 1942, ist die Notenbank. In Thailand
gibt es auch viele Handelsbanken und mehrere ausländische Bankunternehmen.

Ende der achtziger
Jahre beliefen sich die jährlichen Ausfuhrerlöse Thailands auf rund
15,8 Milliarden US-Dollar, der Einfuhrwert lag bei 17,9 Milliarden US-Dollar. Zu den Hauptexportwaren gehörten Textilien
und Bekleidung, elektronische Produkte, Reis, Kautschuk, Zinn, Maniok,
Zucker und Garnelen. Importiert wurden Erdöl und Erdölprodukte,
mechanische Geräte, Fahrzeuge, chemische Produkte, Eisen und Stahl
sowie elektrische Maschinen. Haupthandelspartner sind Japan, die
USA, Singapur, Deutschland, Malaysia, China und die Niederlande.

Die
thailändische Eisenbahn verfügt über ein Schienennetz von 3 735 Kilometern und wird vom Staat betrieben. Der Ausgangspunkt
des Eisenbahnnetzes ist Bangkok; eine Strecke geht nach Norden bis
Chiang Mai, eine andere nach Süden zur Grenze mit Malaysia, eine
weitere Richtung Osten nach Ubon Ratchathani, eine in Richtung Nordosten
durch Udon Thani nach Vientiane in Laos und schließlich eine nach
Nordwesten zur Grenze von Myanmar. Der Chao Phraya, der ab seiner
Mündung etwa 80 Kilometer ins Landesinnere schiffbar ist, ist ein wichtiger
Wasserweg der Binnenschifffahrt. Das Straßennetz wurde in den siebziger
Jahren ausgebaut und hat heute eine Länge von rund 84 760 Kilometern; davon sind 40 Prozent
befestigt. Die thailändische Fluggesellschaft Thai Airways
bietet Inlands- und Auslandsflüge an. Der Hafen von Bangkok, einer
der modernsten Südostasiens, dient ebenfalls dem Binnenstaat Laos
als Überseehafen.

Ende der achtziger
Jahre erzeugte Thailand jährlich etwa 30 Milliarden
Kilowattstunden an elektrischer Energie (1968 waren es erst drei
Milliarden Kilowattstunden). Über 85 Prozent der Energie wurde in Wärmekraftwerken produziert,
die in erster Linie mit landeseigener Kohle oder eingeführtem Erdöl
betrieben wurden. Der Rest kam aus Wasserkraftwerken.


Im
1. oder 2. Jahrhundert v. Chr. wanderten
aus Westchina stammende, Tai sprechende Völker in Yunnan
ein. Während der Wirren, die auf den Niedergang der Han-Dynastie
220 n. Chr. folgten, gründeten Tai-Führer das Königreich Nan
Chao, das bis zur Eroberung durch die Mongolen in der Mitte des
13. Jahrhunderts Bestand hatte (siehe Nan Chao, Königreich).
Lange vor dieser Zeit hatten die Thai jedoch bereits begonnen, Richtung
Süden zu wandern. Diese Wanderbewegung führte sie während der folgenden
Jahrhunderte im Süden bis auf die Malaccahalbinsel und im Osten
bis nach Kambodscha. Hier wurden sie von indischen Einflüssen geprägt
und nahmen die buddhistische Religion an. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts
bildeten die Tai eine politische Einheit und wurden zu einer Nation,
die später unter dem Namen Thai bekannt wurde. 1350 wurde das vereinigte
thailändische Königreich Ayutthaya mit der Hauptstadt Ayutthaya
von einem Herrscher, der nach seinem Tod als Rama Tibodi bekannt
wurde, gegründet. Trotz zeitweiser Auseinandersetzungen mit den
Kambodschanern und Birmanern erlebte das Reich von Ayutthaya während
der nächsten 400 Jahre eine Blütezeit und eroberte Kambodscha
und die noch unabhängigen Thai-Fürstentümer im Norden. In dieser
Zeit kam es auch zu teilweise feindseligen Beziehungen zwischen
den Thai und verschiedenen europäischen Nationen, darunter Portugal,
die Niederlande und Großbritannien sowie China.
Konsolidierung
der staatlichen Unabhängigkeit
1767, nach einer vierjährigen Belagerung, wurde Ayutthaya von
birmanischen Truppen erobert und zerstört. Die Herrschaft der birmanischen
Oberherren wurde jedoch durch einen Aufstand der Thai unter Führung
von General Pya Taksin, der sich anschließend selbst zum König ausrief,
schnell beendet. Sein Nachfolger, General Pya Chakri, der Begründer
der noch heute herrschenden Dynastie der Thaikönige, regierte als
Rama I. von 1782 bis 1809. Die
britische und die thailändische Regierung schlossen 1826 ein Handelsabkommen.
Aufgrund der durch dieses Abkommen erworbenen Rechte und Privilegien
wuchs der britische Einfluss gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Thailand.
Dank
des staatsmännischen Geschicks zweier Herrscher blieb Thailand das
Schicksal der Kolonisierung, das seine Nachbarstaaten teilten,
erspart. Seinem Interesse an westlicher Wissenschaft und Zivilisation
folgend, beauftragte König Mongkut, der von 1851 bis 1868 regierte,
viele europäische Berater, ihm bei der Modernisierung seines Landes
zu helfen. Sein Sohn, König Chulalongkorn, der während der Hochzeit
der europäischen Kolonialbestrebungen regierte, setzte die grundlegenden
Modernisierungsbemühungen seines Vaters fort und ermöglichte die
Wahrung der staatlichen Unabhängigkeit, wenn er auch empfindliche
Übergriffe auf die Hoheitsrechte seines Landes hinnehmen musste.
1893 wurde Thailand z. B. in Grenzstreitigkeiten mit Frankreich,
das zu dieser Zeit eine Vormachtstellung in Cochinchina, Annam,
Tonkin und Kambodscha einnahm, verwickelt. Die Franzosen entsandten
daraufhin Kriegsschiffe nach Bangkok und zwangen Thailand, Kambodscha
sowie alle Gebiete in Laos östlich des Mekong abzutreten. 1904 und
1907 wurden weitere thailändische Gebiete westlich des Mekong von
Frankreich erworben. 1909 trat Thailand vier Gebiete auf der Malaccahalbinsel
an Großbritannien ab, wofür Großbritannien den Großteil seiner Ansprüche
im übrigen Teil des Königreiches aufgab. Thailand trat an der Seite
der Alliierten im Juli 1917 in den 1. Weltkrieg (1914-1918)
ein. Anschließend wurde es Gründungsmitglied des Völkerbundes.
Unter
der Herrschaft von König Prajadhipok organisierte eine Gruppe militärischer
und politischer Führer im Juni 1932 einen erfolgreichen Staatsstreich
gegen das bisher absolutistische Regierungssystem. Am 27. Juni
proklamierten die Aufrührer unter Führung von Pridi Phanomyong und
Oberst Phibun Songgram eine konstitutionelle Monarchie. Die royalistische
Opposition wurde schließlich im Oktober 1933 überwunden. Im März
1935 dankte König Prajadhipok zugunsten seines Neffen, Prinz Ananda
Mahidol, ab. Im November 1936 kündigte Thailand alle Abkommen mit
ausländischen Nationen auf. Nach den im darauf folgenden Jahr in
neuen Verträgen festgelegten Bestimmungen
erlangte die Regierung die vollständige Selbstbestimmung über die
innen- und außenpolitischen Angelegenheiten des Landes.
Der
2. Weltkrieg
Mit
japanischer Unterstützung forderte Phibuns Regierung ab 1940 die
1893 und später abgetretenen Gebiete zurück. Der Streit wurde mit
japanischer Vermittlung im Mai 1941 beigelegt. Laut Vertragsbedingungen
erhielt Thailand Gebiete in der Größe von rund 54 000 Quadratkilometern (Westkambodscha
und alle Gebiete in Laos westlich des Mekong). Die Beziehungen zwischen
Japan und Thailand gestalteten sich daraufhin zunehmend freundschaftlicher.
Am 8. Dezember 1941, einige Stunden nach dem Angriff der Japaner
auf Pearl Harbor, gestattete die thailändische Regierung den japanischen
Truppen freien Durchzug zur malaiischen Grenze. Am 25. Januar
1942 erklärte Thailand den Vereinigten Staaten und Großbritannien
den Krieg. Phibuns japanfreundliche Regierung wurde jedoch im Juli
1944 gestürzt, und Pridi kam an die Macht. Unter seiner Führung
entwickelte sich eine starke Sympathie für die Belange der Alliierten
im thailändischen Volk.
Thailand
schloss im Januar 1946 mit Großbritannien und Indien ein Abkommen
u. a. über den Verzicht auf seine Ansprüche auf die im Krieg
gewonnenen malaiischen Gebiete. Die diplomatischen Beziehungen mit
den Vereinigten Staaten wurden im gleichen Monat wieder aufgenommen.
Im November 1946 traf Thailand mit Frankreich eine Vereinbarung
über die Rückgabe 1941 erworbener Gebiete an Frankreich. Thailand
wurde am 15. Dezember 1946 in
die Vereinten Nationen (UN) aufgenommen (55. Mitglied).
Am 9. Juni 1946 starb König Ananda Mahidol unter rätselhaften Umständen.
Für seinen Bruder und Nachfolger, König Rama IX., wurde während dessen
Minderjährigkeit eine Regentschaft ernannt.
Innenpolitische
Unbeständigkeit
Am 9. November 1947
übernahm eine Militärjunta die Regierungsgewalt. Außer einer kurzen
Unterbrechung Anfang 1948 blieb Phibun dann bis 1957 an der Macht.
Sein Regime, im Grunde eine Diktatur, stützte seine Außenpolitik
auf enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und Großbritannien.
König Rama IX. bestieg am 5. Mai 1950 den Thron. Nach
dem Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950 stellte Thailand den
UN-Streitkräften rund 4 000 Mann zur Verfügung.
Im
Herbst 1950 war König Bhumibol Adulyadej einer der wenigen
die gegen den Einmarsch der Chinesen in Tibet offziell bei der Chineseischen
Regierung protestiert hat.
Am
29. November 1951 ergriff eine Gruppe von Armeeoffizieren in
einem unblutigen Staatsstreich die Macht und setzte die autoritäre
Verfassung von 1932 mit einigen Änderungen wieder ein. Phibun blieb
weiterhin Premierminister. Während dieser Zeit wurde eine Freie
Thailändische Bewegung, unterstützt von chinesischen Kommunisten
und unter dem formellen Vorsitz von Pridi in China gegründet.
An
der Genfer Konferenz vom April 1954, die den Indochinakrieg vorübergehend
beendete, nahmen auch thailändische Vertreter teil. Im September
1954 beteiligte sich Thailand an der Gründung des Südostasienpaktes
(Southeast Asia Treaty Organization, SEATO).
Im
September 1957 wurde Phibuns Regierung durch einen militärischen
Staatsstreich unter Führung von Marschall Sarit Thanarat, Oberbefehlshaber
der thailändischen Streitkräfte, gestürzt. Im Januar 1958 wurde
unter Premierminister Generalleutnant Thanom Kittikachorn eine Koalitionsregierung
gebildet. Ein weiterer Staatsstreich, erneut unter Führung von Sarit,
stürzte im Oktober 1958 die Regierung von Thanom. Die Verfassung
wurde außer Kraft gesetzt, das Kriegsrecht verhängt und alle politischen
Parteien verboten. Anfang der sechziger Jahre zeigte sich die Regierung
zunehmend besorgt über die rasch anwachsende, kommunistische Guerillabewegung
im Norden des Landes. Die Zunahme der Terroranschläge war eines
der Hauptprobleme, gegen das Thanom, der erneut nach dem Tod Sarits
im Dezember 1963 Premierminister wurde, zu kämpfen hatte. Die neue
Regierung war ebenfalls sehr beunruhigt über die sich verschlechternde
Lage der prowestlichen Regierung im benachbarten Laos und über den
Vietnamkrieg (1959-1975).
Kampf
für die Demokratie
Auf
politischer Ebene leitete die Regierung allmählich die Wiederherstellung
der 1958 außer Kraft gesetzten politischen Rechte ein. Im Dezember
1967 fanden seit zehn Jahren zum ersten Mal wieder Kommunalwahlen
statt. Im Juni 1968 wurde eine neue Verfassung ausgerufen. Bei den
Parlamentswahlen vom Februar 1969 gewann die Vereinigte Thailändische
Volkspartei (United Thai Peoples party) eine Mehrheit
von 75 Sitzen im Repräsentantenhaus.
Die größte Gruppe der Opposition, die Demokratische Partei (Democratic
Party), erhielt 56 Sitze.
Ab
1969 änderten die Vereinigten Staaten ihre Rolle in Südostasien,
indem sie allmählich ihre Streitkräfte aus Vietnam abzogen und freundschaftliche
Beziehungen zu China aufzunehmen suchten. Aufgrund dieser Entwicklung
musste Thailand eine flexiblere Außenpolitik, insbesondere im Hinblick
auf China und Vietnam, einschlagen. Im gleichen Zeitraum hatte Thailand
weiterhin gegen Guerilla-Aktionen im Norden und entlang der Grenze
mit Malaysia zu kämpfen. Der Rückzug der Vereinigten Staaten aus
Südostasien hatte einen nachteiligen Effekt auf die thailändische
Wirtschaft. Der Niedergang der Wirtschaft und die Guerilla-Angriffe
wurden als Vorwand für die Aufstellung einer Militärregierung im
November 1971 benutzt. Das Militär, unter Führung von General Thanom,
schaffte die Verfassung ab und löste das Parlament auf. Im Dezember
1972 wurde eine neue Verfassung ausgerufen.
1973
führte eine Reihe von studentischen Demonstrationen gegen die Militärregierung
zum Rücktritt Thanoms im Oktober desselben Jahres und zur Ernennung
eines zivilen Kabinetts. Ende 1974 wurde eine neue Verfassung bestätigt
und Anfang 1975 eine frei gewählte Regierung gebildet. Eine Regierungsstabilität
war jedoch schwer zu erreichen, und auch die neuen Wahlen 1976 änderten
daran wenig. Im September desselben Jahres führte die Rückkehr des
ehemaligen Premierministers Thanom aus dem Exil in Singapur zu blutigen
Auseinandersetzungen zwischen linksgerichteten Studenten und seinen
Anhängern aus dem rechten Flügel in Bangkok. Als sich Anfang Oktober
die Unruhen im Land weiter ausbreiteten, übernahm eine Gruppe von
Angehörigen des Militärs unter Führung von Admiral Sa-ngad Chaloryu
die Macht im Land und stellte eine konservative Regierung auf. Ein
Jahr später wurde auch diese Regierung von Sa-ngad und seiner Gruppe
abgesetzt. Sa-ngad verlangte von einem neuen Kabinett, die Spaltung
in der thailändischen Gesellschaft zu überbrücken und die Beziehungen
mit den kommunistischen Regierungen der Nachbarländer zu verbessern.
Doch im Dezember 1978 wurde eine neue Verfassung verkündet, und
im April 1979 wurden Wahlen für ein neues Repräsentantenhaus abgehalten.
Die von der Militärführung eingesetzte Regierung blieb jedoch bis
zum März 1980 im Amt; anschließend wurde sie durch ein neues Kabinett
unter Vorsitz von General Prem Tinsulanonda abgelöst. Aus den Wahlen
von 1983 ging General Prem als Vorsitzender einer neuen Koalitionsregierung
hervor. Er löste 1986 die Nationalversammlung auf und setzte Neuwahlen
an. Ohne die absolute Mehrheit erhalten zu haben, gewann seine Partei
die Wahlen, und General Prem bildete erneut eine Koalitionsregierung.
Nach den Wahlen im Juli 1988 wurde Chatichai Choonhavan Premierminister.
Im Februar 1991 stürzte ihn eine Militärjunta und setzte eine zivile
Übergangsregierung ein. Nachdem promilitärische Parteien die Wahlen
vom März 1992 gewonnen hatten, wurden Demonstrationen für demokratische
Reformen in Bangkok blutig niedergeschlagen. Die Neuwahlen vom September
führten zu einer weiteren Koalitionsregierung mit Chuan Leekpai,
einem erfahrenen Politiker, als Premierminister. 1995 stimmte die
Mehrheit der Regierung für die Änderung der Verfassung von 1991.
Die Gleichberechtigung der Frau wurde offiziell festgesetzt, und
das Wahlalter wurde von 20 auf 18 Jahre
herabgesetzt.


Siam und die Die Chakri Dynastie (RAMA I bis IX)
Rama
IX., eigentlich Bhumibol Aduljadeh, (*1927), König von Thailand,
geboren in Cambridge (Massachusetts, USA) und aufgewachsen in Bangkok
und in der Schweiz. Nach der Ermordung seines älteren Bruders im
Juni 1946 übernahm Bhumibol Aduljadeh den Thron; zunächst führte
an seiner Stelle ein Regentschaftsrat die Geschäfte, bis Bhumibol
Aduljadeh am 5. Mai
1950 als Rama IX. offiziell gekrönt wurde. Thailand ist eine konstitutionelle
Monarchie, der König deshalb im Wesentlichen auf repräsentative
Aufgaben beschränkt; dennoch hat Rama IX.
beträchtlichen Einfluss auf die Regierung. So trug Rama nach dem
Militärputsch von 1991 und den Demonstrationen für die Demokratie
von 1992 durch sein persönliches Eingreifen entscheidend zur Wiederherstellung
stabiler Verhältnisse bei. 

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