Südkorea,
amtlicher Name Taehan Minkuk (Republik Korea, ROK), präsidiale
Republik in Ostasien, die den Südteil der Halbinsel Korea mit rund
3 500 vorgelagerten
Inseln einnimmt. Südkorea grenzt im Norden an Nordkorea,
im Osten an das Japanische Meer (in Korea als Östliches Meer"
bezeichnet), im Südosten an die Koreastraße, die es von Japan trennt,
und im Westen an das Gelbe Meer. Der Name Taehan bedeutet Groß-Han",
Han" ist die traditionelle Bezeichnung für Korea. Die
Landesfläche beträgt einschließlich der Inseln 99 392
Quadrat-kilometer; die größte der Inseln ist Cheju mit einer Fläche
von etwa 1 800 Quadratkilometern. Südkorea konstituierte
sich im August 1948, nachdem der Staat im Anschluss an den 2. Weltkrieg
geteilt worden war; dabei war der Norden von sowjetischen und der
Süden von US-amerikanischen Truppen besetzt worden. Hauptstadt des
Landes ist Seoul.
Südkorea
ist überwiegend gebirgig. Der Hauptgebirgszug ist der Taebaek-San
Maek, der sich in Nord-Süd-Richtung parallel zur Ostküste erstreckt.
Die höchste Erhebung des Landes ist der Halla-san (1 950 Meter)
auf der Insel Cheju. Ebenen machen nur ein Fünftel der Landesfläche
aus und konzentrieren sich im Westen entlang der Küste. Die beiden
längsten Flüsse des Landes entspringen im Taebaek-Gebirge; der Naktong
fließt nach Süden in die Koreastraße, der Han nach Nordwesten in
das Gelbe Meer. Weitere bedeutende Flüsse sind Kum, Yongsan und
Tongjin.
Klima
Südkorea
hat im Wesentlichen ein kühl-gemäßigtes Klima mit kalten, trockenen
Wintern und heißen, niederschlagsreichen Sommern. Die durchschnittliche
Temperatur beträgt in Seoul im Januar 5 °C und im Juli
25 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt in Seoul bei
etwa 1 400 Millimetern, in Pusan bei 1 250 Millimetern.
Die Niederschläge konzentrieren sich auf die Sommermonate (Juni
bis August). An der Südküste, die bereits subtropisches Klima aufweist,
treten im Spätsommer Taifune auf, die kräftige Stürme und heftige
Regenfälle mit sich bringen.
Flora
und Fauna
Mischwälder
bedecken etwa zwei Drittel des Landes; sie sind aber an vielen Stellen
einem Sekundärwald gewichen, da sehr viel Wald dem Brennholzbedarf
und dem Brandrodungsfeldbau zum Opfer gefallen ist. Die wichtigsten
Arten sind Eiche, Ahorn, Buche, Ulme, Pappel, Fichte und Espe. In
höheren Lagen schließt Nadelwald an. An der Südküste findet man
auch Bambus, Lorbeer und immergrüne Eichen. Große Säugetiere wie
Tiger, Leopard und Bär waren auf der gesamten koreanischen Halbinsel
verbreitet; durch Abholzung und Wilderei sind sie aber praktisch
aus Südkorea verschwunden. Noch lebende Tiere sind Luchse, Wildkatzen
und andere, auch in Europa bekannte Waldtiere. An den Küsten leben
zahlreiche Wasservögel, Seehunde und Seebären.
Bevölkerung
Abgesehen
von etwa 30 000 Ausländern (überwiegend Chinesen) besteht
die Bevölkerung ausschließlich aus Koreanern. Die Koreaner gehören
zum tungiden Zweig der mongoliden Rasse, sind aber meist etwas größer
und hellhäutiger als der durchschnittliche Mongolide.
Südkorea
hat etwa 44,6 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte liegt
bei rund 448 Einwohnern pro Quadratkilometer. Der größte Teil
der Bevölkerung lebt in den Küstenregionen im Süden und Westen.
Die Lebenserwartung der Männer beträgt 67, die der Frauen 75 Jahre.
Der jährliche Bevölkerungszuwachs ist seit den sechziger Jahren
beständig zurückgegangen und lag in den frühen neunziger Jahren
bei einem Prozent. Die Verstädterung hat seit den sechziger Jahren
vor allem durch Landflucht rasch zugenommen; heute
leben etwa 78 Prozent der Bevölkerung in Städten. Seit der
Gründung von Nordkorea haben etwa vier Millionen Flüchtlinge die
Grenze nach Südkorea überschritten. Dieser Bevölkerungszuwachs wurde
durch die Auswanderung, besonders nach Japan und in die Vereinigten
Staaten, teilweise wieder aufgehoben.
Das
bedeutendste Industriezentrum ist Seoul
(etwa 10,7 Millionen
Einwohner). Weitere große Städte sind Pusan (3,9 Millionen
Einwohner), der Hauptseehafen; Taegu (2,3 Millionen), das Zentrum
der Seidenindustrie; Inch'ó n (2,1 Millionen), der größte Hafen
am Gelben Meer, und Kwangju (1,3 Millionen), ein altes Handels-
und Verwaltungszentrum.
Sprache
Die Nationalsprache
Koreanisch gehört zur Familie der uralaltaischen Sprachen. Sie hat
ähnlich wie Japanisch eine agglutinierende Grammatik,
enthält aber zahlreiche chinesische Lehnwörter. Als einzige Sprache
Ostasiens schreibt man das Koreanische in einer Buchstabenschrift
namens Hangul (in Nordkorea heißt sie Chosun) mit zehn Vokalen,
elf Zusammensetzungen und 19 Konsonanten.
Religion
Zu Beginn
der neunziger Jahre bezeichnete sich rund die Hälfte der südkoreanischen
Bevölkerung als nicht religiös. Der Buddhismus in seiner Ausprägung
der Mahayana Schule soll mit etwa 11,9 Millionen mehr Anhänger
haben als jede andere Religion in Südkorea. Der Konfuzianismus
eher eine Moralphilosophie als eine Religion spielt im alltäglichen
Leben eine bedeutendere Rolle, als die relativ kleine Zahl der Anhänger
(rund ein Prozent) vermuten lässt. Christliche Missionare wurden
in Korea erstmals 1882 zugelassen. In den frühen neunziger Jahren
wurde die Zahl der Christen auf etwa 10,9 Millionen geschätzt
(24,3 Prozent), die meisten von ihnen sind Protestanten. Von
Bedeutung ist noch die koreanische Vereinigungskirche, die allerdings
nicht allzu verbreitet ist. Weitere Glaubensrichtungen sind Wonbulgyo,
Daoismus und Schamanismus.
Soziales
Etwa elf
Prozent des Staatshaushaltes werden für das Gesundheits- und Sozialwesen
ausgegeben. Ein Teil der Bevölkerung ist krankenversichert. Eine
- allerdings nicht sehr umfangreiche - Sozialversicherung wird staatlich
unterstützt. Ein Programm mit einer beschränkten Zahl an Berechtigten
zahlt Alters- und Berufsunfähigkeitsrenten. Eine Arbeitslosenversicherung
gibt es nicht.
Der Besuch
der Grundschule ist kostenfrei, die Schulpflicht gilt für Sechs-
bis Zwölfjährige. Die weitere Schulbildung besteht aus drei Jahren
Mittelschule und drei Jahren einer weiterführenden Schule. Privatschulen
spielen, besonders als weiterführende Schulen, eine bedeutende Rolle.
Im ganzen Land gibt es fast 500 Fach- und Hochschulen mit über
1,3 Millionen Studenten. Die bedeutendsten Universitäten sind
die Universiät Korea (gegründet 1905), die Nationaluniversität Seoul
(1946), die Ewha-Frauen-Universität (1886) und die Yonsei-Universität
(1885), alle in Seoul; die Chosun-Universität (1946) in Kwangju
und die Nationaluniversität Pusan (1946). Über 95 Prozent der
erwachsenen Bevölkerung sind des Lesens und Schreibens kundig.
Kunst
Die koreanische
Kunst und Architektur sowie andere Bereiche zeigen sowohl chinesische
Einflüsse, wie zum Beispiel des Konfuzianismus, als auch buddhistische
Elemente, insbesondere des Zen-Buddhismus. Die Regierung unternimmt
große Anstrengungen, um die traditionellen Künste zu stärken und
zu stützen. In Seoul gibt es eine Reihe von Museen, darunter das
Nationalmuseum (1908) mit einer reichen Sammlung koreanischer Kultur
und Folklore; alle größeren Städte Koreas besitzen Museen zur Landeskultur.
Medien
Ungefähr
16 Millionen Haushalte besitzen ein Telefon. Rund elf Millionen
Haushalte sind Hörfunk-, etwa neun Millionen Haushalte Fernsehteilnehmer.
Es gibt im ganzen Land über 20 Zeitungen; die größte Auflage
haben die Morgenzeitungen Chosun Ilbo und Hankook Ilbo, beide aus
Seoul.
1987 wurde
in einem Referendum eine neue Verfassung angenommen. Seitdem sie
1988 in Kraft getreten ist, spricht man von der Sechsten Republik".
Exekutive
Staatsoberhaupt
ist ein Präsident, der für fünf Jahre direkt gewählt wird. Eine
Wiederwahl ist nicht zulässig. Seine Befugnisse sind durch die Verfassung
von 1987 begrenzt. Trotz hoher Machtbefugnisse kann er das Parlament
nicht auflösen oder Grundrechte aussetzen. Der Präsident ernennt
ein Kabinett und den Ministerpräsidenten.
Legislative
Die Legislative
liegt bei der Nationalversammlung mit nur einer Kammer. Die Abgeordneten
werden für vier Jahre gewählt. Bei den Wahlen 1992 wurden 237 der
insgesamt 299 Abgeordneten direkt gewählt, die anderen 62 wurden
nach einen Proportionalschlüssel ernannt. Wahlberechtigt sind alle
koreanischen Bürger über 18 Jahre.
Judikative
Höchstes
Gericht ist der Oberste Gerichtshof, der einschließlich dem
obersten Richter aus vierzehn Richtern besteht; sie werden
vom Präsidenten mit Zustimmung der Nationalversammlung ernannt.
Unterhalb des Obersten Gerichtshofes gibt es fünf Appellationsgerichte,
in Seoul, Pusan, Taegu, Taejôn und Kwangju. Bezirksgerichte in den
größeren Städten sind für Zivil- und Strafprozesse in der ersten
Instanz zuständig. Ein Familiengericht in Seoul verhandelt Familienstandsangelegenheiten.
Der Oberste Gerichtshof urteilt in letzter Instanz. Ein separater
Verfassungsgerichtshof verhandelt Verfassungs- und politische Fragen.
Kommunalverwaltung
Südkorea
ist in neun Provinzen (Do) und sechs Städte mit Provinzstatus aufgeteilt
(Seoul, Pusan, Taegu, Taejôn, Kwangju und Inchô n). Die Provinzgouverneure
und die Bürgermeister der sechs großen Städte wurden früher vom
Präsidenten ernannt, seit 1995 werden sie gewählt. Die einzelnen
Provinzen sind in 139 Distrikte und 57 Städte aufgegliedert.
Politik
1990 vereinigte
sich die regierende Demokratische Gerechtigkeitspartei mit der Neuen
Demokratischen Republikanischen Partei und der Partei für Wiedervereinigung
und Demokratie zur Demokratisch-Liberalen Partei (DLP). Die DLP
errang bei den Parlamentswahlen vom März 1992 die Mehrheit. Im Dezember
1995 änderte sie ihren Namen und heißt seither Neue Korea-Partei
(NKP). Bei den im April 1996 abgehaltenen Parlamentswahlen verlor
sie die absolute Mehrheit der Mandate, konnte sich aber als stärkste
politische Kraft behaupten.
Verteidigung
Der Präsident
ist Oberbefehlshaber über die Streitkräfte. Sie umfassen etwa 633 000 Soldaten
(davon 520 000 in der Armee, 60 000 bei der Marine und
53 000 in der Luftwaffe). Daneben gibt es etwa 4,5 Millionen
Reservisten. Außerdem sind etwa 36 000 US-amerikanische Soldaten
im Land stationiert.
Seit Beginn
der sechziger Jahre hat sich Korea von einem Agrarstaat in eine
Industrienation verwandelt. Das Bruttoinlandsprodukt ist in den
letzten 30 Jahren um über neun Prozent pro Jahr gewachsen.
Mitte der neunziger Jahre sank die Rate auf etwa acht Prozent. Südkorea
ist heute die zwölftgrößte Handelsnation der Welt. Die Fünfjahrespläne
haben sich seit 1962 im Wesentlichen auf die Entwicklung der Industrie
konzentriert. Wirtschaftshilfe, insbesondere aus den Vereinigten
Staaten und Japan, hat das Wirtschaftswachstum unterstützt. Der
Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt (BSP) beträgt etwa
acht Prozent, 28 Prozent werden von Industrie und Bergbau erwirtschaftet.
Die Handelsbilanz ist nahezu ausgeglichen.
Die
südkoreanische Wirtschaft wurde lange Zeit durch Großkonzerne (so
genannte Chaebol) wie Samsung und Hyundai dominiert. Mit einem neuen
Reformgesetz wollte man den vermutlich gehemmten Wettbewerb wieder
herstellen. Die Chaebol haben sich mittlerweile auf ihr Kerngeschäft
zurückgezogen.
Die
Zahl der Erwerbstätigen beträgt etwa 19,7 Millionen. Davon
sind rund 17 Prozent in Land- und Forstwirtschaft sowie in
der Fischerei tätig, 36 Prozent in der Industrie und 47 Prozent
im Dienstleistungssektor. Die wichtigste Arbeitnehmervertretung
ist der Koreanische Gewerkschaftsbund mit über 1,5 Millionen
Mitgliedern. Die Arbeitslosigkeit liegt bei durchschnittlich 2,2 Prozent.
Land-
und Forstwirtschaft, Fischerei
Nach dem
2. Weltkrieg wurde eine Bodenreform durchgeführt. Der Grundbesitz
beträgt durchschnittlich 0,89 Hektar. In Verbindung mit der
Industrialisierung des Landes wurde auch die Landwirtschaft mechanisiert;
gleichzeitig sank die Bedeutung des primären Sektors für den Arbeitsmarkt.
Hauptanbauprodukt ist Reis (5,3 Millionen Tonnen pro Jahr),
das Grundnahrungsmittel. Er wird auf 53 Prozent der Nutzfläche,
überwiegend im Nassfeldbau, angebaut. Weitere Anbauprodukte sind
Kartoffeln (400 000 Tonnen), Süßkartoffeln (376 000 Tonnen),
Gerste (350 000 Tonnen) und Weizen (550 000 Tonnen).
In den letzten Jahren wurde die Obstproduktion gesteigert, insbesondere
Äpfel, Melonen, Pfirsiche und Birnen. Sojabohnen, Baumwolle, Hanf
und Maulbeerbäume (zur Zucht von Seidenraupen) spielen ebenfalls
eine Rolle. Die Viehwirtschaft ist von geringerer Bedeutung. Der
Bestand beträgt ungefähr 5 Millionen Schweine, 2,3 Millionen
Rinder und 350 000 Ziegen.
In
der Holzwirtschaft werden jährlich etwa 6,6 Millionen Kubikmeter
Rundhölzer produziert. Aufgrund des jahrzehntelangen Rodens besteht
ein großer Teil der koreanischen Wälder nur noch aus Buschwald.
Deshalb spielt die Holzindustrie auch keine große Rolle. Seit Ende
der sechziger Jahre ist Südkorea zu einer der führenden Fischfangnationen
geworden; die Hochseeflotte und die Fisch verarbeitende Industrie
sind vor allem in Ulsan und Masan beheimatet.
Bergbau
Südkorea
ist im Gegensatz zu Nordkorea nicht besonders reich an Bodenschätzen.
Der jährliche Abbau von Steinkohle beträgt etwa 14 Millionen
Tonnen, von Zinkerz etwa 45 000 Tonnen. Darüber hinaus
werden Graphit, Eisenerz, Blei, Wolfram, Kupfer, Gold, Silber und
Kaolin abgebaut.
Industrie
Seit
etwa 1970 verlagert sich der Schwerpunkt der Industrie von der Herstellung
von Textilien, Kleidung und Lebensmitteln auf die Produktion von
Elektronik, Fahrzeugen, Düngemitteln und chemischer Erzeugnisse.
Darüber hinaus werden Zement und Roheisen in größeren Mengen hergestellt.
Währung
und Außenhandel
Die Währung
Südkoreas heißt Won, der in 100 Chon aufgeteilt ist. Die Bank
of Korea ist die Notenbank. Es gibt 23 nationale oder auf Provinzen
beschränkte Handelsbanken, mehrere Staatsbanken und zahlreiche Genossenschaftsbanken.
Nach
der Zerstörung der südkoreanischen Wirtschaft durch den Koreakrieg
gelang mit Hilfe ausländischer Investitionen ein bemerkenswerter
Aufstieg zu einem der großen Welthandelsländer. Die wichtigsten
Importprodukte sind Werkzeugmaschinen, Erdöl und Erdölprodukte,
chemische Erzeugnisse, Transportausrüstungen, Rohmaterialen wie
Holz und Rohbaumwolle sowie elektronische Bauteile. Exportiert werden
Textilien und Kleidung, Transportausrüstungen, Maschinen, elektronische
Geräte, Schuhe, Fischerzeugnisse und Stahl. Die wichtigsten Handelspartner
Südkoreas sind die Vereinigten Staaten, Japan, Hongkong, die Volksrepublik
China, Deutschland und Singapur.
Verkehrswesen
Ein gut ausgebautes
Straßennetz mit einem Umfang von rund 56 500 Kilometern
verbindet die wichtigsten Zentren. Die staatliche Eisenbahngesellschaft
hat ein Streckennetz von etwa 3 100 Kilometern. Die bedeutendsten
Häfen des Landes sind Pusan, Mokp'o und Kunsan. In- und Auslandsflüge
werden von Korean Air Lines und der Asiana Airlines angeboten.
Energie
Etwa die
Hälfte der in Südkorea benötigten Energie stammt aus Kernkraftwerken;
der restliche Energiebedarf wird durch Steinkohle, Erdöl und Erdgas
sowie zu einem geringen Teil durch Wasserkraft gedeckt. Die gesamte
Kapazität beträgt ungefähr 24 500 Megawatt. Jährlich werden
rund 130 Milliarden Kilowattstunden erzeugt.
Zur Geschichte
der koreanischen Halbinsel vor der Teilung in Nord- und Südkorea
siehe Korea.
Die
Republik Korea wurde am 15. August 1948 proklamiert. Das Parlament
wählte Syngman Rhee zum ersten Staatsoberhaupt. Die Parlamentswahlen
waren von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden bereits im Mai
abgehalten und von Vertretern der Vereinten Nationen beobachtet
worden. Die linken Gruppierungen hatten diese Wahlen boykottiert;
alle Abgeordneten auch der gewählte Präsident waren
strikte Antikommunisten.
Syngman
Rhee und die Zweite Republik
Mit einem
militärischen Großangriff durch Nordkorea im Juni 1950 begann der
Koreakrieg. Durch den Vormarsch der nordkoreanischen Truppen verlor
Rhee die Unterstützung des Parlaments. Mit Hilfe des Militärs zwang
Rhee das Parlament, direkte Präsidentschaftswahlen durchführen zu
lassen. Bei diesen Wahlen wurde er 1952 wieder gewählt. Nachdem
der Krieg durch das Eingreifen der UNO-Truppen unter amerikanischer
Führung 1953 beendet worden war, erholte sich die Wirtschaft Südkoreas
nur langsam. Abgesehen von der umfangreichen Unterstützung durch
die Vereinigten Staaten gelang es Rhee nicht, die Wirtschaftsentwicklung
sichtbar voranzutreiben. Er entschied zwar die Wahlen von 1956 und
1960 für sich, aber die offenkundige Manipulation der Wahlen von
1960 führte zu einer landesweiten Protestwelle. Am 27. April
1960 trat Rhee zurück. Die gemäßigte Regierung unter John M. Chang
leitete auf vielen Gebieten eine Liberalisierung ein, die wirtschaftliche
Entwicklung kam jedoch immer noch nicht in Schwung. Am 16. Mai
1961 kam es zum Putsch einer Militärjunta; alle demokratischen Institutionen
wurden beseitigt, die Zweite Republik war am Ende. Nach einem weiteren
Militärputsch im Juli übernahm General Park Chung Hee die Macht.
Die
Dritte Republik von Park Chung Hee
Nach einer
Verfassungsänderung durch die regierende Militärjunta wurde Park
Chung Hee im Oktober 1963 mit knapper Mehrheit zum Staatspräsidenten
gewählt. Er leitete energische wirtschaftliche Reformen ein und
schloss, allen Widerständen zum Trotz, 1965 ein Abkommen mit Japan;
für japanische Wirtschaftshilfe ließ Südkorea seine Reparationsansprüche
fallen. Schon bald begann japanisches Kapital nach Korea zu fließen.
Weitere Devisen gelangten ins Land, weil Korea die Vereinigten Staaten
im Vietnamkrieg mit Truppen und Kontraktarbeitern unterstützte.
In der Folge stiegen Industrialisierung und Exporte stetig an; das
Bruttoinlandsprodukt wuchs jährlich um zehn Prozent.
Die
Politik wurde von der Demokratischen Republikanischen Partei Parks
dominiert, die durch ihre Kontrolle über die Geld- und Ämtervergabe
den Oppositionsgruppen wenig Chancen bot. Daneben sorgte der südkoreanische
Geheimdienst neben seinen Erkundungen gegen den Norden für die Überwachung
und Einschüchterung der Dissidenten. 1972 verhängte Park das Kriegsrecht
und führte die neue Yushin-Verfassung (Wiederbelebung")
ein, nach der er auf Lebenszeit im Amt bleiben konnte. In den Folgemonaten
schränkten zahlreiche Notmaßnahmen die Bürgerrechte immer mehr ein,
politische Gegner wurden beseitigt. Trotz dieser Rahmenbedingungen
erreichte die Wirtschaft ein spektakuläres Wachstum und die Exporte
überfluteten die westlichen Märkte. Dennoch wuchs die Unzufriedenheit
mit dem Regierungsstil Parks.
Chun
Doo Hwan
1979 wurden
Demonstrationen in Pusan und Masan brutal unterdrückt. In dieser
angespannten Situation ließ Kim Jae Kyu, der Chef des Koreanischen
Geheimdienstes (jetzt: Nationaler Sicherheitsplanungsdienst), Park
am 26. Oktober 1979 ermorden. Wieder erlebte das Land einen
abrupten politischen Wechsel. Parks Nachfolger als Staatsoberhaupt
wurde der Ministerpräsident Choi Kyu Hah; General Chun Doo Hwan,
Leiter des Untersuchungsausschusses für das Kriegsrecht, erhielt
ebenfalls eine führende Position. Im Dezember 1979 verdrängte er
ältere Militäroffiziere, übernahm die Kontrolle über die Armee und
vereitelte im folgenden alle Pläne, die Verfassung zu liberalisieren.
Im Mai 1980 wurden die führenden Oppositionspolitiker verhaftet
und Protestdemonstrationen unterdrückt. Es gelang Chun, Präsident
Choi ins Abseits zu stellen und sich selbst zum Präsidenten wählen
lassen. Nach der neuen Verfassung, die im April 1981 in Kraft trat,
wurde die Vierte Republik ausgerufen. Die Verfassung sah für den
Präsidenten eine einzige Wahlperiode von sieben Jahren vor; viele
Kontrollmechanismen aus der Yushin-Verfassung blieben erhalten.
Einen großen diplomatischen Erfolg erzielte Chuns Regime, als das
Internationale Olympische Komitee die Sommerspiele 1988 nach Seoul
vergab. Ein weiterer Erfolg war im Januar 1983 der Besuch des japanischen
Premierministers Nakasone Yasuhiro in Seoul; er versprach niedrig
verzinste Kredite, um Südkoreas Fünfjahresplan 1982 bis 1986 zu
finanzieren.
Die
Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea waren seit den späten sechziger
Jahren und über die siebziger Jahre hinaus angespannt und blieben
weiter belastet. Präsident Chun musste einen Staatsbesuch in Birma
am 9. Oktober 1983 abbrechen, als vier seiner Minister und
13 weitere Südkoreaner in Rangun durch eine Bombe ums Leben kamen,
die nordkoreanische Kommandos dort gelegt hatten. Mitte der achtziger
Jahre begannen sich die Beziehungen zu verbessern. 1986 wurden Familienbesuche
gestattet und die Grenze zu Nordkorea erstmals seit dem Ende des
Koreakrieges geöffnet.
Demokratische
Reformen
Nach einer
Reihe von Massenkundgebungen im Frühsommer 1987 versprach Präsident
Chun demokratische Reformen, einschließlich der Wiedereinführung
einer direkten Präsidentschaftswahl. Die Wahl am 16. Dezember
1987 gewann Roh Tae Woo, der Kandidat von Chuns Partei, der auf
Reformen bestanden hatte. Eine neue Verfassung wurde 1987 in einem
nationalen Referendum mit 93 Prozent angenommen und trat im
Februar 1988 in Kraft; damit begann die Sechste Republik. Bei den
Wahlen im April errangen die Oppositionsparteien die Mehrheit in
der Nationalversammlung. 1990 schloss sich Rohs Demokratische Gerechtigkeitspartei
mit zwei großen Oppositionsparteien, der Partei für Wiedervereinigung
und Demokratie und der Neuen Demokratisch- Republikanischen Partei,
zur Demokratisch-Liberalen Partei zusammen. Im März 1991 wurden
die ersten Regionalwahlen seit 30 Jahren abgehalten. Trotz
anhaltender Studentendemonstrationen gegen die Regierung errangen
die Kandidaten der Demokratisch-Liberalen Partei die Mehrzahl der
Sitze. Im September 1991 wurden Nord- und Südkorea als zwei unabhängige
Staaten in die Vereinten Nationen aufgenommen; drei Monate später
unterzeichneten sie einen Nichtangriffspakt. Im Januar 1992 besuchte
der japanische Premierminister Miyazawa Kiichi Südkorea und entschuldigte
sich für die Aktionen gegen das koreanische Volk unter der japanischen
Besetzung der koreanischen Halbinsel zwischen 1910 und 1945.
1992
trat Roh von seinem Amt als Vorsitzender der Demokratisch-Liberalen
Partei (DLP) zurück, als er beschuldigt wurde, seine Partei hätte
bei den März-Wahlen Stimmen gekauft. Bei den Wahlen im Dezember
1992 wählte Südkorea seinen ersten zivilen Präsidenten, Kim Young
Sam; der frühere Dissident war als Vorsitzender der Demokratischen
Freiheitspartei bereits seit 1990 an der Regierung beteiligt; die
DLP konnte ihre Mehrheit in der Nationalversammlung nur durch Zusammenarbeit
mit Unabhängigen erhalten. Präsident Kim startete eine durchgreifende
Antikorruptionskampagne, die enthüllte, dass Bestechung in Bürokratie,
Politik und beim Militär weit verbreitet war; außerdem entfernte
er die Militärs aus der Politik. Weiterhin leitete er ehrgeizige
wirtschaftliche Reformen ein, um die inländischen Regelungen zu
liberalisieren, ausländische Investitoren zu ermuntern und die Wettbewerbsfähigkeit
zu steigern. Die Spannungen wegen Nordkoreas Kernwaffenprogramm
hielten noch an, als der nordkoreanische Diktator Kim Il Sung
am 8. Juli 1994 starb; sie wurden durch ein Abkommen zwischen
Nordkorea und den Vereinigten Staaten im folgenden August entschärft.
Demnach sollte Südkorea Ausrüstung und Finanzen zur Verfügung stellen,
um die Kernkraftwerke im Norden durch moderne Reaktoren zu ersetzen,
die für die Waffenproduktion nicht geeignet waren. Die Umsetzung
des Abkommens wurde aber 1995 verschoben, da Nordkorea keine direkte
Hilfe von Südkorea annehmen wollte.
Präsident
Kim ernannte im Dezember 1995 Lee Soo-sung zum neuen Ministerpräsidenten.
Bei den im April 1996 stattfindenden Wahlen zur Nationalversammlung
verlor die im Dezember 1995 in Neue Korea-Partei (NKP) umbenannte
DLP ihre absolute Mehrheit, stellt jedoch weiterhin die meisten
Abgeordneten.
In
Südkorea kam es im Dezember 1996 und Januar 1997 zur schwersten
innenpolitischen Krise seit Ende der Militärdiktatur. Auslöser war
ein in Abwesenheit der Opposition durchgesetztes neues Arbeitsgesetz,
mit dem die Regierung zu Lasten der Arbeitnehmer dem rückläufigen
Wirtschaftswachstum entgegenwirken will. Das Gesetz erleichtert
Unternehmen die Entlassung von bisher unkündbaren Mitarbeitern und
ermöglicht zur Senkung der Arbeitskosten die Erhöhung der wöchentlichen
Arbeitszeit auf 56 Stunden; ebenso wurde die ursprünglich versprochene
Zulassung mehrerer Gewerkschaften um fünf Jahre verschoben. In Seoul
lieferten sich Demonstranten und die Polizei drei Wochen lang Straßenschlachten,
führende Gewerkschaftsfunktionäre wurden verhaftet.
Erstmals
seit 25 Jahren fanden im März 1997 Friedensgespräche zwischen
Nord- und Südkorea statt, die sich offiziell immer noch im Kriegszustand
befinden.
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