Hongkong,
bis 1997 britische Kronkolonie am Südchinesischen Meer, die
von China umgeben war. Seit dem 1. Juli 1997 wurde Hongkong wieder
an die chinesische Regierung zurückgegeben. Somit wurde dem
Standort Hongkong ein hoher Grad an Autonomie vertraglich gewährt.
Dieser Vertrag beruht auf der Grundlage der von Großbritannien
und China im Jahre 1984 unterzeichneten „Gemeinsamen Erklärung
zur Hongkong-Frage“. Nach 150 Jahren wurde Hongkong am 1.
Juli 1997 zur Special Administrative Region Chinas.
Hongkong liegt auf einer Halbinsel mit zahlreichen vorgelagerten
Inseln. Die Fläche beträgt 1076Quadratkilometer. Trotz
der geringen Größe spielt Hongkong in der Weltwirtschaft
eine bedeutende Rolle.

Hongkong kann in drei Hauptgebiete unterteilt werden: die Insel
Hongkong, die etwa 18Kilometer lang und bis zu acht Kilometer breit
ist und eine Fläche von 80Quadratkilometern umfasst, inklusive
der sie umgebenden kleineren Inseln; die Halbinsel Kowloon und die
Stonecutters-Insel, die zusammen eine Fläche von zehn Quadratkilometern
haben, und die New Territories, die hauptsächlich aus einem
großen Festlandsgebiet und der Insel Lantau bestehen und die
restliche Landfläche einnehmen. Die Kronkolonie liegt zum Teil
im Bereich des Deltas des Flusses Zhu Jiang („Perlenfluss");
der Sham Chun bildet die Grenze zu China. Ein großer Teil
von Hongkong ist hügelig; die höchste Erhebung ist mit
958Metern der Tai Mo Shan in den New Territories, gefolgt vom Lantau
Peak auf der Insel Lantau, der eine Höhe von 934Metern aufweist.
Beträchtliche Flächen kamen durch Landgewinnung hinzu.
Ein ernstes Problem ist der Trinkwassermangel: Der größte
Teil der Versorgung wird über China abgewickelt.

Hongkong weist ein semihumides tropisches Klima auf. Großen
Einfluss hat der Südwestmonsun, der zwischen Mai und August
für eine Regenzeit sorgt. Die Winter sind mild. Die mittlere
Jahrestemperatur liegt bei 22,2°C, die Durchschnittstemperaturen
reichen von 15°C im Februar bis zu 27,8°C im Juli. Die Jahresniederschläge
liegen bei 2200Millimetern. Im Sommer treten häufig Taifune
auf.

Nur etwa zwölf Prozent der Fläche Hongkongs sind bewaldet
und zwar überwiegend mit Nadelhölzern; auf der Insel Hongkong
wurde ein immergrüner Laubwald als Sekundärwald aufgeforstet.
An den Küsten gibt es Mangroven. Die kleinen Flächen fruchtbaren
Bodens konzentrieren sich in der Nähe der Deep Bay im festländischen
Teil der New Territories. In der Kronkolonie gibt es nur wenige
große Wildtiere, Affen sind häufig. Es gibt kleine Populationen
von Füchsen und Zibetkatzen. Vögel, Echsen, Frösche
und Kleinsäuger gibt es in großen Mengen.

Die Bevölkerung Hongkongs besteht zu 98Prozent aus Chinesen,
der Rest besteht aus anderen Asiaten und Europäern. Etwa 90Prozent
der chinesischen Bevölkerung sind entweder in Hongkong geboren
oder stammen aus der angrenzenden chinesischen Provinz Guangdong;
die übrigen kommen überwiegend aus Shanghai, Taiwan, Fujian,
Zhejiang und Jiangsu.
Hongkong hat etwa 5,67Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte
liegt bei durchschnittlich 5500Personen pro Quadratkilometer. Da
viele Bereiche nicht bewohnt sind, ist sie teilweise wesentlich
höher. Damit ist Hongkong eine der am dichtesten besiedelten
Regionen der Welt. Übertroffen wird es von dem benachbarten
Macao. Die mittlere Lebenserwartung lag 1992 für Männer
bei 75Jahren und für Frauen bei 80,5Jahren; damit gehört
sie zu den höchsten der Welt.

Die Hauptstadt und das kulturelle Zentrum von Hongkong ist Victoria
mit 1,2Millionen Einwohnern. Die Stadt befindet sich an der Nordküste
der Insel Hongkong. Größte Stadt mit rund 2,3Millionen
Einwohnern ist Kowloon mit dem neuen Stadtteil New Kowloon. Sie
erstreckt sich von der Südspitze der Halbinsel aus nach Norden.
Zwischen Kowloon und Victoria liegt der Meeresarm Victoria Harbour.

Die Amtssprachen Hongkongs sind Englisch und Chinesisch, wobei Englisch
für alle Gesetzes- und Regierungsangelegenheiten verwendet
wird. Die kantonesische Form der Chinesischen Sprache ist die allgemein
gesprochene Sprache; andere chinesische Dialekte wie Mandarin sind
weit verbreitet.

Die Mehrheit der Bevölkerung praktiziert eine Mischreligion
aus Elementen des Buddhismus, des Taoismus und des Konfuzianismus,
wie sie in der Chinesischen Religion üblich ist. Die ungefähr
17Prozent Christen gehören je zur Hälfte zu Katholiken
und Protestanten. Andere Glaubensrichtungen sind in jeweils kleineren
Gruppen vertreten.

Durch sozialen Wohnungsbau versucht man, die Enge Hongkongs zu mildern.
Es werden ständig neue Siedlungen aus dem Boden gestampft.
Trotzdem leben noch sehr viele Menschen auf traditionellen Hausbooten
im Hafen.

Die Kultur ist vor allem von China beeinflusst. Traditionelle Feste
sind das Drachenbootfest im Herbst und das Chinesische Neujahrsfest.
Durch seine Film- und Volksmusikindustrie sowie Buch- und Zeitschriftenverlage
ist Hongkong weltweit zu einer Quelle moderner chinesischer Volkskultur
geworden. Durch die kantonesischen Opernensembles, den Kunsthandel
und die alljährlichen Kunstmessen ist Hongkong außerdem
ein Zentrum der traditionellen Künste.

Die Grund- und Mittelschulausbildung ist in Hongkong kostenlos,
bis zum 15.Lebensjahr besteht Schulpflicht. Nach einer sechsjährigen
Grundschule folgt die SekundarstufeI, die bis zum 15.Lebensjahr
dauert. In die zweijährige SekundarstufeII gehen anschließend
drei Viertel aller Jugendlichen. Die wichtigsten höheren Bildungseinrichtungen
sind die Universität Hongkong, die chinesische Universität
von Hongkong (1963) und die Technische Hochschule Hongkong (gegründet
1972).

In Hongkong gibt es 25 öffentliche Bibliotheken sowie zahlreiche
Institutsbibliotheken. Ferner gibt es mehrere Museen in den Bereichen
Kunst und Wissenschaft.

Die staatliche Rundfunkgesellschaft Radio Television Hong Kong überträgt
sieben verschiedene Sender in Englisch und Chinesisch; außerdem
gibt es mehrere kommerzielle Sender wie die Satellitenfunkgesellschaft
Star TV. Das erste gänzlich interaktive Medienverbundsnetzwerk
der Welt, das Einkaufs- und Informationsdienste umfasst, soll nach
Planungen der Telekom Hongkong 1996 in Betrieb genommen werden.
In Hongkong gibt es über 60Zeitungen, die in Englisch oder
Chinesisch publizieren. In Englisch erscheinen u.a. die South Morning
China Post und der Hongkong Standard, in Chinesisch die Oriental
Daily News.

Hongkong
ist eine Kronkolonie Großbritanniens und wird von einem von
der britischen Krone ernannten Gouverneur regiert. Seit der Unterzeichnung
der ersten gemeinsamen Chinesisch-Britischen Erklärung 1984
hat das Bestreben nach demokratischen Verhältnissen zugenommen.
Diese Strukturen sollen auch nach der Rückgabe an China im
Jahr 1997 weitestgehend erhalten bleiben.
Exekutive
Mit den obersten militärischen und zivilen Befugnissen ist
ein britischer Generalgouverneur betraut, der die Krone vertritt.
Der Generalgouverneur führt den Vorsitz über einen Exekutivrat
mit 16Mitgliedern, von dem er unterstützt wird. Vier der Mitglieder
dieses Rates sind Mitglieder von Amts wegen, die übrigen werden
ernannt.
Legislative
Hongkongs gesetzgebendes Organ ist der 60Mitglieder zählende
Legislativrat, von dem 39Mitglieder direkt (20 durch öffentliche
Wahl, 10 durch Wahlkomitees und 9 durch amtliche Wählerschaften,
die verschiedene Berufsgruppen vertreten) und 21 indirekt gewählt
werden. Diese Regelung ersetzt das System, das bis 1985 gültig
war und gemäß dem 18Mitglieder vom Generalgouverneur
ernannt wurden. Den Vorsitz über den Legislativrat führt
jetzt ein Präsident, der aus den Reihen der Ratsmitglieder
gewählt wird.
Judikative
Das Rechtssystem Hongkongs leitet sich überwiegend vom britischen
ab. Das höchste Gericht ist der Oberste Gerichtshof, der aus
einem Appellationsgericht und dem Hochgericht besteht. Zu den niedrigeren
Instanzen zählen Bezirksgerichte, Schnellgerichte, ein Jugendgericht
und diverse Gerichtshöfe. Der Aufbau des Rechtssystems nach
der Übergabe Hongkongs an China 1997 war einer der umstrittensten
Punkte in den Verhandlungen zwischen Großbritannien und China.
Kommunalverwaltung
Gewählte Gemeinderäte, der Stadtrat (für den central
district) und der Regionalrat (für die New Territories) entscheiden
über regionale Angelegenheiten. Bis 1995 wurde der geringere
Teil ihrer Mitglieder ernannt. Hongkong ist in 19Distrikte aufgeteilt,
wovon jeder einzelne einen beratenden Bezirksausschuss hat.
Politik
Seit der Einführung direkter Wahlen sind in Hongkong politische
Parteien wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die erste Partei, die
sich 1990 gebildet hatte, war die der Vereinigten Demokraten Hongkongs;
danach folgten weitere demokratische Parteien. Die Parteien, die
der kommunistischen Regierung Chinas am nächsten stehen, sind
die Demokratische Allianz zur Verbesserung Hongkongs und die Liberale
Partei.
Verteidigung
Großbritannien unterhielt auf der Insel Hongkong eine kleine
Garnison, die bereits vor der Übergabe schrittweise abgebaut
wurde. Alle drei Waffengattungen waren vertreten. Die Königliche
Polizei Hongkong unterhielt zahlreiche bewaffnete Patrouillenboote
für schifffahrtspolizeiliche Dienste.
Wirtschaft
In der Nachkriegszeit ist Hongkong zu einem der weltweit bedeutendsten
Zentren der Fertigungsindustrie, des Handels und des Finanzwesens
geworden, indem es seine traditionelle Rolle als Umschlagplatz durch
beträchtliche Investitionen in die Industrie ausgebaut hat.
Hongkong dient auch als einer der Hauptkanäle für den
Handel und die Kapitalanlage im festländischen China; außerdem
hat sein wirtschaftliches Interesse am Festland zugenommen, da sich
die dortige Wirtschaft zunehmend entwickelt. Hongkong verzeichnet
ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum.
Das gesamte Arbeitskräftepotential Hongkongs lag Mitte der
neunziger Jahre bei 2,85Millionen Personen; etwa 57Prozent davon
sind in der Industrie beschäftigt, der übrige Teil arbeitet
im Dienstleistungssektor. In Hongkong gibt es über 500Gewerkschaften
mit mehr als 500000Mitgliedern, die zum größten Teil
in der Hongkonger Konföderation der Gewerkschaften und dem
Hongkonger Gewerkschaftsbund zusammengeschlossen sind.
Landwirtschaft
und Fischerei
Lediglich sieben Prozent der Fläche - überwiegend in den
New Territories - werden ackerbaulich genutzt. Hauptanbauprodukte
sind Gemüse; aufgrund des günstigen Klimas sind mehrere
Ernten pro Jahr möglich. Der überwiegende Teil der Nahrungsmittel
muss importiert werden. Die Fischerei ist ein bedeutender Erwerbszweig;
zu Beginn der neunziger Jahre wurden jährlich etwa 220000Tonnen
Fisch gefangen, von denen ein großer Teil exportiert wird.
Industrie
Mitte der neunziger Jahre betrug der Anteil der Fertigungsindustrie
am Bruttosozialprodukt etwa 13,2Prozent; etwa 80Prozent davon werden
exportiert. Die wichtigsten Erzeugnisse der Fertigungsindustrie
sind Textilien, Bekleidung, Schuhe, elektronische und elektrische
Geräte, Präzisionsinstrumente, Uhren und Spielzeug.
Energie
Die jährliche Stromerzeugung Hongkongs lag zu Beginn der neunziger
Jahre bei 28,9Milliarden Kilowattstunden.
Währung
und Bankwesen
Die Währung von Hongkong ist der Hongkong-Dollar (=100Cents).
Die wichtigsten Banken sind die Bank von Hongkong, die Bank von
Shanghai, die Standard und Chartered Bank und - seit 1994 - die
Chinesische Bank. Die Kronkolonie ist ein bedeutendes internationales
Finanzzentrum mit vielen Niederlassungen ausländischer Banken.
Die Hongkonger Börse ist eine der wichtigsten der Welt.
Außenhandel
Hongkong ist vor allem als Hafenstadt und Freihandelszone von Bedeutung;
zwischen Shanghai und Vietnam besitzt Hongkong die am besten ausgebauten
Hafenanlagen. Aufgrund der geringen Zölle werden im Hafen große
Frachtmengen umgeschlagen. Auch China nützt die gute Infrastruktur
zur Belebung seiner Außenwirtschaft. Die Handelsbilanz Hongkongs
ist nahezu ausgeglichen. Zu den Hauptimportgütern gehören
Lebensmittel, Rohstoffe, Maschinen und Verkehrsanlagen, Telekommunikationsgeräte
und chemische Erzeugnisse. Bedeutende Exportwaren sind Bekleidung,
Textilien, Uhren, Spielwaren, Computer und andere elektronische
Bauteile. Die wichtigsten Handelspartner Hongkongs sind China, Japan,
Deutschland, Taiwan, die Vereinigten Staaten von Amerika, Singapur,
Südkorea, Kanada und Großbritannien.

Zu Beginn der neunziger Jahre hatte das Straßennetz eine Gesamtlänge
von etwa 1500Kilometern. Mit über 410000Fahrzeugen hat Hongkong
eine der höchsten Fahrzeugdichten der Welt. Die Kronkolonie
ist durch Eisenbahnlinien mit China verbunden und besitzt ein U-Bahn-Netz
von etwa 45Kilometer Länge. Fähren und Luftkissenboote
verbinden verschiedenste Teile der Kronkolonie miteinander; außerdem
gibt es bei Kowloon den Internationalen Flughafen Kai Tak. Ein zweiter
Flughafen auf Lantau ist geplant.

Der Fremdenverkehr ist für die Wirtschaft von wachsender Bedeutung.
Zu Beginn der neunziger Jahre konnten dadurch Einnahmen in Höhe
von sechs Milliarden US-Dollar erzielt werden, wobei Hongkong jährlich
von etwa sieben Millionen Touristen besucht wird. Touristische Infrastruktur
ist überall vorhanden.

Im 17.Jahrhundert
fanden in der Region um Hongkong die letzten Kämpfe zwischen
der Ming-Dynastie und der Qing-Dynastie statt. Vor der Besetzung
durch die Briten war Hongkong eine kleine Fischergemeinde und ein
Unterschlupf für Piraten und Opiumschmuggler.
Vorposten des britischen Weltreiches
Großbritannien nutzte die Insel zuerst als Marinestützpunkt
während des Opiumkrieges mit China. Durch den Frieden von Nanking
(heute Nanjing), der 1842 den ersten Opiumkrieg beendete, wurde
Hongkong an die Briten abgetreten und entwickelte sich zum strategischen
Hafen. Nach dem zweiten Konflikt, 1860, erwarb Großbritannien
die Halbinsel Kowloon und die Stonecutters-Insel. 1898 pachteten
die Briten die New Territories für den Zeitraum von 99Jahren.
Im Anschluss an die Gründung der Volksrepublik China 1912 wurde
Hongkong zu einem Zufluchtsort für politisch Verfolgte. Als
Folge der nationalistischen Strömungen in China war es englischen
Schiffen im Zeitraum von 1925 bis 1927 verboten, südchinesische
Häfen anzulaufen. Dies behinderte den Handel Hongkongs stark.
Als Japan 1932 die Mandschurei eroberte und 1937 ein offener Krieg
ausbrach, wandte sich China bezüglich der Versorgung mit Rüstungsgütern
an Großbritannien und andere europäische Länder.
Daraufhin besserten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen
beiden Ländern. Hunderttausende von Chinesen suchten 1937 Zuflucht
in Hongkong. Währenddessen verstärkte Großbritannien
die Verteidigungsanlagen.
Der Ausbruch des 2.Weltkrieges im September 1939 erschütterte
die Wirtschaft Hongkongs, die bereits durch den japanisch-chinesischen
Konflikt in Mitleidenschaft gezogen worden war. Am 8.Dezember 1941
bombardierten die Japaner Kowloon, und Bodenstreitkräfte bekämpften
die britischen Truppen, die sich am 25.Dezember ergaben. Gegen Ende
des Krieges griffen die Amerikaner die Japaner in Hongkong an und
bewirkten die Kapitulation der Japaner am 14.August 1945.
Hongkong nach dem 2. Weltkrieg
Hongkong eroberte seine Stellung als ostasiatisches Handelszentrum
rasch zurück. Während und nach dem chinesischen Bürgerkrieg
von 1945 bis 1949 suchten Hunderttausende in Hongkong Zuflucht.
1950, während des Koreakrieges, verhängten die USA ein
Handelsembargo über China, was sich ebenfalls sehr negativ
auf die Entwicklung Hongkongs auswirkte. In den darauf folgenden
zwei Jahrzehnten besserte sich die Situation stetig. Aufgrund des
großen Potentials an Arbeitskräften und der liberalen
Steuerpolitik wurde Hongkong zu einer der produktivsten Regionen
Asiens. Die niedrigen Löhne führten bei den Arbeitern
zu Unzufriedenheit. Im Sommer 1967 kam es, unterstützt von
Anhängern der chinesischen Kulturrevolution, zu Demonstrationen
und Krawallen. Daraufhin erarbeitete die Regierung Gesetze zur Regelung
der Arbeitsbedingungen und intensivierte den öffentlichen Wohnungsbau.
Bis 1970 hatte sich die Lage stabilisiert. Das Wirtschaftswachstum
hielt an, Hongkong etablierte sich als einer der Tigerstaaten Asiens.
Das Bruttoinlandsprodukt soll Schätzungen zufolge zwischen
1980 und 1991 jährlich um rund sieben Prozent zugenommen haben.
Zu Beginn der achtziger Jahre drängten die so genannten „Boat
people", Flüchtlinge aus Vietnam, nach Hongkong und verschärften
den Bevölkerungsdruck weiter.
Rückgabe
an China
Da im Juli 1997 der Pachtvertrag Großbritanniens auslief,
begannen 1982 Gespräche über die Zukunft Hongkongs. Im
September 1984 kam es zu einer vertraglichen Übereinkunft zwischen
den beiden Staaten, die im Dezember desselben Jahres in Peking unterzeichnet
wurde. Seit dem 1. Juli 1997 heißt Hongkong „Besonderes
Chinesisches Verwaltungsgebiet Hongkong". Es soll sein eigenes
Rechts-, Gesellschafts- und Wirtschaftssystem mindestens 50 Jahre
lang beibehalten. China übernimmt die Verantwortung für
auswärtige Angelegenheiten und die Verteidigung. Großbritannien
schränkte den Staatsangehörigkeitsstatus der Bürger
Hongkongs ein, um nach 1997 das Aufenthalts- und Wohnrecht für
Großbritannien einzuschränken.
Die ersten Entwürfe des Hongkonger Grundgesetzes wurden 1988
veröffentlicht und als in Fragen der Demokratie nicht weit
reichend genug kritisiert. Als es 1989 zu Protesten auf dem Platz
des Himmlischen Friedens und dem anschließenden Massaker kam,
wurden die Arbeiten an dem Grundgesetz zurückgestellt. Im Oktober
1989 veröffentlichte der Gouverneur Pläne für die
Errichtung eines neuen Flughafens auf der Insel Lantau. Das endgültige
Grundgesetz, das vom Nationalen Volkskongress in Peking im April
1990 verabschiedet wurde, ermöglichte bereits vor 1997 die
Direktwahl einiger Sitze des Legislativrates. Im April 1990 wurde
die erste Partei Hongkongs gegründet; es handelt sich um die
liberalen Vereinigten Demokraten Hongkongs unter der Führung
Martin Lees. Viele Menschen fürchten die Zukunft; die jährliche
Auswanderungsrate, vor allem nach Kanada, liegt bei 60 000 Personen.
1991 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen China und Großbritannien
erneut. Grund dafür waren Unstimmigkeiten über die Finanzierung
des Flughafenprojekts. In den Wahlen vom September 1991 gewannen
die Vereinigten Demokraten 17 der 18 zu vergebenden Sitze. Die Wahlbeteiligung
war allerdings gering. Im Mai 1992 begann die Regierung, alle vietnamesischen
Flüchtlinge, die als „Auswanderer aus wirtschaftlichen
Gründen" klassifiziert worden waren, auszuweisen. Im Juli
1992 wurde Christopher Patten zum Gouverneur Hongkongs ernannt.
Im Oktober legte er Pläne über den Ausbau der Demokratie
durch die Erweiterung des Wahlrechts zum Legislativrat vor. China
verurteilte dies und stellte die Gespräche über die Flughafenfinanzierung
ein. Im Februar 1993 wurden die Reformvorschläge durch den
Exekutivrat verabschiedet, die Vorlage beim Legislativrat wurde
jedoch einstweilen zurückgestellt, um darüber Verhandlungen
mit China zu ermöglichen. Nach Verzögerungen wurden sie
in der ersten Hälfte von 1994 verabschiedet. In ihnen ist die
Wahlberechtigung auf 18 Jahre herabgesetzt worden. Außerdem
wurde u. a. die Wahl von Ratssitzen über direkt gewählte
Ortsräte festgelegt. China kündigte an, diese Reformen
nach 1997 wieder aufzuheben. Im November 1994 kam es zu einer Einigung
über die Finanzierung des Flughafens.
Neuer Regierungschef Hongkongs seit dem 1. Juli 1997 ist der von
China bestimmte Reeder Tung Chee-hwa.
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