
Seit
der Shang-Dynastie 1726 v. Chr. verfügt China über eine organisierte
Regierungsform, weshalb das Land zu den ältesten Nationen der
Erde zählt. Historisch gesehen wurde die große chinesische Bevölkerung
von einigen starken Lokalregierungen verwaltet. Daneben spielten
die Hauptstadt und der Hof jeweils eine unterschiedliche politische
Rolle. Seit die chinesischen Kommunisten am 1. Oktober 1949
an die Macht kamen, zeichnete sich eine zunehmende Tendenz in
Richtung zentralistischer Nationalregierung mit Sitz in Peking
ab. Diese Einheit wurde zum großen Teil durch die persönliche
Autorität und Führungskraft Maos und durch die unter der kommunistischen
Partei errichtete Regierungsstruktur erzielt. Dieses moderne Konzept
wurde erstmals in der chinesischen Verfassung von 1954 verankert
und später in der Verfassung von 1975 abgewandelt. Eine dritte
Verfassung wurde 1978 entworfen (und trat am 1. Januar 1980
in Kraft). In dieser Verfassung zeigen sich deutlich die Änderungen
der Regierungspolitik nach Maos Tod. 1982 wurde eine neue Verfassung
verabschiedet.
Exekutive
Seit
der Verfassung von 1982 wird der Präsident durch den Nationalen
Volkskongress für eine fünfjährige Amtszeit gewählt. Das Amt des
Präsidenten besteht jedoch überwiegend aus repräsentativen Pflichten.
Die exekutive Macht liegt in Händen des Ministerrates, dem der
erste Vorsitzende voransteht. Der Ministerrat ist mit der Verwaltung
der verschiedenen Bereiche der Staatsgeschäfte beauftragt. Die
nationale militärische Befehlsgewalt liegt in den Händen der Zentralen
Militärkommission. Die Positionen der größten Autorität innerhalb
der chinesischen Regierung sind auf den Ministerpräsidenten und
den Generalsekretär der kommunistischen Partei verteilt. Die Autorität
hängt auch jeweils stark von den Persönlichkeiten in diesen Positionen
ab. Augenblicklich ist jedoch Deng Xiaoping, der keinerlei offizielle
Ämter mehr ausübt, der wichtigste Politiker Chinas.
Legislative
Der
Nationale Volkskongress ist das höchste Organ staatlicher Macht
in China. Seine Mitglieder werden in mehreren Wahlgängen für eine
Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Jede Provinz wählt einen Repräsentanten
(oder Abgeordneten) pro 400 000 Einwohner für den Kongress.
Auf diese Weise wird jede Provinz durch mindestens zehn Abgeordnete
vertreten. Der fünfte Nationale Volkskongress wurde 1978 gewählt
und bestand aus 3 497 Abgeordneten. Die Hälfte des Kongresses
setzte sich aus Arbeitern und Bauern zusammen. Der sechste Nationale
Volkskongress wurde im Juni 1983 einberufen und umfasste 2 978 Delegierte.
Der siebte Volkskongress wurde im März 1988 gewählt und der achte
im März 1993.
Der
Nationale Volkskongress kann Gesetze verabschieden, die Verfassung
ändern, den Staatshaushalt billigen und ökonomische Pläne genehmigen.
Ihm obliegt auch die Macht, die Mitglieder des Ministerrates (Kabinett)
zu bestellen und zu entlassen. Der Ministerrat ist das mit der
höchsten Macht ausgestattete Instrument der chinesischen Regierung.
In
der Praxis hat der Nationale Volkskongress allerdings nur geringe
Befugnisse. Wegen seiner fast unüberschaubaren Größe kommt der
Kongress lediglich in unregelmäßigen Abständen zur Geschäftsführung
zusammmen. Wenn der Kongress nicht tagt, führt ein Ständiger Ausschuss
die Geschäfte. Der Ständige Ausschuss repräsentiert den Kongress
auch in einer Vielzahl von Regierungsfunktionen, einschließlich
des Empfangs ausländischer Gesandter und der Ratifizierung oder
Annullierung von Verträgen mit ausländischen Regierungen.
Der
Ministerrat ist das zentrale Regierungsinstrument des Nationalen
Volkskongresses. Dieser wird vom ersten Vorsitzenden und dessen
Stellvertreter geleitet. Die einzelnen Ministerien, Kommissionen
und Büros sind dem Ministerrat gegenüber rechenschaftspflichtig.
Judikative
Die
chinesische Tradition der Rechtsprechung unterscheidet sich beträchtlich
von der westlicher Nationen. Die bürgerliche Ordnung wurde in
der Geschichte durch die Verantwortlichkeit der Familie, der Nachbarschaft
oder der Gemeinde aufrechterhalten. Allgemein ausgedrückt hat
die chinesische Gerichtsbarkeit meist versucht, den Kontext eines
Individualverbrechens zu verstehen, um die Ursachen zu beseitigen.
Die Entwicklung eines formalen juristischen Systems lag ihr eher
fern. Mit der Verfassung aus dem Jahr 1978 unternahm China jedoch
große Anstrengungen, das System der Rechtsprechung und die Gesetze
den westlichen Modellen anzugleichen. Die Verfassung von 1982
garantiert das Recht auf eine Verteidigung. Das chinesische Rechtssystem
besteht aus drei Komponenten: einem System von Gerichtshöfen,
einer öffentlichen Sicherheitsabteilung oder der Polizei und der
öffentlichen Strafverfolgungsbehörde. Das höchste Organ der Judikative
ist der Oberste Volksgerichtshof. Dieser wacht über die Einhaltung
der Verfassung und der Gesetze des Ministerrats. In allen Provinzen
und Gemeinden befinden sich Büros dieser drei judikativen Einrichtungen.
Die Polizei hat ihre Reviere auf die einzelnen Stadtviertel verteilt.
Ein
weiterer Grund für die Bemühungen Chinas, ein formaleres juristisches
Netzwerk zu entwickeln, liegt darin begründet, dass die kommunistische
Partei in vielen, schwereren zivilen Strafverfahren als Vermittler
dienen musste. Durch diese Rolle hat die Partei bei der Bewältigung
täglicher Routineangelegenheiten in der chinesischen Gesellschaft
eine wichtige Funktion erhalten. Die Lösung von nachbarschaftlichen
Konflikten, Scheidungen, Familienstreitigkeiten und kleineren
Diebstählen wurde durch diese übergeordnete Vermittlung besonders
stark beeinflusst. Der lokale Parteisekretär war in diesen Fällen
meist in der Position des Vermittlers. Gelegentliche öffentliche
Gerichtsverhandlungen trafen auf starkes Interesse.
Kommunalverwaltung
Die
lokale Regierungsstruktur in China ist auf drei Ebenen organisiert:
Provinzen, Bezirke und Städte bzw. Dörfer. Die erste Ebene untersteht
direkt der Zentralregierung; sie besteht aus 23 Provinzen,
fünf autonomen Regionen und den drei direkt regierten Städten
Peking, Shanghai und Tientsin. Auf der zweiten Ebene sind die
Präfekturen, Bezirke und Gemeinden angesiedelt und auf der dritten
Ebene Gemeinden, Städte und Dörfer. Auf jeder dieser Ebenen sind
auch spezielle autonome Verwaltungseinheiten eingerichtet, sofern
das betreffende Gebiet überwiegend von nichtchinesischen Minderheiten
bewohnt ist.
Ab
Ende der fünfziger Jahre bis in die siebziger Jahre hinein wurde
in den meisten Regionen die Verwaltung der Städte und Dörfer durch
Kommunen ersetzt, welche als administrative Basiseinheiten dienen.
Die Kommunen waren wiederum in Produktionsbrigaden unterteilt.
1985 wurde ein fünfjähriger Plan abgeschlossen, der den Abbau
von 56 000 ländlichen Kommunen zum Ziel hatte.
Obwohl
jede Verwaltungsebene der darüber liegenden Ebene rechenschaftspflichtig
ist, wurde den kleinen lokalen Einheiten von jeher große Eigenverantwortlichkeit
zugesprochen. Das war mit ein Grund für den Erfolg der chinesischen
Kommunisten. Die Regierung investierte beträchtliche Energien,
um diese Lokalregierungen als Diskussionsforum zu etablieren und
eine von unten nach oben durchgängige Basisstruktur zu erhalten.
Politik
Gemäß
der Verfassung von 1982 ist die Regierungsform Chinas eine sozialistische
Diktatur des Proletariats, angeführt von der kommunistischen Partei
auf der Basis einer Einheitsfront, zu der auch andere demokratische
Parteien gehören. In der Praxis bestimmt die kommunistische Partei
jedoch ausschließlich das nationale politische Geschehen. Die
meisten wichtigen Regierungsposten werden von Parteimitgliedern
belegt.
Die
Kommunistische Partei Chinas zählt mehr als 52 Millionen
Mitglieder (dies sind 4,5 Prozent der Gesamtbevölkerung)
und ist die größte kommunistische Partei der Welt. Der erste nationale
Parteikongress wurde 1921 abgehalten. Damals nahmen nur 57 Mitglieder
daran teil. Die Mitglieder überschritten 1956 die 10-Millionen-Grenze.
Die Organisation und die Funktionen der kommunistischen Partei
werden in den Grundsatzprogrammen der Partei ausgearbeitet. Das
sechste Parteistatut wurde 1982 beim 12. Kongress angenommen.
Beachtenswert an der jüngsten Entwicklung ist, dass die Führungsrolle
der Partei herabgesetzt wurde; der ehemalige erste Vorsitzende
erhielt den Titel eines Generalsekretärs. Der Nationale Parteikongress
ist das höchste Organ der Partei. Das Zentralkomitee, gewählt
vom Nationalen Parteikongress, wählt wiederum das Politbüro und
den Ständigen Ausschuss sowie den Generalsekretär der Partei.
Oberstes Entscheidungsgremium über den Parteiapparat sind das
Politbüro und der Ständige Ausschuss.
Darüber
hinaus sind in China verschiedene kleinere politische Parteien
und Massenorganisationen aktiv. Zu diesen zählen die Demokratische
Chinesische Liga, der Chinesische Sportverband und der Chinesische
Frauenverband. Die einzige Partei mit potentiellem politischem
Einfluss ist jedoch die Kommunistische Jugendliga mit mehr als
50 Millionen Mitgliedern. Diese Organisation spielt bei der
Rekrutierung von Nachwuchspolitikern für die kommunistische Partei
nach Beendigung des 18. Lebensjahres eine wichtige Rolle.
Umweltschutz
In
der Verfassung von 1978 sah China erstmals Maßnahmen zum Umweltschutz
vor. Dies ist um so beachtenswerter als das Land bis zu diesem
Zeitpunkt eine Politik des rigorosen Zuwachses nationaler Produktion
betrieb. Unter der Verantwortung des Staatsrates wurde ein Umweltschutzbüro
eingerichtet, das jedoch über keinerlei Kompetenzen verfügt. Hier
werden lediglich Lösungsvorschläge zu Umweltproblemen koordiniert.
Das Nationalinstitut zum Schutz der Umwelt überwacht die Verwendung
von Chemikalien, Herbiziden und Insektiziden. Der Schwerpunkt
der Umweltschutzbemühungen liegt in der Wiederaufforstung, der
Erosionskontrolle und dem Wasserschutz. Zur Erhaltung der Wasserqualität
sind umfangreiche Projekte für alle wichtigen Flusssysteme des
Landes geplant. Eine bedeutende Rolle für den Umweltschutz in
China spielen die Terrassenanlagen. Zusammen mit der Anpflanzung
von Bäumen und der Einrichtung kleiner Wasserreservoire in Form
von Teichen stellt das Anlegen von Terrassen eine jener Methoden
landwirtschaftlicher Nutzung dar, die bereits seit Jahrhunderten
erfolgreich praktiziert werden. Diese Techniken bieten eine hervorragende
Möglichkeit, die Bodenerosion einzuschränken und die Erhaltung
der Wasserqualität lokaler Verantwortung zu übergeben.
Verteidigung
Die
chinesische Verfassung von 1982 übertrug die höchste Befehlsgewalt
über die bewaffneten Streitkräfte an die Zentrale Militärkommission.
Die militärischen Streitkräfte des Landes tragen seit dem Jahr
1946 die Bezeichnung Volksbefreiungsarmee. Das Heer, die Marine
und die Luftwaffe sind der Volksbefreiungsarmee unterstellt. Diese
umfasst etwa drei Millionen Soldaten und ist damit die größte
Militärmacht der Welt. Davon sind etwa 240 000 Soldaten
in der Marine, einschließlich der 25 000 auf den Luftwaffenstützpunkten
der Marine und weiteren 6 000 bei der Marineinfanterie. Die
Armee wird von einer Nationalmiliz aus etwa zwölf Millionen Chinesen
und von einer Sicherheitspolizei mit etwa 1,8 Millionen Mitgliedern
gestützt. Die Marine verfügt über 1 700 Schiffe, von
denen einige mit atomaren Raketen bestückt sind. Die Luftwaffe
ist mit 5 000 Kampfflugzeugen ausgestattet. China hat
bei der Entwicklung nuklearer Waffen bedeutende Fortschritte gemacht,
aber im Vergleich zu den Vereinigten Staaten oder der ehemaligen
Sowjetunion ist das Arsenal eher klein. Die Volksbefreiungsarmee
spielt auch in der wirtschaftlichen Produktion und bei der Konstruktion
technischer Anlagen wie Staudämmen, Bewässerungssystemen und Landgewinnungsprojekten
eine wichtige Rolle. Die Armee war maßgebliches staatliches Organ
während der Kulturrevolution (1966-1969) und unterdrückte die
prodemokratischen Demonstrationen im Juni 1989 in Peking.

 |
|

Mehr
als 2 000 Jahre lang basierte die chinesische Wirtschaft
auf einer Art Feudalsystem; der Landbesitz lag in den Händen einer
relativ kleinen Gruppe von Menschen, die von den Abgaben der bäuerlichen
Pächter lebten. Daneben mussten die Bauern auch Steuern an die
kaiserliche Regierung entrichten und waren Naturkatastrophen wie
Dürre und Überschwemmungen ausgesetzt. Unter diesen Umständen
konnte sich die Landwirtschaft nicht entwickeln. Sie war in kleinste
Bereiche aufgesplittert und verwendete zur Erhaltung des Eigenbedarfs
die primitivsten Mittel. Nach dem Ende der Opiumkriege 1860 begann
eine Periode westlicher Einflussnahme, die vor allem von den Handelshäfen
ausging. Eisenbahnschienen und Straßen wurden gebaut und die ersten
Formen industrieller Entwicklung setzten ein. Diese Aktivitäten
hatten für die allgemeine chinesische Wirtschaft jedoch nur geringe
Bedeutung. China wurde in eine Reihe von kolonialen Interessenskonflikten
verwickelt und stand unter verschiedenen Einflüssen. Vor allem
Japan versuchte, seinen Wirtschaftsgeist auf China zu übertragen.
Dadurch entwickelten sich im Land jedoch nur vereinzelte Zentren
moderner Ökonomie.
Mitte
der zwanziger Jahre entstand die chinesische kommunistische Partei
während einer Wirtschaftskrise, die vor allem ausländischer Intervention
und einem wachsenden Einfluss der Landbesitzer in den ländlichen
Regionen zuzuschreiben war. Während der folgenden zwei Jahrzehnte
konnte die Partei ihren Einfluss ausbauen, indem sie in weiten
Teilen der ländlichen Gebiete ein Agrarprogramm einführte, das
die Abgaben kontrollierte und den Wucher unterband. Dazu wurde
ein Bauernverband gegründet. Am 1. Oktober 1949 gelang es
der kommunistischen Partei erstmals seit dem Kaiserreich im Jahr
1912, eine vereinte Nationalregierung und eine gemeinsame Wirtschaftspolitik
zu etablieren. Von 1949 bis 1952 konzentrierten sich die Bemühungen
der Politik auf das Eindämmen der Inflation, die Nahrungsmittelversorgung
der Bevölkerung und die Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Die
neue Regierung rief eine Landreform ins Leben; an über 300 Millionen
arme Bauern wurde Land verteilt. Im Zug des ersten Fünfjahresplanes
(1953-1957) wurden 92 Prozent der Landbevölkerung in Kooperativen
organisiert. 1958 entstanden die ersten bäuerlichen Kommunen.
Diese spielten in der chinesischen Landwirtschaft bis Anfang der
achtziger Jahre eine dominierende Rolle. Die Kommunen basierten
auf dem kollektiven Besitz des Landes und aller wichtigen Maschinen.
Die Produktion orientierte sich an staatlich festgelegten Zielen
und die Arbeiter wurden je nach Erfüllung des Solls entsprechend
entlohnt. Ein grundlegendes Auskommen war jedoch allen Mitgliedern
garantiert.
Auch
im urban-industriellen Bereich wurde das staatliche Eigentum allmählich
auf Industriefabriken und Handelsunternehmen ausgedehnt. Die Industrie
wuchs während des ersten Fünfjahresplanes auch durch entsprechende
staatliche Investitionen beständig und der staatseigene Sektor
gewann auf diese Weise eine immer größere Bedeutung. Der zweite
Fünfjahresplan wurde 1958 eingeführt. Im Sommer dieses Jahres
begann das Regime mit seiner vielfach angekündigten wirtschaftlichen
Offensive. Dieses Programm war von großen Investitionen in der
Schwerindustrie gekennzeichnet. Ferner wurden in dieser Phase
kleinere Industriezweige, wie etwa die Stahlverarbeitung eingerichtet.
Das Programm verursachte jedoch auch große Irritationen im Wirtschaftsmanagement
und im tatsächlichen ökonomischen Wachstum. 1960 musste es abgebrochen
werden. Die chinesische Wirtschaft durchlief eine Periode der
Konsolidierung, 1965 erreichte die Produktion in vielen Bereichen
jedoch wieder das Niveau der späten fünfziger Jahre. Der dritte
Fünfjahresplan begann 1966, aber sowohl die landwirtschaftliche
als auch die industrielle Produktion wurden durch die Auswirkungen
der Kulturrevolution beträchtlich geschmälert. Der vierte Fünfjahresplan
wurde 1971 eingeführt, als sich die Wirtschaft langsam wieder
erholt hatte.
Nachdem
die Spuren der Kulturrevolution bis etwa 1976 beseitigt worden
waren, entschied die chinesische Führungsspitze, die wirtschaftliche
Förderung zu intensivieren, um den Rückschlag der vorangegangenen
zehn Jahre wieder aufzuholen. Der fünfte Fünfjahresplan wurde
1976 eingeleitet, aber 1978 unterbrochen, als das Programm der
vier Modernisierungen ins Leben gerufen wurde. Dieses Programm
forderte eine Rundumerneuerung der Landwirtschaft, der Industrie,
der nationalen Verteidigung sowie der Wissenschaft und Technik
bis zum Ende des Jahrhunderts. Damit sollte China zu den führenden
Wirtschaftsnationen der Erde gehören. Der Zehnjahresplan von 1976
bis 1985 bemühte sich um eine Verbesserung des Wirtschaftsmanagements
und versuchte, die in privatem und kollektivem Besitz (im Gegensatz
zu den verstaatlichten) befindlichen Unternehmen in den Vordergrund
zu rücken. Dieses Programm wurde durch einen etwas bescheideneren
Zehnjahresplan für die Periode von 1981 bis 1990 ersetzt. Die
Bemühungen, westliche Technologien und Investitionen zu gewinnen,
dauerten aber an, ebenso wie ein Programm mit Anreizen zur Förderung
der landwirtschaftlichen Produktion. Die im Oktober 1984 begonnene
Politik befürwortete eine weitere Dezentralisierung der ökonomischen
Planungen und ein größeres Vertrauen auf die Kräfte des freien
Marktes bei der Preisentwicklung für Konsumgüter. Der Fünfjahresplan
von 1986 bis 1990 basierte auf der Annahme eines jährlichen ökonomischen
Wachstums von sieben Prozent, aber die wirtschaftliche Entwicklung
verlangsamte sich nach der politischen Krise 1989. Diese wirtschaftliche
Schwächung war jedoch nur vorübergehend. Anfang der neunziger
Jahre expandierte die chinesische Wirtschaft bereits enorm, weil
die Regierung die Wirtschaftsbeschränkungen zunehmend lockerte.
1992 konnte bereits ein Wachstum von 13 Prozent verzeichnet
werden. Doch auch dieses schnelle Wachstum zog Probleme wie hohe
Inflationsraten in den Städten nach sich.
Die
landwirtschaftliche Produktion (in der auch einige kleinere Industriezweige
in den ländlichen Regionen sowie die Forstwirtschaft und der Fischfang
enthalten sind) erbringt 27 Prozent des gesamten nationalen
Einkommens, die industrielle Produktion (verarbeitende Industrie,
Bergbau, Stromerzeugung und Bauwirtschaft) mehr als 45 Prozent.
Zwischen 1965 und 1979 wuchs die Produktion pro Jahr um 6,4 Prozent
an und zwischen 1980 und 1988 konnte eine Zunahme von 10,3 Prozent
pro Jahr verzeichnet werden. 1989 sank die Wachstumsrate unter
die Vierprozentmarke, erholte sich aber bereits Anfang der neunziger
Jahre wieder auf jährliche zehn Prozent. Während der letzten Jahre
wurde eine Wachstumsrate von etwa 6 Prozent erreicht.
Die
Zahl der Erwerbstätigen wird auf etwa 550 Millionen Personen
geschätzt. Beschäftigungslosigkeit und Unterbeschäftigung haben
die Produktivität der Arbeit und das Anwachsen der Einkommen gedämpft.
Diese Probleme sind unmittelbar mit der enormen Größe und der
schnellen Zunahme der Bevölkerung verbunden. In den frühen achtziger
Jahren war ein Drittel der Bevölkerung 15 Jahre alt oder
jünger. Dies zeigt, dass eine große Zahl junger Leute pro Jahr
in den Arbeitsprozess integriert werden muss. Obwohl etwa 60 Prozent
der Arbeitskraft in den landwirtschaftlichen Sektor fließt, umfasst
das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung die ländlichen Gebiete
nicht. Hier müssen die neuen Arbeitskräfte von der kollektiven
Wirtschaft und von den einzelnen Haushalten aufgefangen werden.
Die bäuerlichen Familien erhalten ihr Einkommen zu rund drei Vierteln
aus der Kollektivwirtschaft, das restliche Viertel wird aus Nebenbeschäftigungen
erwirtschaftet.
Landwirtschaft
Das
traditionell wichtigste Standbein der chinesischen Wirtschaft
ist auch heute noch die Landwirtschaft. Sie ernährt einen Großteil
der Bevölkerung. Etwa zehn Prozent der Gesamtfläche Chinas sind
landwirtschaftlich nutzbar (insbesondere der Osten des Landes)
und großflächig bewirtschaftet. Etwa die Hälfte des Kulturlandes
wird mit Bewässerungssystemen versorgt. In keinem Land der Welt
ist dieser Anteil so hoch. Trotz des großen Wachstums der jährlichen
Produktion seit 1949 ist das Pro-Kopf- Einkommen wegen der rasanten
Bevölkerungszunahme deutlich weniger gestiegen. Zwischen den Jahren
1952 und 1979 wuchs beispielsweise die Getreideproduktion pro
Jahr um 103 Prozent, das Pro-Kopf-Einkommen jedoch lediglich
um 20 Prozent. 1979 wurden auch neue Gebiete für die Landwirtschaft
nutzbar gemacht (insbesondere in der Mandschurei und Nordwestchina).
Der Verlust von bewirtschaftetem Land für nichtlandwirtschaftliche
Zwecke war jedoch noch größer, und durch die große Bevölkerungszunahme
sank der Landesdurchschnitt von 0,18 Hektar pro Kopf 1949
auf 0,11 Hektar.
Die
beständig steigende Produktion und Ernte in China lässt sich zum
Teil auf die wachsende Effektivität zurückführen. Bis 1979 waren
die 838 Millionen Bauern Chinas in circa 52 000 Kommunen
organisiert. Die Kommunen waren sozioökonomische Einheiten, die
vom Staat Produktionsziele erhielten und dafür sorgten, dass diese
erfüllt wurden. Eine Kommune war meist in mehrere Brigaden eingeteilt,
die sich wiederum in Arbeitsgruppen aufgliederten. Jede dieser
verschiedenen Einheiten konnte Land, Maschinen oder andere Produktionsmittel
aus dem gemeinsamen Fundus der Kommune erhalten und führte jeweils
unterschiedliche Arbeiten aus. Etwa sechs Millionen Arbeitsgruppen
bildeten die Grundlage dieses Systems.
Das
Kommunensystem bot die Möglichkeit, den landwirtschaftlichen Anbau
und die Struktur der Bepflanzung im großen Stil zu planen. So
konnte in jenen Gebieten Weizen angebaut werden, wo der Boden
und die übrigen Umstände am besten dafür geeignet waren. Auch
die Bewässerungsanlagen ließen sich in sinnvollen Maßstäben errichten.
Obwohl das Land in Kollektivbesitz war, stand jedem bäuerlichen
Haushalt eine kleine Parzelle für die private Nutzung zu. Ferner
war den Arbeitsgruppen Autonomie garantiert und die einzelnen
Haushalte konnten die Produkte, deren erzeugte Menge über dem
offiziellen Soll lagen, selbst vermarkten.
Anfang
der achtziger Jahre wollte die Regierung den wiederkehrenden Nahrungsmangel
beheben, gestattete deshalb einen höheren durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch
und strukturierte den landwirtschaftlichen Sektor um. Das System
der Kommunen und Brigaden wurde zum großen Teil aufgehoben und
stattdessen nahmen jetzt die Haushalte die wichtige Position der
kleinsten Einheit in der landwirtschaftlichen Produktion ein.
Unter diesem neuen „Verantwortungssystem" schloss jeder Haushalt
mit den lokalen Behörden einen Vertrag über die zu produzierende
Quote eines bestimmten Getreides. Darüber hinaus erwirtschaftete
Ernteerträge können die Familien auf dem freien Markt verkaufen.
Die daraus erzielten Umsätze beliefen sich Ende der achtziger
Jahre auf 60 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion
Chinas.
Wegen
der enormen Bedeutung der Landwirtschaft in China, ist die Planung
einer rationellen Landnutzung von größter Wichtigkeit. Eine Überproduktion
von Getreide führte beispielsweise in den sechziger und siebziger
Jahren zur Verminderung der Anbaugebiete einiger Feldfrüchte,
Obstplantagen und Bäume sowie zur Vernachlässigung der Viehzucht
und zu Umweltschäden. Die Regierung propagiert seitdem eine Kultivierung,
die mit den natürlichen Bedingungen in Einklang steht.
Die
Mechanisierung der Landwirtschaft wird aktiv betrieben, obwohl
sie nach wie vor in den Kinderschuhen steckt und sich in Regionen
mit relativ kleinen Anbauflächen als unpraktikabel erwiesen hat.
Die Kontrolle von Überschwemmungen und das Anlegen von Bewässerungssystemen,
etwa die Errichtung von Staudämmen und Kanälen werden seit den
fünfziger Jahren in großem Umfang durchgeführt. Im selben Zeitraum
wurde auch die Struktur des landwirtschaftlichen Anbaus wesentlich
geändert. Durch die zunehmenden Wasserreservoire und die intensivere
Nutzung von Kunstdünger konnte in den drei Flusstälern der Nordchinesischen
Ebene eine zweite Ernte pro Jahr hervorgebracht werden. Die Erträge
in den mittleren und niedrigen Lagen des Jangtsekiang-Tales, bereits
damals ein Gebiet mit zwei Ernten pro Jahr, ließen sich auf drei
jährliche Ernten heraufsetzen. In jüngster Zeit stand jedoch die
Rückkehr zur zweimaligen jährlichen Ernte zur Debatte, da durch
die dritte Ernte hohe Ausgaben für Kunstdünger entstehen und der
Anbauplan ausgesprochen eng ist.
Um
die landwirtschaftliche Produktion zu ergänzen, betreiben die
verschiedenen Regierungsstellen weitere 2 000 staatliche
Farmen. Diese Großbetriebe dienen sowohl für Experimente im Agrarbereich
als auch zur Produktion bestimmter Nahrungsmittel für die städtischen
Märkte oder für den Export. Diese Betriebe haben ihren Standort
meist auf neu gewonnenem Agrarland, wo die ländliche Bevölkerung
relativ gering ist und sich die modernen Maschinen effektiv einsetzen
lassen.
Nahrungsmittelernte
Etwa
80 Prozent der Agrarfläche Chinas sind für die Produktion
von Nahrungsmitteln bestimmt. Zu den wichtigsten Ernteerzeugnissen
zählt der Reis, der auf etwa einem Drittel der gesamten Anbaufläche
kultiviert wird. Hauptanbaugebiete sind das südliche Tal des Huai,
das mittlere und östliche Tal des Jangtsekiang, das Delta des
Xi Jiang bei Kanton und das Rote Becken von Sichuan.
Das
zweitwichtigste Ernteprodukt des Landes ist Weizen, der hauptsächlich
nördlich des Huai angebaut wird. Die wesentlichen Anbaugebiete
für Weizen liegen in der Nordchinesischen Ebene und den Tälern
der Flüsse Wei und Fen in der Lößregion. Obwohl die Flächen für
den Weizenanbau beinahe ebenso groß sind wie diejenigen für den
Reis, ist der Ernteertrag dennoch geringer.
Kaoliang
(eine Art Kaffernhirse) und Hirse zählen ebenfalls zu den wichtigen
Nahrungsmittelprodukten in Nordchina und der Mandschurei. Kaoliang
wird auch als Viehfutter verwendet und ist ein Ausgangsstoff für
die Produktion alkoholischer Getränke. Die Halme werden zur Papierherstellung
und zum Abdecken der Dächer benutzt. Mais wird auf etwa 20 Prozent
der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche angebaut. In der Inneren
Mongolei und im Westen, vor allem in Tibet, spielt auch der Hafer
ein wichtige Rolle.
Daneben
werden auch andere Nahrungsmittel angebaut, etwa Süßkartoffeln,
weiße Kartoffeln, verschiedene Obstsorten und Gemüse. Die Süßkartoffeln
überwiegen im Süden, im Norden dagegen die weißen Kartoffeln.
Zu den häufigsten Obstsorten zählen tropische Früchte wie Ananas
und Bananen, die hauptsächlich auf der Insel Hainan wachsen, sowie
Äpfel und Birnen in den nördlichen Provinzen Liaoning und Shandong.
Zitrusfrüchte, Orangen und Mandarinen sind die Hauptprodukte in
Südchina.
Ölsamen
spielen in der chinesischen Landwirtschaft ebenfalls eine wichtige
Rolle. Sie dienen zur Herstellung industrieller Öle und nehmen
einen großen Anteil am Export ein. Sojabohnen sind ein wichtiges
Ausgangsprodukt von Speiseöl; sie werden auf etwa acht Prozent
der gesamten Agrarfläche überwiegend in Nordchina und der Mandschurei
angebaut. Bei der Produktion von Sojabohnen nimmt China den dritten
Platz in der Welt ein. Auch bei der Erzeugung von Erdnüssen zählt
China mit 5,9 Millionen Tonnen zu den führenden Ländern.
Erdnüsse werden in Shandong und Hebei angebaut. Weitere wichtige
Ölpflanzen sind Sesam und Sonnenblumensamen sowie Raps. Ein wertvolles
Öl lässt sich auch aus dem Tungbaum gewinnen. Mehr als die Hälfte
des gesamten Volumens von Tungöl wird in Sichuan gewonnen.
Der
Tee ist eine traditionelle Exportware Chinas. Auch heute noch
gehört das Land zu den größten Teeproduzenten. 20 Prozent
der gesamten Ernte entfallen auf China. Der jährliche Ernteertrag
beläuft sich auf 566 000 Tonnen. Die größten Teeplantagen
liegen auf den Hügeln in der Mitte des Jangtsekiang-Tales und
in den südöstlichen Provinzen Fujian und Zhejiang.
Der
Zucker wird in China sowohl aus Zuckerrohr als auch aus Zuckerrüben
gewonnen. Die jährliche Zuckerproduktion liegt bei 5,1 Millionen
Tonnen. Der Zuckerrohranbau konzentriert sich auf die Provinzen
Guangdong und Sichuan. Die Zuckerrüben werden erst seit jüngerer
Zeit geerntet, Schwerpunkte sind die mandschurische Provinz Heilongjiang
und die bewässerten Regionen der Inneren Mongolei.
Fasererzeugnisse
Die
kommunistische Regierung von China hat der Entwicklung von Faser-erzeugnissen
für die Textilindustrie große Aufmerksamkeit gewidmet. Allen voran
rangiert hier die Baumwolle mit einer Jahresproduktion von 4,2
Mil. Tonnen. China ist damit weltweit führender Baumwollproduzent.
Eine große Bedeutung kommt auch der Züchtung der Seidenraupen
zu, denn China ist das Land, was führend in der Produktion von
Seide ist.
Viehzucht
In
China gibt es große Viehbestände. Besondere Bedeutung kommt der
Schweinezucht zu. Das Land zählt zu den führenden Exporteuren
von Schweineborsten. In den westlichen Gegenden ist die Viehzucht
der nomadischen Hirten die wichtigste landwirtschaftliche Tätigkeit.
Die meisten Herden bestehen hier aus Schafen, Ziegen und Kamelen.
Im tibetischen Hochland ist der Yak eine Quelle für Nahrungsmittel
und Brennstoff (der Dung wird verbrannt). Seine Haare und seine
Haut bilden Ausgangsmaterialien für die Herstellung von Bekleidung.
Forstwirtschaft
Die
Waldreserven Chinas sind aufgrund jahrhundertelanger Abholzung
relativ begrenzt; das Holz wurde als Brennholz oder Baumaterial
verwendet. Die Wiederaufforstungsprogramme haben die Baumbestände
von acht Prozent der Gesamtfläche im Jahr 1949 wieder auf mehr
als zwölf Prozent bis Ende der achtziger Jahre anwachsen lassen.
Dennoch sind die Bauholzlieferungen gering.
Die
Verteilung der Wälder in China ist sehr ungleichmäßig. Im Nordosten
und Südwesten liegen die Hälfte aller Waldgebiete des Landes und
drei Viertel der Ressourcen. Hauptbaumarten sind Pinie, Fichte,
Lärche, Eiche und im äußersten Süden Teak und Mahagoni. Andere
kommerziell genutzte Arten sind Tungbaum, Lackbaum, Kampferbaum
und Bambus. Die landesweiten Baumbepflanzungsaktionen werden sowohl
von staatlichen Projekten als auch von kollektiv organisierten
Verbänden durchgeführt. Die Bäume wurden in der Nähe von Siedlungen,
entlang von Straßen und Wasserwegen sowie nahe Bauernhöfen gepflanzt.
Zu den wichtigsten Projekten zählt ein Programm zur Errichtung
eines Waldgürtels an der Nordwestgrenze der Steppenregionen, in
der Nordchinesischen Ebene und in der westlichen Mandschurei.
Fischerei
Der
Fang von Fisch und Weichtieren sowie das Sammeln von Muscheln
hat sich in China zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt.
Die Zucht von Süßwasserfischen spielt ebenfalls eine wichtige
Rolle. Die Regierung förderte die Fischzucht in Teichen und Wasserreservoiren
entlang der landwirtschaftlichen Nutzgebiete. Die wichtigsten
Regionen der Fischzucht liegen in der Nähe der städtischen Märkte
im mittleren und unteren Jangtsekiang-Tal und am Xi-Jiang-Delta.
Die Karpfenteiche, eine seit Jahrtausenden traditionelle chinesische
Nahrungsquelle, nehmen einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtproduktion
ein.
Anders
als das Angeln von Süßwasserfischen ist der Meeresfischfang wenig
entwickelt. Die meisten Fischer wurden in den sechziger Jahren
in Fischereikommunen an der Küste angesiedelt und dazu ermuntert,
neben der Fischerei auch landwirtschaftliche Aktivitäten zu entwickeln.
Diese Kommunen unterhielten auch Fischzuchten im Meer.
Bergbau
China
verfügt über reiche Bodenschätze, einschließlich großer Vorkommen
von Mineralien, die für die industrielle Nutzung wichtig sind.
Chinas
Kohlenbergbau ist der größte der Welt; über das ganze Land verstreut
liegen viele kleine lokale Bergwerke, aber die wichtigsten Zentren
befinden sich im Norden des Jangtsekiang, insbesondere in Shanxi.
Die Kohle zählt zu den führenden Brennstoffquellen für die Industrie
und die privaten Haushalte. Ferner nimmt sie einen großen Anteil
der Eisenbahnfrachtgüter ein.
Die
schnelle Entwicklung der Erdölindustrie seit den fünfziger Jahren
hat China auch in diesem Bereich zu einem der wichtigsten Produzenten
gemacht. Seit 1963 kann China sich selbst mit Benzin versorgen
und seit 1973 ist der Export sowohl von Rohöl als auch von raffinierten
Ölprodukten möglich. Das Ölfeld Daqing in der Provinz Heilongjiang
wurde Ende der fünfziger Jahre entdeckt und entwickelt. Heute
zählt es zu den produktivsten Ölfeldern des Landes. Die größten
Ölreserven der Nation liegen im Tarim-Becken in der Autonomen
Region Sinkiang Uigur.
Die
Produktion von Eisenerz steigt seit den siebziger Jahren enorm
an. Bei der Gewinnung von Graphit liegt China ebenfalls an der
Weltspitze.
Industrie
Der
industrielle Sektor in China ist aus Gründen der Regierungsplanung
eingeteilt in verarbeitende Industrie, Bergbau, elektrische Stromerzeugung
und Bauwirtschaft. Zwischen 1965 und 1988 stieg der Anteil der
Industrie am Bruttoinlandsprodukt von 39 Prozent auf 46 Prozent,
wobei die Schwerindustrie den größten Anteil am Wachstum erbrachte.
Die Industrieunternehmen bilden unabhängige, aber integrierte
regionale Strukturen. Die großen und mittleren Städte, teilweise
sogar die kleineren, haben wichtige industrielle Zentren aufgebaut.
In
den späten siebziger Jahren überdachte die Regierung die industriellen
Ziele neu und versuchte, ein Mittel gegen Probleme zu finden,
die aufgrund einer mangelnden Planung aufgetreten waren. In vielen
Städten hatte auf Kosten der Spezialisierung eine gewisse Selbstzufriedenheit
eingesetzt, und viele Industriezweige führten nach wie vor längst
überholte Funktionen aus. Das schnelle Wachstum in der Schwerindustrie
hatte zum Teil das städtische Umfeld beschädigt und Mittel auf
sich gezogen, die in der Landwirtschaft, der Leichtindustrie oder
zur Verbesserung städtischer Einrichtungen fehlten. Auch die technologische
Entwicklung stagnierte.
Das
Korrekturprogramm forderte ein langsameres Wachstum der Schwerindustrie,
während der Leichtindustrie weitere Mittel zur Entwicklung überlassen
wurden. Diese Investitionen sollten sich in relativ kurzer Zeit
auszahlen und somit die eigene Expansion finanzieren. Investiert
wurde auch in die Bauindustrie, um die Lebensbedingungen der Stadtbewohner
zu verbessern und für die Arbeitslosen in den Städten neue Arbeitsplätze
zu schaffen.
Eine
ebenfalls neue Reform ist die Garantie auf Autonomie für alle
staatlichen Unternehmen bei der Frage, was mit der Überschussproduktion,
den Umsätzen und Gewinnen, die nach Erfüllung der staatlichen
Ziele übrig bleiben, geschehen soll. Daneben wurden zahlreiche
Professoren, Manager und Techniker ins Ausland geschickt, um moderne
Managementtechniken und die technischen Neuerungen kennen zu lernen.
Ausländische Technologien wurden in Form neuer und kompletter
Anlagen importiert.
Herstellungssektor
Die
Eisen- und Stahlindustrie genießt seit 1949 in China Priorität.
Das Land stellte mittlerweile eine große Vielzahl von Stahlprodukten
her, wie z. B Wolframstahl, rostfreien Stahl, schwere Stahlplatten
und nahtlose Rohre. Hauptproduktionsgebiete hierfür sind die Mandschurei,
Nordchina und das Jangtsekiang-Tal.
Wichtige
Eisen- und Stahlhütten befinden sich in Anshan, Benxi, Peking,
Baotou, Taiyuan, Wuhan, Maanshan, Panzhihua, Chongqing, Shanghai
und Tientsin. Die Produktion von Eisen und Rohstahl konnte kontinuierlich
ausgeweitet werden.
Zu
den weiteren Schwerindustrien Chinas zählt der Schiffsbau und
die Herstellung von Lokomotiven, Fahrzeugen, Traktoren, Bergbaumaschinen,
Stromerzeugungsanlagen, Ölbohrtürmen und Raffineriemaschinen.
Die
petrochemische Industrie verfügt über Anlagen in den meisten Provinzen
und autonomen Regionen, wobei die wichtigsten in Peking, Shanghai,
Lanzhou, Shengli, Yueyang, Anqing und Kanton liegen. Die Produkte
umfassen synthetische Fasern, Plastik und pharmazeutische Stoffe.
Einmalig in der chinesischen petrochemischen Industrie ist die
weite Verbreitung von kleinen Fabriken für die Gewinnung von Stickstoffdünger.
Diese Technik wurde in China entwickelt.
Die
chinesische Textilindustrie beschäftigt mehr als vier Millionen
Arbeiter. Die meisten neuen Textilfabriken sind in den Regionen
der Baumwollpflanzungen in Hubei (Hupeh), Hunan, Hebei und Shaanxi
errichtet worden. Dennoch konnte die Industrie, trotz seit 1949
zunehmender Kapazität, nicht genügend Kleidung für die gesamte
Bevölkerung herstellen. Aus diesem Grund war eine Rationierung
der Baumwollstoffe notwendig.
Weitere
wichtige Erzeugnisse sind Zement, Papier und Karton, Fahrräder,
Fernsehgeräte, Saatmaschinen und Motorfahrzeuge.
Handel
Der
Warenumsatz in China wurde früher von der Zentralplanung gesteuert
und ist heute zu weiten Teilen den Kräften des Marktes überlassen.
Zwischen 1978 und 1984 fiel der Umsatz im staatlich kontrollierten
Einzelhandel von 90,5 auf 45,8 Prozent ab. In derselben Periode
konnten die Kollektive ihre Anteile von 7,4 auf 39,6 Prozent
erhöhen und die privaten Unternehmen von 2,1 auf 14,6 Prozent.
Bis
Ende der siebziger Jahre wurden die von den staatlichen Unternehmen
benötigten Rohmaterialien und die Ausrüstung nicht von diesen
erworben, sondern den Unternehmen von Regierungsseite zur Verfügung
gestellt. Nachdem die Produktion abgeschlossen war, übernahm die
Regierung den Vertrieb der Waren. Verbrauchsgüter, die von der
ländlichen Bevölkerung benötigt wurden, vertrieb die Regierung
über staatlich organisierte Liefer-Kooperativen. Die wichtigsten
Waren, etwa Getreide, Öl, Fleisch, Zucker und Baumwollstoffe wurden
rationiert. Das Getreide wurde beispielsweise an die bäuerlichen
Haushalte verteilt und diente als Entlohnung für die Arbeit der
Bauern.
Seit
1979 war es den staatlichen Unternehmen möglich, einige ihrer
Güter zu behalten und die Produkte selbst auf den Markt zu bringen.
Auch der Einsatz der Werbung als Informationsmedium war zu diesem
Zeitpunkt erstmalig zu erkennen. In den städtischen Zentren führte
die Neuorganisation des Handels zu einer schnellen Zunahme an
kollektiven und privaten Geschäften, etwa Restaurants, Teehäusern,
Gasthöfen, Friseurläden, Photostudios, Schneiderwerkstätten und
allen Arten von Reparatur- und Handwerksdiensten. Neu eröffnet
wurden die Bauernmärkte, auf denen die privaten Haushalte ihre
Überschussprodukte verkaufen oder andere Waren erwerben konnten.
Währung
und Bankwesen
Die
chinesische Währungseinheit ist der Yuan. Das Banksystem untersteht
der vollständigen Kontrolle durch die Regierung. Die Volksbank
von China ist die zentrale Finanzbehörde und gibt die Währung
aus. Für internationale Kredite und Geldgeschäfte mit dem Ausland
ist jedoch die Bank von China zuständig, die über 50 Filialen
verfügt, einschließlich der Büros in Hongkong, Singapur und London.
Daneben gibt es in China drei andere wichtige Banken: die Internationale
Chinesische Vermögens- und Investmentgesellschaft, in der Fonds
für Investitionen in China sowie Joint Ventures zwischen China
und Übersee eingerichtet werden, die Volks-Konstruktionsbank China,
die mit Fonds für Grundkonstruktionen handelt, und die Landwirtschaftsbank
von China, die für Anleihen im Agrarsektor der Wirtschaft verantwortlich
ist.
Außenhandel
Der
Außenhandel unterliegt in China dem staatlichen Monopol. 1979
lockerte China bestimmte Außenhandelsbeschränkungen, um die relativ
geringen Investitionen des Auslands und die Handelsaktivitäten
zu beleben. Nach lange Zeit negativer Handelsbilanz halten sich
nun die Einnahmen aus Exporten und die Ausgaben für Importe etwa
die Waage. Die wichtigsten chinesischen Exportgüter sind Rohöl
und raffiniertes Öl, Baumwollstoffe, Seide, Kleidung, Reis, Schweinefleisch,
Shrimps und Tee. Zu den wesentlichen Importgütern zählen Maschinen,
Stahlprodukte, andere Metalle, Kraftfahrzeuge, synthetische Stoffe,
landwirtschaftliche Chemikalien, Gummi, Weizen und Schiffe. Bei
den chinesischen Handelspartnern rangiert Japan an erster Stelle,
gefolgt von Hongkong und den Vereinigten Staaten. China unterhält
auch intensive Handelsbeziehungen zu Deutschland, Taiwan und Singapur.
Die Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten waren 1993 bedroht,
als die USA überlegte, die Meistbegünstigungsklausel für China
nicht zu erneuern, bis die Einhaltung der Menschenrechte in China
garantiert wäre. Im Mai 1994 erneuerten die Vereinigten Staaten
jedoch die Meistbegünstigungsklausel für China, obwohl die chinesische
Regierung zur Verbesserung der Menschenrechte nur wenig unternommen
hatte.
Verkehrswesen
Die
Eisenbahn ist das wichtigste Transportmittel in China. Etwa zwei
Drittel des Passagierverkehrs und die Hälfte des Güterverkehrs
werden mit der Eisenbahn bewältigt. Seit 1949 hat sich das Schienennetz
der Eisenbahn verdoppelt und umfasst heute eine Länge von 76 000 Kilometern.
Ausgebaut wurden die beiden wichtigsten Nord-Süd-Strecken (Kanton-Peking
und Shanghai-Peking)
sowie Strecken nach Nordosten in die Mongolei und nach Russland
sowie in den Südosten. Die wichtigste Ost- West- Verbindung führt
von Lianyungang nach Lanzhou und ist nun auch mit Ürümqi im äußersten
Nordwesten verbunden. Die neuen Strecken haben die dicht bevölkerten
und wirtschaftlich bedeutenden Regionen im Nordosten, im Zentrum
und im Südwesten Chinas zugänglicher gemacht. Sobald die Strecke
Lanzhou–Lhasa (Tibet) fertiggestellt ist, sind alle Provinzen
und autonomen Regionen Chinas mit der Eisenbahn erreichbar.
Die
chinesischen Straßen und Autobahnen sind seit 1949 erheblich ausgebaut
worden. An das Straßennetz sind jedoch nur die Städte der Handelshäfen
und das unmittelbare Hinterland angeschlossen. Das etwa 1 028 000 Kilometer
lange Straßensystem ist zu 85 Prozent asphaltiert. Die Straßen
verbinden Peking mit allen Hauptstädten der Provinzen und der
autonomen Regionen sowie mit den wichtigsten Hafenstädten und
den Knotenpunkten der Eisenbahn. Das Netz erstreckt sich auch
in die ländlichen Gebiete und die meisten Orte sind auf der Straße
erreichbar. Der motorisierte Individualverkehr nimmt in den Städten
zu; kurze Strecken werden jedoch nach wie vor meist mit dem Fahrrad
zurückgelegt. Pro Jahr produziert China zwar 500 000 Motorfahrzeuge;
dies deckt den Bedarf einer zunehmend mobilen Bevölkerung jedoch
nicht.
Die
für die Schifffahrt zugänglichen Wasserstraßen nehmen im Landesinneren
von China eine Gesamtlänge von 170 000 Kilometern ein.
Die Binnenschifffahrt übernimmt ein Fünftel des Warentransports
innerhalb des Landes. Das Potential für eine zunehmende Entwicklung
ist hier noch groß. Der wichtigste Binnenschifffahrtsweg ist der
Jangtsekiang, der viertlängste Fluss der Welt. Auf einer Länge
von 18 000 Kilometern sind der Jangtsekiang und seine
Nebenflüsse für Dampfschiffe befahrbar. Chongqing, Yichang und
Wuhan sind die größten Häfen am Jangtsekiang. Der am meisten benutzte
Binnenwasserweg ist jedoch der Kaiserkanal, der sich von Peking
nach Jangtschou erstreckt. Der südliche Kanalteil ist eingebunden
in ein lokales System aus Kanälen und Seen, wodurch sich die Städte
Suzhou, Wuxi und Tschangtschou zu wichtigen Inlandshäfen entwickelten.
In den ländlichen Teilen Chinas werden auch die Bewässerungskanäle
von den Bauern als Binnenwasserwege benutzt.
Durch die wichtigsten
Industriestandorte an der Küste hat die Küstenschifffahrt an Bedeutung
zugenommen. Die internationale Schifffahrt spielt seit 1970 eine
immer größere Rolle. Die chinesische Handelsflotte umfasst über
1 000 Frachter, die Häfen in mehr als 100 Ländern anlaufen.
Die meisten dieser Schiffe wurden in China gebaut.
Der Lufttransport
in China erhielt 1979 durch die Eröffnung des neuen internationalen
Flughafens in Peking (1980) einen Aufschwung. Seither wurde der
Flugverkehr zwischen China und einigen anderen Ländern intensiviert.
Die Inlandsflüge verbinden heute mehr als 90 verschiedene Städte
miteinander; die meisten davon liegen in Westchina.
Tourismus
Seit
Anfang der siebziger Jahre wurden die strengen Reisebeschränkungen
in China ein wenig gelockert. 1979 erstellte die chinesische Regierung
einen Fünfjahresplan zur Entwicklung des Tourismus. Der Plan beinhaltete
den Bau neuer Hotels und Restaurants im gesamten Land sowie die
Ausbildung von Personal für die Betreuung der zunehmenden Anzahl
von Besuchern. Inzwischen werden in China pro Jahr etwa acht Millionen
Touristen gezählt.
Energie
Etwa
20 Prozent der jährlichen chinesischen Stromerzeugung werden
von Wasserkraftwerken gedeckt. Beinahe die gesamte restliche Energie
wird mit Hilfe der Kohleverbrennung erzeugt. Die wichtigsten Wasserkraftwerke
des Landes liegen bei Liujia Xia am Huang He in Gansu, in Danjiangkou
am Fluss Han in Hubei, in Gongu am Fluss Dadu in der Provinz Sichuan
und am Xin’an Jiang in Zhejiang. Zahlreiche weitere große Kraftwerke
wurden Ende der siebziger Jahre und in den achtziger Jahren errichtet,
darunter ein Werk am Jangtsekiang, direkt unterhalb seiner Quellen,
und eines am Fluss Huang He, wo dieser das Grasland Qinghai verlässt.
Neue Kohleverbrennungsanlagen sind in der Nähe der großen Kohlefelder
in Nordchina im Bau. Ein neues Kernkraftwerk ist in Shanghai errichtet
worden. Das erste chinesische Kernkraftwerk wurde im September
1996 nahe Hongkong in Betrieb genommen.

|